BIANCA SPEZIAL Band 03
gebrauchtes Bett zu kaufen.“
Irgendwie hörte sich seine Geschichte wie ein Märchen an. „Du hast in einer Schublade geschlafen?“
„Ja“, bemerkte er und nahm ihr Shawna aus dem Arm. „Es ist alles gut, mein Liebling“, flüsterte er dem Säugling zu. „Das hier ist dein neues Bett, zumindest für diese Nacht.“ Vorsichtig legte er das Baby in das improvisierte Bettchen. Sie sieht aus wie ein Engel, dachte er. Dann erhob er sich wieder und begutachtete zufrieden sein Werk. Shawna schlief unbekümmert weiter. „Es gefällt ihr.“
„Ich nehme an, als Übergang kann man es akzeptieren“, erklärte Kitt vorsichtig. Dann schaute sie zu dem breiten Bett hinüber, das den Raum dominierte. Wie im Rest des Apartments lagen auch dort Bücher, Zeitschriften und Kleidungsstücke herum. „Bist du sicher, dass da überhaupt ein Bett drunter ist?“
Er winkte ab. „Du kannst mir glauben, da ist eins.“ Dann warf er erneut einen Blick auf die Armbanduhr und wurde unruhig. Es würde höchste Zeit, dass er ins Büro ging, wenn er an der Konferenzschaltung teilnehmen wollte. „Dein Wagen steht auf dem Parkplatz. Dort drüben habe ich dir eine Großpackung Windeln hingestellt.“ Er wies auf eine Ecke des Raumes. „Hier sind Schlüssel zum Apartment.“ Er hätte fast vergessen, sie ihr zu geben. „Am Kühlschrank findest du Nummern vom Pizzaservice und anderen Restaurants, die Essen ausliefern. Bestell dir, was du willst. In der Küchenschublade neben den Messern liegt Geld. Ich muss jetzt gehen.“
Er wollte gehen und sie hier allein zurücklassen. Und wer bewahrte schon Geld in der Küchenschublade neben den Messern auf? „Du willst gehen? Wohin?“, fragte sie, als sie ihm hinaus in den Flur folgte.
„Zurück zur Arbeit.“
Er beeilte sich, zur Tür zu kommen, und warf noch einmal einen Blick über die Schulter, bevor er hinausging. Ihm war unbehaglich zumute bei dem Gedanken, sie jetzt allein zu lassen, doch er hatte keine andere Wahl. Der Anruf würde bald kommen, und er wollte unbedingt bei dieser Konferenzschaltung dabei sein. Er ging noch einmal zu ihr hinüber und drückte leicht ihren Arm.
„Ruh dich aus“, sagte er rau. „Und fühle dich wie zu Hause.“
Und dann war er fort.
„Klar“, adressierte sie ihre Worte an die geschlossene Tür. „Auch wenn das Zuhause wie ein Schweinestall aussieht.“
Dann drehte sie sich langsam um und seufzte. Sie kam sich vor wie Alice im Katastrophenland. Zumindest war er so schlau gewesen und hatte ihren Wagen hergebracht.
Doch trotz des Wagens und der Windeln fühlte sie sich alles andere als getröstet. „Oh Gott, Kitt, in was für einen Schlamassel hast du dich da nur hineingeritten.“
Ich muss im falschen Apartment sein, war das Erste, was O’Rourke dachte, als er spät am Abend wieder nach Hause kam.
Sein Schlüssel musste in ein fremdes Schloss gepasst haben. Was für eine Erklärung gab es sonst? Nirgendwo lagen Stapel von Hemden oder Berge von Socken herum. Der Tisch war nicht mehr unter einer Flut von Zeitungen und technischen Zeitschriften verborgen.
Auf der Couch und dem Teppichboden lagen nicht ein einziges Blatt Papier, keine Bücher oder Kleidungsstücke.
Es war, als wenn ein Tornado durch den Raum gesaust wäre, der aber keinen Pfad der Zerstörung hinter sich gelassen hatte, sondern einfach alles in sich aufgesogen hatte, was nicht unbedingt ins Wohnzimmer gehörte.
Ja, er musste im falschen Apartment sein.
Er schaute sich erneut um. Nein, das hier war seine Wohnung. Er erkannte seine Möbel wieder.
Beeindruckt ging O’Rourke zur Küche hinüber. Er hatte sie in einem Zustand zurückgelassen, als hätten dort zehn Männer drei Tage lang um ihr Leben gekocht. Jeder Topf, jedes Messer waren schmutzig gewesen, aufgemachte Dosen, dreckige Aluschalen, leere Joghurtbecher und Milchtüten hatten jede freie Stelle der Schränke und des Tisches geziert.
Jetzt war alles verschwunden. Seine Küche glänzte vor Sauberkeit. Als er die Schränke öffnete, sah er, dass das Geschirr ordentlich eingeräumt war. Selbst der Kühlschrank war sauber und hatte seinen unangenehmen Geruch verloren. Allerdings stand auch nichts Essbares darin, und falls Kitt etwas zu essen bestellt haben sollte, gab es nirgendwo ein Anzeichen dafür.
O’Rourke schüttelte erstaunt den Kopf.
Als er zum Badezimmer hinüberging, blockierte nichts seinen Weg. Was immer auf dem Boden gelegen hatte, war aufgesammelt worden, und sogar die Kacheln, das Waschbecken und
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