BIANCA SPEZIAL Band 03
dass du dich noch so viel wie möglich ausruhen sollst?“
Sie hätte sich niemals zwischen dieser Unordnung ausruhen können. Genervt hatte sie begonnen, einige Dinge aufzuheben. Dann war eins zum anderen gekommen, und schließlich konnte sie nicht mehr aufhören, bis das ganze Apartment aufgeräumt war. Doch trotz der ganzen Arbeit, die hinter ihr lag, hatte sie nicht einschlafen können.
Sie zuckte die Schultern. „Ich war irgendwie unruhig. Nutzlos herumzusitzen und zu faulenzen ist nicht mein Fall.“
„Meiner auch nicht, aber trotzdem habe ich nie den Drang verspürt, alles aufräumen und sauber machen zu müssen.“ Er entspannte sich wieder, nachdem er seine Aufmerksamkeit auf die Arbeit richtete, die diese Frau geleistet hatte, und nicht auf ihre Reize. „Du hast ein Wunder vollbracht, Kitt. Mein Apartment hat noch nicht einmal am Tag, als ich eingezogen bin, so gut ausgesehen.“
„Das glaube ich dir sogar.“ Sie schaute auf und sah, dass er auf eine Erklärung für diese Bemerkung wartete. „Ich habe Sachen in deinem Kühlschrank gesehen, die aussahen, als hättest du sie schon zu Zeiten der Dinosaurier hineingelegt. Räumst du deinen Kühlschrank denn nie auf?“
„Glücklicherweise hast du es ja jetzt getan.“ Er schaute zu der Kommode hinüber, die in einer Ecke des Schlafzimmers stand. Die Papiere, die darauf gelegen hatten, waren verschwunden und durch eine Kollektion von kleinen Bilderrahmen ersetzt worden.
Kitt folgte seinem Blick und biss sich auf die Unterlippe. Hatte sie übertrieben? War sie in ihrem Bestreben, die Wohnung wie ein Zuhause wirken zu lassen, zu anmaßend gewesen?
„Als ich Staub saugte, habe ich die unter dem Bett gefunden. Ich dachte, dass sie auf der Kommode besser zur Geltung kommen.“
Er fragte sich, wie die Fotografien unters Bett gekommen waren. Er nahm das Bild seiner jüngsten Schwester Beth auf, schaute es an und stellte es wieder hin. Dann sah er zu Kitt hinüber.
„Danke, da sollten sie eigentlich schon lange stehen“, murmelte er. Es war ihm schon immer schwergefallen, seine Dankbarkeit zu zeigen.
Sie nickte. „Das dachte ich mir. Oh, übrigens. Wenn du morgen früh nach Kleidungsstücken suchst, findest du sie entweder im Wandschrank oder dort in der Kommode. Ich konnte mich nicht mehr an die verschiedenen Plätze erinnern, an denen du sie so dekorativ abgelegt hattest.“
Er starrte sie mit offenem Mund an. Das hatten sie nicht abgemacht. „Du hast sie gewaschen?“
Sie nickte, nahm das Baby auf und legte es zärtlich gegen die Schulter. „Ich hatte nur die Wahl, sie zu waschen oder irgendwo am Straßenrand zu vergraben.“
Er lachte und schüttelte den Kopf. „Du hast eine scharfe Zunge, Kitt-mit-zwei-t. Du hättest meiner Mutter gefallen.“
Die Worte hingen noch in der Luft, lange nachdem er in das Gästezimmer zurückgegangen war, um noch einige Stunden Schlaf zu bekommen, bevor die Nacht zu Ende war.
Kitt war nicht sicher, was sie mit ihnen anfangen sollte. Oder mit ihm.
Oder mit dem seltsamen Gefühl in ihrem Inneren, durch das sie nicht zur Ruhe kam.
7. KAPITEL
Kitt strich Shawna tröstend über den Rücken, aber der Säugling blieb unruhig.
Wahrscheinlich schlägt mein Herz so laut, dass die Kleine Angst bekommt, dachte Kitt. Einen Arm um ihre Tochter geschlungen, hielt sie mit dem anderen ihren Brautstrauß, der aus zartgelben Rosen, weißen Freesien und Schleierkraut bestand. O’Rourke hatte ihn besorgt, zusammen mit dem Hochzeitskleid und dem hübschen weißen Babystrampler mit weißem Satinjäckchen für Shawna.
Kitts Herz begann noch schneller zu schlagen, als der Pfarrer in seiner Ansprache langsam zu den Worten kam, die sie für die nächste Zeit vor dem Gesetz an den großen dunklen Fremden an ihrer Seite binden würden.
Sie hatte nicht geglaubt, dass sie nervös werden würde. Schließlich war das hier nur eine geschäftliche Abmachung, nichts weiter. Eine Abmachung, in die sie einwilligte, weil ihr das Schicksal keine andere Wahl gelassen hatte.
Ja, sie war Ingenieurin, Raumfahrtingenieurin, und zwar eine gute, davon war sie fest überzeugt. Aber sie war eine weibliche Ingenieurin und dazu noch eine frischgebackene Mutter. Vor dem Gesetz und nach den Bestimmungen schienen zwar alle gleich zu sein, aber die Wirklichkeit sah anders aus. Menschen blieben Menschen, und ihr Alter, ihr Geschlecht und die Tatsache, dass sie ein Baby zu versorgen hatte, machten sie nicht gerade zu einer begehrten Angestellten. Es war
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