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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Gast seid. Vielleicht gefällt es mir, den Kaiser zu bitten, im Sommer hierher übersiedeln zu dürfen. Ihr könnt Euch ja dann ein Haus unten im Ort mieten oder wieder in Eure Heimat ziehen.“
    Freilich verlief dieses Gespräch nicht so glatt und reibungslos, wie es hier wiedergegeben ist. Je heftiger sich Isabella in ihren Zorn hineinsteigerte, desto mehr ging sie zum Englischen über und einer ihrer Höflinge bemühte sich, das Gesagte in verständliches Italienisch zu bringen. Seine Aufgabe war nicht leicht und immer häufiger entstand ein kaum noch entflechtbares Stimmengewirr. Je aufgeregter die Königin daher redete, umso ruhiger fühlte sich Bianca. Sie lächelte heiter.
    |354| „Seid bedankt für Eure Vorschläge, auch dafür, dass ich nun Eure Meinung über mich erfahren durfte. Ihr müsst dies alles dem Kaiser unterbreiten, denn auf ihn kommt es letztlich an. Wollen wir nun unser Mahl fortsetzen oder habt Ihr noch etwas auf dem Herzen?“
    Isabellas blaue Augen erstarrten zu Eis, ihr Gesicht glühte vor unverblümter Abneigung.
    „Ja! Ich möchte nicht weiter mit Euch an einem Tisch speisen und Ihr habt die Wahl, Euch einen anderen Platz zu suchen oder zu verschwinden. Lehnt Ihr das ab, dann werde ich mich zurückziehen.“
    Bianca hob nur die Achseln und schwieg. In aller Ruhe stand sie auf und ging zusammen mit Costanza zu dem Tisch, an dem Anna und ihr Ehemann Roberto saßen. Das Streitgespräch war nur halblaut geführt worden, sodass Anna nicht wusste, was vorgefallen war.
    „Aber Donna Bianca, warum – was hat – ist die Königin …?“
    „Ihre Majestät will künftig nicht mehr mit mir zusammen an einem Tisch sitzen. Ich habe ihrem Wunsch entsprochen und hoffe, hier einen Platz zu finden.“
    Bianca hatte so laut geredet, dass alle es hören konnten. Doch niemand wagte eine Äußerung, nur von da und dort war unterdrücktes Murmeln oder zischelndes Flüstern zu vernehmen. Die Kunst des Kochs wurde kaum noch gewürdigt und nie zuvor war so viel wieder abgetragen worden – zur Freude der Bediensteten, die solch stattliche Reste durchaus zu schätzen wussten.
     
    Die Königin blieb noch vier Tage, erkundete die Umgebung von Melfi und mied jedes Zusammentreffen mit Bianca. Dafür empfing sie mehrmals den Hofkaplan und führte mit ihm längere Gespräche. Was hatten die beiden zu bereden? Am Tag nach dem vom Streit getrübten Nachtmahl bat er um eine Audienz, die sie ihm sofort gewährte.
    An jenem Abend hatte sie sofort gespürt, dass Don Tommaso keineswegs zu Biancas Freunden zählte. Zwar hatte er mehrmals den Streit zu schlichten versucht, doch immer auf eine Weise, die spüren ließ, dass er nicht geneigt war, Biancas Partei zu ergreifen.
    „Ah, Don Tommaso! Seltsam schon, dass mein Gemahl Euch nicht mit auf die Reise nimmt. Einen Hofkaplan!“
    Don Tommaso lächelte wehmütig.
    |355| „Ja, diesen Titel trage ich, aber bin ich es wirklich? Das Interesse Seiner Majestät an Religion ist, wenn ich das mit Respekt bemerken darf, etwas bescheiden. Oder sagen wir es so: Der Kaiser steht über den Religionen und muss es wohl auch, da seine Kerntruppen aus Sarazenen bestehen. Wenn es nicht so wäre, käme es in Lucera bald zu Unruhen. Wer an den Mauern dieser Stadt entlangreitet, kann mehrmals am Tag den Ruf des Muezzins hören – ja, es ist schon seltsam.“
    Isabella lächelte beruhigend.
    „Der Kaiser tut schon das Richtige – meistens jedenfalls. Aber was führt Euch hierher?“
    Sie hatten im Erker Platz genommen. Ein angenehm kühler Platz, mit dem Fenster nach Norden und im Schatten eines der Burgtürme. Aus Don Tommasos Leibesumfang hatte sie geschlossen, dass er Tafelfreuden nicht abgeneigt war. So ließ sie ein kleines Frühstück bringen mit kaltem Geflügel, Käse, Brot und Wein. Sie konnte beobachten, wie dem Kaplan das Wasser im Mund zusammenlief, das er leise schmatzend hinunterschluckte – den Wein lehnte er ab.
    „Untertags trinke ich nur Quellwasser“, sagte er bescheiden und segnete die Mahlzeit. Als der Diener später abräumte, war nichts übrig geblieben. Don Tommaso schaute sie fragend an.
    „Sprecht nur, Don Tommaso.“
    „Es geht um Donna Bianca. Ich sage es geradeheraus: Ihr Einfluss auf den Kaiser gefällt mir nicht. Über zwei Ehefrauen hinweg hat er ihr die Treue gehalten, wenn ich es so formulieren darf. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu! Jedenfalls gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass sie eine Hexe ist.“
    Er gebrauchte das Isabella nicht

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