Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
und künstlich.
Mit einem Anflug von Schmerz und Überraschung in den Augen sah er sie an. »Ja. Vor etwa zehn Jahren, aber seitdem nicht mehr.«
»War es so schlecht?« Er erinnert sich tatsächlich, dachte sie bestürzt. Zum Glück habe ich mir nichts anmerken lassen.
»Ganz und gar nicht. Ich verbinde nur einige Erinnerungen damit. Aber nichts, was uns heute Abend interessieren sollte.« Er lachte freudlos.
Die Art, wie er die Pappschachtel mit dem Essen angestarrt hatte, barg eine Sentimentalität, die sie ihm gar nicht zugetraut hätte. Vielleicht hatte er ja doch etwas für sie empfunden.
Energisch verdrängte Amber diesen Gedanken. Wenn es so gewesen wäre, hätte er sich nicht aus dem Staub gemacht, als die Geschichte mit der Wette herauskam, überlegte sie. Und die Macht, die er über mich hat, habe ich ihm selbst gegeben. Nur muss ich das jetzt endlich ändern. Dass er sich daran erinnert, Knoblauchhuhn schon einmal gegessen zu haben, bedeutet ja nichts Besonderes. Wahrscheinlich zermartert er sich das Hirn darüber, mit welcher Sexbombe er in jener Nacht zusammen gewesen war.
Lächelnd setzte sie sich auf den Stuhl, den Lance für sie zurechtgerückt hatte. Sie war fest entschlossen, sich charmant zu geben und das Abendessen so angenehm wie möglich hinter sich zu bringen.
»Das sieht alles köstlich aus«, sagte sie und füllte sich einen Teller mit mehreren Leckereien auf. Ihr einziger Trost war die Champagnerflasche, die darauf wartete, ihren Druck zu entladen. Genüsslich kaute sie auf ihrem ersten Bissen herum und zuckte plötzlich zusammen, als sie auf ein Stück von etwas sehr, sehr Scharfem biss.
Sofort traten ihr Tränen in die Augen, und sie griff nach ihrem Bier. »Sie sollten eine Warnung auf die Packung schreiben«, keuchte sie.
Lance fächelte seinem halb geöffneten Mund mit der Hand etwas Luft zu und nahm danach auch einen Schluck Bier.
»Wahrscheinlich kann man sich damit sogar Vampire vom Leib halten.« Er begutachtete das Essen misstrauisch. »Vielleicht kann ich es noch gebrauchen.«
»Du kennst Leute, die dir wie Vampire vorkommen?« fragte sie und zwang sich zu einem Lächeln. »Im Geschäftsleben oder privat?«
Er musste lachen. »Gute Frage. In meinem Leben überschneidet sich das oft. Ich vermisse es, Freunde zu haben, die einfach nur Freunde sind.«
Amber nickte verständnisvoll. »Wenn ich Wanda nicht hätte, würde ich praktisch auf dem Trockenen sitzen«, stimmte sie zu und hätte sich im nächsten Augenblick für diese Bemerkung ohrfeigen können. Klasse, Amber, dachte sie. Gib doch gleich zu, dass du wegen eines Mannes zum Mauerblümchen geworden bist.
»Du bist in keiner festen Beziehung?«
»Nein, im Moment nicht.« Sie wischte sich die Tränen weg, die das scharfe Knoblauchhuhn ihr in die Augen getrieben hatte. Hoffentlich klinge ich wie jemand, der sich vor Verehrern kaum retten kann, dachte sie kläglich.
Hilfsbereit reichte Lance ihr eine Serviette. »Es ist lange her, dass ich eine Lady beim Abendessen zum Weinen gebracht habe«, sagte er grinsend, wurde dann aber wieder ernst. »Das klang furchtbar. Ich hoffe, du weißt, dass ich nur einen Spaß gemacht habe.«
»Ich bin sicher, dass du im Laufe der Zeit einige Herzen gebrochen hast.« Amber hatte es sich nicht verkneifen können, ihrer Stimme eine gehörige Portion Biss beizufügen. Sie musste ihn in dem Glauben lassen, der Vorfall auf dem College hätte sie im Grunde kalt gelassen.
»Auf kein einziges wäre ich stolz«, entgegnete er ernst. »Bei wenigstens einem tut es mir unendlich leid, und ich wünschte, es wäre nie passiert.«
Amber verspürte plötzlich den unbezwingbaren Drang, mit der Gabel den Reis auf ihrem Teller zu untersuchen. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie seinen Worten Glauben schenken können. Aber in jedem Fall bereute er nichts, was mit A.J. Kszyckniwicz zu tun hatte. Wahrscheinlich ging es um irgendeine Frau, die später Supermodel geworden war und für ihn jetzt eine angemessene Begleitung gewesen wäre. Dieser Gedanke raubt ihm bestimmt den Schlaf, dachte sie im Stillen.
»Also, was hat dich dazu gebracht, den Start deines eigenen Unternehmens jetzt zu riskieren? Es sieht so aus, als würde es dir momentan nicht gerade schlecht gehen«, sagte sie und sah sich im Schlafzimmer um. Ihr war jedes Mittel recht, jetzt das Thema zu wechseln.
»Das stimmt, aber mein jetziger Job ist mir sozusagen zu seelenlos. Du gehst zur Arbeit, du hast
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