Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
Vom Netzwerk:
den Nachmittagen, häufig dort auf, begleitet von Anna und meistens auch von der kleinen Costanza, deren Korb im Schatten des Apfelbaumes stand, gehütet von ihrer
balia
. Natürlich war immer eine Wachmannschaft in der Nähe und wenn Bianca das Kind stillte, musste die sich entfernen.
    Hier nun fand Giordano endlich eine Möglichkeit, sich ungestört mit Anna zu treffen, denn die Büsche standen so dicht, dass es nur wenige Schritte brauchte, um – für die anderen unsichtbar – sich flüsternd zu unterhalten. Zuerst wollte sie sich nicht küssen lassen und so suchte Giordano sie mit Worten zu betören. Sie spürte seinen heißen Atem, als er ihr ins Ohr flüsterte:
    „Anna, du bist das schönste Mädchen am ganzen Hof! Du wirst nun fragen, warum ich das nicht eher bemerkt habe? Weil es mit dir ging, wie mit den Blumen: Als Knospen sind sie unscheinbar, halb entfaltet lassen sie etwas ahnen, aber erst, wenn sie voll erblüht sind, trifft es dich wie ein Blitz: Welche Schönheit sich hier verbarg!“
    Und so ging es fort und fort. Nicht ungern hörte Anna solche Worte, ließ sich schließlich sogar küssen. Dann kamen die heißen Sommertage und auch Bianca fügte sich dem Gesetz des Südens. Von den Mittags- bis zu den frühen Abendstunden hatte jede Tätigkeit zu ruhen, es sei denn, sie war lebensnotwendig.
    Natürlich hatte Bianca die Bemühungen ihres Bruders um Anna bemerkt, ohne sich darüber zu äußern. Mochte aus den beiden ein |163| Liebespaar werden, heiraten konnte er sie nicht, das Weitere würde sich finden. Da es um die Mittagsstunden im Garten Eden auch im Schatten zu heiß war, blieb Bianca in ihrem nach Norden gelegenen
dormitorio
und gab Anna zu verstehen, dass sie über die nächsten Stunden frei verfügen könne.
    So trafen sich die Liebesleute im hitzeflirrenden Garten und Giordano bemühte sich, ihren letzten Widerstand zu überwinden.
    „Eine so große Sünde kann ich nicht begehen“, wandte Anna ein und presste beide Hände auf ihren Schoß. Sie lagen auf einem schmalen Stück Rasen hinter dichten Sträuchern und Giordano richtete sich bei ihren Worten erstaunt auf.
    „Große Sünde? Wir sind beide erwachsene Menschen und lieben uns. Mit deinen unbedachten Worten machst du meine Schwester zu einer großen Sünderin – ist dir das bewusst?“
    Nun war es Anna, die sich empört aufrichtete.
    „Was redest du da? Wenn der Kaiser … also, wenn der Kaiser …“
    „Der Kaiser ist auch nur ein Mann. Stelle ihn dir nackt zwischen seiner ebenfalls nackten Leibwache vor – wo ist da ein Unterschied?“
    „Ich weiß nicht, wie ein nackter Mann aussieht …“
    Da mussten sie beide lachen. Natürlich hatte Anna längst erwogen, sich seinen Wünschen zu ergeben, aber sie wollte es ihm nicht zu leicht machen. Doch an diesem hitzetrunkenen Augustnachmittag geschah es. Kurz zuvor hatte der Gärtner den ohnehin spärlichen Rasen gemäht und Anna fühlte, wie die Grasstoppeln in ihren nackten Hintern stachen, aber dann spürte sie nur noch den Geliebten, der ruhig und ohne Hast die Tür zu Annas Weiblichkeit aufstieß. Dabei küsste er unablässig ihr vor Hitze und Aufregung glühendes Gesicht, in dem die Sommersprossen sich fast spurlos verflüchtigt hatten.
    „Das also war es“, sagte sie danach, noch schwer atmend.
    Giordano stutzte.
    „Hat es dir nicht gefallen?“
    „Doch, aber es war anders als … als ich es erwartet hatte.“
    „Wie anders? Schöner, schlechter …?“
    „Einfach anders – ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.“
     
    Von da an waren sie ein Liebespaar und alle wussten es, aber nicht alle hießen es gut. Vor allem nicht Urso da Venosa, der älteste der |164| drei Capitani. Er war nicht von Adel, stammte aus dem Städtchen Venosa und kam aus ärmlichen Verhältnissen. Langsam, doch sehr beharrlich hatte er sich bei den Truppen emporgedient. Aufgefallen war er durch seine absolute, durch nichts zu beeinträchtigende Redlichkeit. Das Gehorchen fiel ihm schon deshalb so leicht, weil er ein Mensch ohne jede Fantasie war. Hätte ein Vorgesetzter ihm befohlen, auf allen Vieren zu kriechen und wie ein Hund ein Stöckchen zu apportieren, er hätte es ohne Murren getan. Als er dann selber Befehlsgeber wurde, dachte er trotzdem über jede Anordnung genau nach, ob sie sinnvoll und nützlich sei. Ja, auf Urso war Verlass, doch eines hatte ihn im Laufe seines Lebens immer wieder betrübt, oft verbittert: Er hatte bei Frauen kein Glück und er konnte sich nicht erklären,

Weitere Kostenlose Bücher