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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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das Ächzen und Stöhnen dieser Männer, wenn sie Säcke schleppten, um ihren Inhalt zu untersuchen. Das schwöre ich auf den Koran.“
    Nun wurde der Mullah unsicher, zwinkerte mit den Augen und zupfte an seinem Bart.
    „Dann muss ich die falschen Zeuginnen bestrafen …“
    Giordano begann die Geduld zu verlieren und wurde laut.
    „Geht es nicht in deinen störrischen Schädel, dass es sich hier um einen Irrtum handelt? Verbietet der Koran den Irrtum? Gewiss nicht! Die Zeuginnen haben sich getäuscht und wir hätten unser Tun öffentlich machen sollen.“
    Er ließ Aminas Sohn hereinholen und befahl ihm, vier ehrenwerte Männer herbeizurufen. Der Junge grinste, nickte und lief hinaus. Er musste nicht lange suchen, denn das Eindringen der christlichen Soldaten ins Haus des verehrten Mullahs war nicht unbemerkt geblieben. Bevor die Männer eintrafen, drohte Giordano:
    |153| „Falls du meinen Wunsch nicht erfüllst, werde ich dich ins Zeltlager holen. Da möchte ich nicht in deiner Haut stecken …“
    So verkündete der Mullah vor vier Zeugen, dass ein Irrtum vorliege und alle Beteiligten schuldlos seien.
    „Gut“, sagte Giordano, „wir sind noch lange hier und wehe dir, wenn du dein Urteil widerrufst.“
    Damit aber war der Fall leider nicht ausgestanden, denn Giordanos rüdes Verhalten drang bis zu seinen Vorgesetzten. So wurde er – ein Graf Lancia hatte Anspruch darauf – zu Graf Thomas von Acerra, dem kaiserlichen Statthalter von Syrien gerufen. Der empfing ihn mit der Feststellung:
    „Ich kann mir schon denken, was da geschehen ist, verstehe auch, dass man sein Liebchen vor einer solchen Strafe bewahren will. Aber mit brachialer Gewalt ins Haus eines Mullahs einzudringen – nein, mein Lieber, da seid Ihr zu weit gegangen. Wir müssen uns mit diesen Herrschaften gut stellen, solange wir hier sind. Also kauft künftig Euer Brot woanders und macht dem Mullah ein Versöhnungsgeschenk.“
    Der Graf ließ ein in grüner Seide eingeschlagenes Buch bringen aus dem eingezogenen Besitz eines überführten Verräters. „Was sollen wir mit einem Koran anfangen?“
    Letzten Endes freuten sich dann alle. Der Mullah über das kostbare Geschenk, Amina, weil sie der Strafe entgangen war, und Giordano, weil es für ihn keine weiteren Konsequenzen gab, abgesehen von einer Rüge des Kaisers, die aber nur ein Sekretär unterzeichnet hatte. Amina durfte sich doppelt freuen, denn nun wollten sich viele die schöne Bäckerswitwe anschauen, und das ging nur während eines Einkaufs. Ob das die Freuden des Bettes aufwog? Als lebenstüchtige Frau stellte sie sich diese Frage nicht.
    Diese Geschichte hatte Giordano seiner Schwester nicht erzählt, wie auch der Kaiser Bianca gegenüber einiges verschwieg. Während der langen Vertragsverhandlungen mit dem Sultan tauschten die beiden hohen Herren eifrig Geschenke aus. Aber auch das wurde ein wenig eintönig, nachdem eine Reihe von Dolchen, Schwertern, Harnischen, illustrierten Büchern, das zierlich gewundene Horn des sagenhaften Tieres
unicorno
und manch andere Kuriosität den Besitzer gewechselt hatten.
    Der Sultan allerdings genoss den Vorzug, auch Menschen verschenken zu dürfen, sodass Friedrich für die jungen und hübschen |154| Sklavinnen – sie waren in Gesang, Musik und Tanz ausgebildet – am Ende ein eigenes Haus errichten musste. Diese Geschenke trugen Namen wie Fatima, Aischa, Sara oder Halima und Friedrich war nicht der Mann, sie wegzusperren. Nein, jedes dieser sehr hübschen, sehr reinlichen und als Liebhaberinnen sehr geschickten Mädchen holte er mehrmals in sein Zelt, wo sie ihren Sklavenstand vergaßen und zu ihrem Erstaunen einen Liebhaber vorfanden, der sie achtungsvoll behandelte, fließend Arabisch sprach und mit Geschenken nicht geizte. Es ging ihnen besser als jemals zuvor und als Friedrichs Heimfahrt bevorstand, brauchten die meisten nicht lange zu überlegen, für welche der beiden Möglichkeiten sie sich entscheiden sollten: die Freiheit und eine kleine Abfindung zu erhalten oder als eines seiner Kebsweiber mit nach Italien zu reisen. Nur zwei wählten den ersten Weg und kehrten zu ihren Familien zurück. Die anderen wussten, dass ihre Freiheit wenig wert war, denn man würde in ihnen stets die früheren Sklavinnen sehen.
    So besaß der Kaiser nun einen Harem, den er in Foggia im dortigen Palast unterbrachte. Da gab es natürlich viel Gerede und Bianca wusste von Anfang an Bescheid, aber sie dachte nicht weiter darüber nach und Friedrich sah darin

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