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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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geläufige Wort
strega
.
    Sie wiederholte es fragend: „
Strega
?“
    Wieder griff Don Tommaso zum Hilfsmittel Latein und sagte: „
Venefica
“. Wie fast alle abendländischen Fürstenkinder hatte auch Isabella einen zwar unregelmäßigen, doch über Jahre sich hinziehenden Lateinunterricht genossen.
    „Ja, das verstehe ich – eine Zauberin also. Wie seid Ihr zu dieser Erkenntnis gekommen?“
    „Schon der verstorbene Hofastrologe Michele Scotus hegte diesen Verdacht, der sich bei mir seither verstärkt hat.“
    Isabella beugte sich neugierig vor.
    |356| „Und warum?“
    Don Tommaso lächelte schalkhaft.
    „Dazu braucht Ihr nur in den Spiegel zu schauen, Majestät.“
    Sie verstand sofort, was er meinte, stellte sich aber unwissend.
    „Klärt mich auf, Don Tommaso.“
    „Wer eine Schönheit wie Euch zur Gemahlin hat, der wendet sich in der Regel von einer Konkubine ab, die sich damit in keiner Weise messen kann. Doch der Kaiser tut es nicht, ja, jemand hat ihn sagen hören, seine eigentliche Familie sei Donna Bianca mit ihren Kindern. Das andere sei nur Politik – nichts weiter.“
    Das waren Worte, die schmerzhaft in ihr Herz drangen. Nichts weiter zu sein als ein Stück Politik! Galt das auch für Heinrich Carlotto? Ist mein Sohn auch nur ein Stück Politik?
    Isabella war von klein auf daran gewöhnt, vor Freunden oder der Dienerschaft ihre Gefühle zu verbergen. So entgegnete sie leichthin:
    „Wenn Ihr es nicht selber gehört habt, kann es auch erfunden sein. An einem Hof wird so viel herumgetratscht, da habe ich meine Erfahrungen. Nicht dass solche Bemerkungen geradewegs erlogen werden, oh nein, irgendetwas entfernt Ähnliches wird der Kaiser schon gesagt haben, etwa, dass ein weiterer Sohn ihn politisch stärke. Mehr wird es wohl nicht gewesen sein.“
    Don Tommaso stimmte eifrig zu.
    „Ja, das ist auch meine Meinung! Aber es ändert nichts daran, dass Donna Biancas bescheidene Erscheinung den hohen Ansprüchen des Kaisers nicht genügen dürfte. Ich wiederhole es: Sie ist eine vielerfahrene
strega
, die seit Jahren einen starken Liebeszauber anwendet. Habt Ihr eine andere Erklärung?“
    Vielleicht ahnte Isabella, dass es über die äußere Erscheinung hinaus etwas gab, das zwei Menschen aneinander bindet, doch ihr oberflächliches Wesen verhinderte, dass eine klare Erkenntnis daraus wurde.
    „Wie sollte ich? Mich überrascht und befremdet es ja auch, dass diese graue Maus einen Mann fesselt, dem alle weibliche Schönheit dieser Erde zu Füßen liegt.“
    „Nicht nur zu Füßen! Der Kaiser ist mit einer der Schönsten verheiratet. Das ist, als hätte jemand zwischen drei Säcken mit Gold, Silber und Blei die freie Wahl. Er greift natürlich ins funkelnde Gold und nicht ins graue Blei, es sei denn, eine teuflische Magie lässt das Blei wie Gold und das Gold grau erscheinen.“
    |357| „Ihr seid ein beredter Mann, Don Tommaso, aber was Ihr sagt, leuchtet ein. Doch was sollen wir dagegen tun?“
    Er dachte stirnrunzelnd nach.
    „Das muss genau durchdacht sein. Wir könnten damit beginnen, dass Ihr beim nächsten Treffen mit dem Kaiser Euch bitter über die Behandlung in Melfi beklagt. Um der guten Sache willen dürft Ihr dabei auch übertreiben. Sagt einfach, Ihr seid das Gefühl nicht losgeworden, dass Bianca Euch aus dem Weg räumen will. Sagt es unter Tränen und in einem Augenblick, da der Kaiser – als Mann – besonders zugänglich ist.“
    Isabella drohte scherzhaft mit dem Finger.
    „Mir scheint, Eure Erfahrungen gehen weit über das einem Priester Zugängliche hinaus.“
    Don Tommaso senkte bescheiden das Haupt.
    „Zur höheren Ehre Gottes müssen wir Priester uns in Bereiche begeben, die – nun, die etwas unheilig sind.“
    „Gut, gut, das sehe ich ein. Doch unser Plan wird misslingen, wenn er – und das ist leider die Regel – sie zuerst besucht. Sie wird ihm dann einen Berg von Lügen auftischen und ich muss mich auf seine Vorwürfe gefasst machen.“
    „Kommt Zeit, kommt Rat! Ich denke, dass Seine Heiligkeit den Kaiser bald in die Knie zwingen wird, und dann wird er froh sein, Euch zur Frau zu haben. Eine Bianca kann nämlich nichts für ihn tun, ein englischer König aber viel.“
     
    Natürlich erfuhr Bianca von dem Treffen der Königin mit dem Hofkaplan. Eine Ahnung sagte ihr, dass sich etwas gegen sie zusammenbraute, wie aber konnte sie Genaueres erfahren? Nicht anders als Friedrich blickte sie mutig nach vorne und handelte sofort. Kaum war Isabella abgereist, befahl sie

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