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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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reichte ihn der Königin. Sie nahm ihn mit spitzen Fingern, als hafte Schmutz daran. Dann hielt sie ihn eine Weile ins Kerzenlicht und schüttelte zweifelnd den Kopf.
    „Wisst Ihr, dass es hervorragende Fälschungen gibt? Ich meine nicht grünes Glas, das würde jeder sofort erkennen – nein, ich denke an einen
garnet
, der in den meisten Fällen rot gefärbt ist, doch gibt es auch grüne Exemplare, die den echten
emeralds
sehr ähnlich sind.“
    „Da seid Ihr wohl besser informiert, Majestät. Es ist nur so, dass der tatsächliche wie auch der Erinnerungswert eines Geschenks vom Geber abhängt. Selbst wenn es sich nur um grünes Glas handelte, so wäre der Ring mir nicht weniger wert. Da er jedoch vom Kaiser kommt, liegt die Annahme seiner Echtheit sehr nahe.“
    Bianca sprach ein sehr reines und korrektes Italienisch – hatte Isabella ihre Worte überhaupt verstanden? Den Sinn wohl, denn Imperator war in vielen Sprachen die Bezeichnung für einen Kaiser und
presente
entsprach dem englischen
present
.
    In diesem Augenblick ahnte Isabella, dass sie sich auf einen Irrweg begeben hatte, doch egozentrische Menschen gestehen sich das niemals ein und geben anderen die Schuld. In ihrer Hilflosigkeit verrannte sie sich noch mehr.
    |293| „Ah, dann muss der Anlass wohl ein sehr bedeutender gewesen sein …“
    „Ja, Majestät, da habt Ihr Recht, es war nach der Geburt meines Sohnes Manfred.“
    „Wohl als Ausgleich für die illegitime Abkunft. Also ich würde die eheliche Geburt einem wertvollen Geschenk vorziehen.“
    Wie meist in peinlichen Situationen blieb Bianca völlig gelassen.
    „Jedem das Seine, Majestät, doch ich bezweifle nicht, dass der Kaiser auch die Geburt von Heinrich Carlotto mit einem Geschenk zu würdigen weiß.“
    Weit davon entfernt zu spüren, dass sie dieser Frau geistig nicht gewachsen war, schob Isabella alles auf ihr dürftiges Italienisch und tröstete sich mit dem Gedanken: Die Schönere bin ohne Zweifel ich, jeder Knabe würde das erkennen. Dennoch wandelte sich ihre anfangs höfliche Abneigung in Hass. Ihr Gesicht verschloss sich und nachdem sie zweimal herzhaft gegähnt hatte, hob sie unvermittelt die Tafel auf, murmelte etwas von ihren Wünschen für eine gute Rückreise und zog sich zurück.
    Selbst der mit den Feinheiten weiblicher Wortduelle wenig vertraute Giordano hatte die Verärgerung der Königin bemerkt und sagte warnend:
    „Diese Engländerin hast du dir zur Feindin gemacht. Ich halte das nicht für gut …“
    Bianca winkte ab.
    „Ach was, auf mein Verhältnis zum Kaiser wird es keinen Einfluss haben.“
    „Kennst du ihn so gut?“
    „Ich glaube schon.“
    Giordano dachte nach und glaubte es auch.
     
    In Padua gab es Nachrichten vom Kaiser.
    „Bianca,
carissima amica
– politisch gesehen war es bis jetzt kein gutes Jahr und ich fürchte, es wird nicht besser enden. Immer häufiger habe ich die Empfindung, in einer Tretmühle zu stecken: Ich trete und trete und nichts bewegt sich. Dem Papst kommen die lombardischen Misserfolge gerade recht, er offenbart seine Feindschaft immer deutlicher und zeigt dadurch unverhüllt, dass er alles andere ist als ein ‚Stellvertreter Christi auf Erden‘. Einen gewissen Gregor von Montelongo – er zählt zu meinen |294| ärgsten Feinden – hat er als Legat nach Mailand gesandt, um die verräterische Liga zu unterstützen. Nun erhalte ich die Nachricht, Seine Heiligkeit bereite eine umfassende Beschwerdeliste vor, die mir im Oktober zugestellt werde, deren ungefähren Inhalt ich durch meinen Zuträger am Lateran aber bereits kenne. Das meiste ist völlig aus der Luft gegriffen, anderes verdreht und entstellt. Natürlich werde ich später darauf antworten, ohne mir viel Hoffnungen zu machen.
    Von der Geburt meines Sohnes habe ich inzwischen erfahren; so hat das Schicksal mir eine weitere Schachfigur für das politische Spiel geschenkt. Ich werde versuchen, auch dieses Kind zu lieben, bezweifle aber, dass es den Weg zu meinem Herzen findet. Da gibt es wenig Raum, denn Du, Manfred, Costanza und Violante halten dort alle Plätze besetzt. Ob ich das Christfest mit euch feiern kann, ist fraglich, doch das neue Jahr findet mich mit Sicherheit an eurer Seite.“
     
    Für die Weihnachtszeit machen viele Christen allerlei Pläne – da wird verlobt, geheiratet und getauft. Anna hatte sich in den Kopf gesetzt, um diese Zeit mit Roberto in den Stand der Ehe zu treten, doch ihr sonst eher sanfter Herzensfreund lehnte dies rundweg ab. Sie

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