Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Lösung gefunden war.
Der Papst tobte in ohnmächtigem Zorn, aber es machte sich auch sonst Unwille breit. König Ludwig von Frankreich drängte auf die Freilassung seiner Prälaten und Friedrich gab in diesem Fall nach. Alle anderen verblieben in seinem Gewahrsam und nicht wenige starben in den von der hochsommerlichen Hitze durchglühten Kerkern.
Nun rückte der Kaiser dem damals schon todkranken Papst zu Leibe. Gregor konnte das umstellte Rom nicht verlassen und erlag im August seiner Krankheit. Das kaiserliche Lager atmete auf und Friedrich verkündete:
„Wahrhaftig, er ist tot – er, der der Welt den Frieden nahm!“
So umfassend der militärische Sieg des Kaisers war – er nannte ihn ein Gottesurteil –, so klein war der politische Gewinn. Die Gefangenhaltung so vieler Prälaten aus christlichen Ländern wollten vor allem spanische und italienische Fürsten nicht dulden und meldeten immer stärkere Proteste an. Friedrich hatte dem Papst |350| angeboten, sämtliche Gefangenen gegen Aufhebung des Bannspruchs freizulassen, doch der uralte sterbende Papst war vom Hass so verblendet, dass er es ablehnte. Nun aber war dieses Hindernis beseitigt und die Wahl eines neuen Papstes stand bevor.
Friedrich wusste, es würde ein langes schwieriges Konklave werden, und zog sich abwartend nach Apulien zurück. Was er dort in Melfi von Bianca erfuhr, war ärgerlich, doch es konnte die gute Laune des Siegers auf die Dauer nicht trüben.
„Es ist mit Gottesurteilen so eine Sache, Bianca, und du weißt, dass ich sie für Gerichtsentscheide verboten habe. Aber wenn Gott tausende seiner geweihten Priester in schmähliche Gefangenschaft schickt, dann ist Sein Wille doch klar und deutlich. Meinst du nicht?“
Sie musste ihm Recht geben und dann erfuhr Friedrich, was sich inzwischen hier abgespielt hatte.
Bianca hatte den Koch und seine Gehilfen angespornt, ihr Bestes zu tun, denn schließlich sei nicht nur irgendeine Königin zu Gast, sondern die von Sizilien.
„Wir bewirten sie in ihrem eigenen Land, denkt daran!“
Sie dachten daran, doch der Hochsommer hat seine eigenen Speisegesetze, und so gab es keine Fische. Die Flüsse waren ausgetrocknet und der Seefisch wäre nach zwei Tagen Transport kaum noch genießbar gewesen. Freilich, man konnte ihn einsalzen oder trocknen – für verwöhnte Gaumen eine Zumutung. Nun, der
cuoco di corte
tat was er konnte. Er war durch Friedrichs Geschmack vor allem auf Wildgerichte spezialisiert, die er mit Pilzen – getrocknete waren vorhanden – abrundete und mit einer Tunke aus
uva orsina
, aus Bärentrauben servierte. Zuvor hatte er natürlich versucht, bei ihrem Gefolge herumzuhorchen, doch die meisten saßen niemals am Tisch der Königin und die es taten, hielten sich bedeckt, um nur nichts Falsches zu sagen. So bereitete er dreierlei Geflügel, nämlich Taube, Huhn und Ente, außerdem zauberte er eine Auswahl von Süßspeisen, die von säuerlich süß über bittersüß bis zu sahnig süß reichten. Frischgebackenes Brot in zweierlei Ausführung und erlesene Weine aus den kühlen Tiefen des Schlosskellers rundeten die Mahlzeit ab.
Bei dem Nachtmahl in Noventa war die Lage der Dinge eindeutig gewesen: Bianca war der Gast und Isabella die Gastgeberin. Im gegenwärtigen Fall war es nun eigentlich umgekehrt, doch die Königin |351| hatte dazu eine eigene Meinung. Das Kastell von Melfi befand sich im Besitz ihres angetrauten Gatten und sie konnte doch nicht gut ihr eigener Gast sein! Die Räume des Kaisers bewohnte jetzt sie, die Kaiserin. So gesehen, musste sie auch als Gastgeberin auftreten. War denn diese Bianca mehr als ein Gast? Friedrich ließ sie in Melfi wohnen, aber konnte man daraus ein Anrecht ableiten?
Nachdem Isabella gebadet, geruht und sich hatte ankleiden lassen, trug sie dieses Dilemma ihrer Zofe vor.
„Ich weiß nicht so recht, wie ich mich in diesem Fall verhalten soll.“
Mary dachte nach und suchte dabei nach Präzedenzfällen aus der Vergangenheit. König Henry, Isabellas Bruder, war in Bezug auf Frauen kein Kostverächter, doch seine Gemahlin Eleonore von der Provence hielt das gesellschaftliche Leben fest im Griff, ließ sich nicht dreinreden und achtete streng darauf, keiner Kebse ihres Gatten jemals zu begegnen. Mit Friedrich war das anders, in nahezu allen Dingen bestimmte er allein. So fragte die Zofe:
„Wäre es dem Kaiser recht, wenn Ihr hier als Gastgeberin auftretet?“
Isabella dachte nach und fand keine Antwort.
„So gut kenne ich ihn
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