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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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und ich bin angewiesen die Summe entgegenzunehmen.“
    Giordano nickte, schaute auf die Quittung und sah den Preis. Achtzehn Dukaten! Ich brauche die Gelegenheit für einen zweiten Besuch, schoss es ihm durch den Kopf.
    „Da muss ich wohl etwas missverstanden haben, denn die Rede war von vierzehn Dukaten.“
    Da riss der
garzone
vor Staunen den Mund auf und es dauerte eine Weile, bis er ihn wieder schloss. Er schluckte mehrmals.
    „Aber der Meister hat gesagt …“
    „Es kümmert mich nicht, was ein
orefice
so daherredet.“ Er riss die Quittung entzwei und warf sie zu Boden. „Wann kommt dein Herr zurück?“
    „So – so um die zweite oder dritte Nachtstunde.“
    „Sage ihm, ich komme übermorgen wieder und wenn ich dann nicht den Ring und die richtige Quittung vorfinde, werde ich zeigen, was ein Graf Lancia, im Dienst Seiner Majestät des Kaisers, vermag.“
    Er rauschte hinaus und war mit seinem Auftritt hochzufrieden. Dann glaubte er ein feines Stimmchen zu hören: Ist diese Szene eines Grafen Lancia würdig? Als Adliger müsstest du ein Vorbild für andere sein … Giordano hielt sich die Ohren zu und presste heraus: „Wenn es um Frauen geht, handeln wir alle gleich, ob Bauer, Bürger, Edelmann oder Kaiser.“
    Da verstummte die warnende Stimme.

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    Sie ritten langsam die Brenta entlang. Bianca saß anmutig auf ihrer weißen Stute, gefolgt von Anna auf einem Maultier, geleitet und beschützt von Giordano mit einem Dutzend Bewaffneter.
    Die Landschaft war flach und eintönig, das meist sumpfige Ufer mit Birken, Pappeln, Weiden und niedrigen Sträuchern dicht bestanden. Padua und Venedig hatten gemeinsam den vielbegangenen Weg mit Steinen befestigen lassen, doch das musste bei den regelmäßigen Herbstüberschwemmungen immer wieder erneuert werden.
    Das mit den höchstens drei Reitstunden erwies sich als Untertreibung, denn sie waren fast einen halben Tag unterwegs. Die spätsommerliche Schwüle ließ die kleine Reisegesellschaft wortkarg werden, einige fielen in Halbschlaf und wachten nur auf, wenn die Pferde stolperten oder vor Hindernissen scheuten.
    Giordanos Denken war, wie auch die Tage zuvor, ganz von Antonia beherrscht. Immer wieder sah er sich auf dem Weg zu der kleinen Kirche, deren klobigen Turm die sinkende Sonne mit einem rosigen Schein überhauchte und ihn seltsam schwerelos erscheinen ließ. Auch wenn die erste Nachtstunde noch nicht erreicht war, wollte Giordano nicht draußen herumlungern und so betrat er die Kirche, tauchte seine Finger in das Weihwasserbecken, schlug ein Kreuz und sah sich behutsam um. Natürlich kam gleich der
sagrestano
und fragte flüsternd, womit er dienen könne. Giordano drückte ihm einen
grosso
in die Hand und bat, am Marienaltar für ihn eine Kerze anzustecken. Ob man heute auch beichten könne? Der Mann nickte. Das sei fast immer möglich, wenn ein
parroco
zugegen sei, im Notfall könne einer geholt werden. Ob er das tun solle? Giordano winkte ab, nein, heute sei es nicht nötig.
    Nach Sonnenuntergang war die Kirche nur noch durch einige brennende Kerzen erhellt, deren Schein aber nicht weit reichte, sodass der größte Teil des Raumes im Finsteren lag. Da seine Augen sich an die Dämmerung gewöhnt hatten, sah er, wie eine schwarze Gestalt zu einem der Beichtstühle huschte. Er wartete ein wenig, erhob sich dann und fragte ins Dunkle:
    „Seid Ihr der Priester?“
    Er hörte ein leises Lachen und dann befahl eine kaum vernehmbare Flüsterstimme: „Folgt mir ins
battisterio
.“
    |288| Dort brannte zum Glück eine Kerze, sodass er sehen konnte, wie die Gestalt hinter einem Flügelaltar verschwand. Er tappte hinterher, fühlte sich von zwei Händen zu Boden gezogen, ertastete nacktes Fleisch, fühlte, wie ihm eine Hand derb zwischen die Beine griff.
    „Runter mit der Hose!“, zischte sie und alle Hemmungen fielen von ihm ab. Dort, in einem finsteren Winkel der Taufkapelle, paarten sie sich wie läufige Tiere und hatten kaum Zeit, in ihre Kleider zu schlüpfen, als sie die Schritte des Mesners hörten. Sie zischte: „Er weiß Bescheid, ich habe ihn bezahlt.“
    Dann hörten sie seine leise Stimme: „Signori, in zehn Minuten beginnt die Abendmesse …“
    Ja, das war es dann. Sie gingen stumm auseinander und er schämte sich, das hielt jedoch nicht lange vor. Als er Antonias Nachricht erhielt, sie erwarte ihn um die Mittagszeit in der Gaststätte am Markt, da war er wieder bereit – mehr als bereit, süchtig nach einer neuen Begegnung. Die Rufe seiner

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