BIANCA SPEZIAL Band 03
berühren, wenn jemand zuschaut.“
Sie entzog ihm die Hand und sah ihn misstrauisch an.
„Definiere berühren.“
Statt viele Worte zu verschwenden, zeigte er es ihr einfach.
„So.“ Er nahm ihre Hand erneut in seine. „Oder so.“ O’Rourke umfasste ihren Ellbogen, als ob er sie zum Wagen begleiten wollte. „Oder wenn der Vertreter der Einwanderungsbehörde allzu misstrauisch dreinschaut, vielleicht so.“ Er strich ihr sanft über die Wange. Diese Zärtlichkeit hatte er in den seltenen Momenten bei seinen Eltern gesehen, wenn sie einmal Zeit für sich selbst hatten und die Verantwortungen sie nicht erdrückten.
Etwas bewegte sich in ihr, etwas ganz tief in ihrem Inneren, ein Gefühl, so intensiv, dass ihr fast die Tränen kamen. Sie verdrängte es rasch und redete sich ein, dass alle Frauen nach der Geburt ein wenig empfindlich und rührselig waren. Warum sonst sollte sie so reagieren?
„Also gut“, sagte sie ruhig und hoffte inständig, dass sie das, was sie jetzt tat, nicht bis ans Ende ihres Lebens bereuen würde. „Tue, was du tun musst. Ich werde dich heiraten.“
Während eine Welle des Triumphes und ungetrübter Freude ihn durchströmte, musste O’Rourke gegen den fast übermächtigen Wunsch ankämpfen, sie zu küssen.
Aber er tat es nicht, da er wusste, dass sie seine Geste falsch interpretieren und er damit alles ruinieren könnte.
Simon Gallagher wandte sich vom Computer ab, erhob sich und starrte O’Rourke an, als würde er den Mann nicht wiedererkennen, den er kannte, seit er Amerikas Boden das erste Mal betreten hatte.
„Du willst, dass ich was tue?“
„Ich möchte, dass du mein Trauzeuge bist“, wiederholte O’Rourke. Er hätte es vorgezogen, seinem Freund diese Neuigkeit bei einem Guinness im Pub mitzuteilen, aber er konnte es sich nicht leisten, kostbare Zeit zu verschwenden. Eine Hochzeit vorzubereiten brauchte Zeit. „Du bist der Einzige, den ich in so kurzer Zeit finden kann“, erklärte er trocken. „Außerdem bist du mein bester Freund. Du musst es einfach tun.“
Simon schüttelte bestürzt den Kopf. „O’Rourke, O’Rourke, du bist mir zu schnell. Du hast vor zwei Stunden das Büro verlassen, um zu Mittag zu essen, und kommst zurück – kurz bevor ich die Polizei anrufen und im Fluss nach deiner Leiche suchen lassen will, weil du noch nie länger als fünfzehn Minuten den Arbeitsplatz verlassen hast – und wirfst mir an den Kopf, dass du heiraten willst.“ Er kam um den Schreibtisch herum und schaute seinen Freund besorgt an. „Was ist passiert? Hat ein Alien von dir Besitz ergriffen?“
„Nein.“ O’Rourke schüttelte den Kopf. „Aber ich habe etwas dagegen, wie ein Alien einfach abgeschoben zu werden.“ Er hatte und würde immer eine starke Beziehung zu Irland haben. Er wollte wieder nach Hause, aber nur zu Besuch und wann er wollte und nicht, weil man ihn zwang.
Simon verschränkte die Arme über der Brust und betrachtete seinen Freund und Geschäftspartner. „Es ist also keine Liebe im Spiel.“
„Das Einzige, was ich liebe, sind meine Arbeit und meine Familie, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Und hin und wieder toleriere ich sogar dich.“
Simon ignorierte die humorvolle Bemerkung. „Und diese Frau, die du heiraten wirst, versteht das?“
Sie waren allein in diesem Teil des Dachgeschosses, aber O’Rourke senkte seine Stimme trotzdem. „Wir haben eine geschäftliche Vereinbarung getroffen“, erklärte er. „Aber das ist etwas zwischen ihr und mir, verstanden? Du bist der Einzige, der das weiß. Die anderen werden nur erfahren, dass ich meinen Verpflichtungen nachkomme und die Mutter meines Kindes heirate.“
O’Rourke schaute zum anderen Ende des Dachgeschosses hinüber, wo der Rest seines Teams arbeitete. Er hatte vor, sie alle zur Hochzeit einzuladen. Sie sollten alle Zeuge seiner Hochzeit werden.
Obwohl Simon selbst eine Lösung für O’Rourkes Problem gesucht hatte, war er skeptisch. „Ziemlich praktisch, dreizehn Tage vor deiner Ausweisung zu heiraten. Hast du nicht Angst, dass die Ausländerbehörde das auch so sieht?“
„Neun Tage vor meiner Ausweisung“, verbesserte ihn O’Rourke. Er hatte vorher keine Kirche reservieren können. „Und das Leben ist noch viel seltsamer als diese Scharade.“
Simon nickte. „Also gut. Du kannst natürlich auf mich zählen.“ Vielleicht ging ja tatsächlich alles gut. Er schlug O’Rourke auf die Schulter. „Ich hoffe nur, du weißt, was du tust, mein Freund.“
„Hast du
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