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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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für eine Hexe, die dem polygam veranlagten Kaiser zu ihren Gunsten in einen monogamen Sklaven verwandelt habe. Und so begannen sie Bianca Lancia zu fürchten. Wenn ihr Liebeszauber so gut wirkt, so dachten sie, dann wird sie auch noch zu anderen Hexenkünsten fähig sein. So spaltete sich der Hof in zwei Lager. Das kleinere bestand aus Friedrichs unmittelbarer Umgebung, aus nüchternen und gebildeten Menschen, wie Petrus de Vinea und dem beratenden Gelehrtenkreis, der für den Kaiser tätig war. Sie hielten Bianca für eine schöne Frau, die den Kaiser mit Liebe und Hingabe an sich band, das waren die Künste einer liebenden Frau und kein Hexenzauber. Die zweite, größere Gruppe, Frauen und Männer aus der Dienerschaft und der Truppe, glaubte mehr oder minder an einen Liebeszauber, doch |159| nicht alle hielten Bianca deshalb für eine Hexe. Bei den meisten Frauen herrschte die Anschauung, sie besitze ein umfassendes Wissen und beherrsche magische Praktiken, die sie für ihre Zwecke einsetze.
    Leider gab es auch solche, die sie für eine wirkliche Hexe hielten und mit dem Teufel im Bunde glaubten. An ihrer Spitze stand Thomas, genannt Don Tommaso, der Hofkaplan des Kaisers, nicht jedoch sein Beichtvater, auch nicht der von Bianca. Dieser Mensch sei eine Kreatur des Papstes, hatte Friedrich sie gewarnt, und nur der Papst könne das Beichtgeheimnis aufheben. Zudem hielt Friedrich es für unter seiner kaiserlichen Würde, bei einem Kaplan zu beichten. Wenn er es tat, was höchst selten geschah, dann bei seinem väterlichen Freund, dem Erzbischof Berardo von Palermo. Als Einziger durfte dieser den Kaiser auch vor Zeugen duzen, was wohl daran lag, dass er Friedrich schon als Kind gekannt und ihm damals beigestanden hatte. Bianca duzte ihn nur in intimer Zweisamkeit, ansonsten, auch im Kreis vertrauter Freunde, nannte sie ihn „Dominus“ und redete ihn mit „Ihr“ und „Euch“ an.
    Don Tommaso, der
cappellano di corte
, litt am kaiserlichen Hof unter mancherlei Unbill, doch er musste sie ertragen, da Papst Gregor ihn auf Umwegen in diese Stellung gebracht hatte. Der Kaiser und einige Vertraute wussten dies, doch Friedrich nutzte Don Tommasos Spitzeltätigkeit und sprach in seiner Gegenwart manches aus, das er auf solche Weise dem Papst übermitteln wollte.
    Die äußere Erscheinung des Hofkaplans zeigte nun keineswegs das Bild eines hageren Asketen mit finsterem Gesicht, der nichts lieber tat, als Buße zu predigen. Thomas war eher klein, etwas dicklich, aß und trank sehr gerne und kleidete sich bescheiden. Doch sein Glaube stand felsenfest, auch der an das Böse. Der Teufel war für ihn tatsächlich ein Dämon, der es liebte, in verschiedenen Gestalten aufzutreten und die Menschen zu allerlei Sünde zu verleiten.
    Von Bianca Lancia war er überzeugt, dass Satan sie verführt und gefügig gemacht hatte. So war es ihr gelungen, den Kaiser in ihr Bett zu locken, um ihn im Sinne des Teufels zu beinflussen. Daran glaubte er und so musste er dementsprechend handeln. Natürlich in aller Vorsicht und nicht zu überstürzt. Doch es gab einen Weg, Näheres über Bianca zu erfahren, und der führte über Anna, ihre Leibdienerin, die ihre kleinen Sünden bei Don Tommaso zu beichten pflegte.
    |160| Einmal war es freilich um mehr gegangen und es hatte Anna große Überwindung gekostet, im Beichtstuhl der Hofkapelle vor Don Tommaso zu knien. Ihr Hauptanliegen wollte sie am Ende vorbringen, doch kaum hatte sie die kleinen Sünden gebeichtet, als Don Tommaso schon die Absolution herunterleierte. Dann spielte er den besorgten Beichtvater und stellte ihr einige Fragen, die sie ein wenig ungehörig empfand, doch wie sollte sie einem Priester die Antwort verweigern? Als Anna nach der Absolution „Gelobt sei Jesus Christus“ sagte, hörte sie statt dem „In Ewigkeit, Amen“ Don Tommasos weiche, einschmeichelnde Stimme:
    „Bleib noch ein wenig, meine Tochter. Fühlst du dich wohl im Dienst der Donna Bianca? Sie ist dir gewiss eine gute Herrin?“
    „Aber ja! Ich bin am Hof ihres Vaters aufgewachsen, das ist fast so, als – als seien wir verwandt …“
    „Das ist ja prächtig! Leider zieht es Donna Bianca vor, anderswo ihre Beichte abzulegen, aber vielleicht ändert sie noch ihre Meinung, das könnte doch sein?“
    Anna spürte das Drängende hinter diesen Fragen und verschloss sich.
    „Da mische ich mich nicht ein, auch weil es sich für eine Dienerin nicht gehört.“
    Don Tommaso war nicht so dumm, jetzt

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