BIANCA SPEZIAL Band 03
Unterton in ihrer zitternden Stimme.
Er griff in die Brusttasche seines Hemdes und holte eine schwarze Brieftasche hervor. Geistesabwesend schlug er sie auf und hielt sie Hannah hin.
Sie starrte auf die Erkennungsmarke vom FBI, die einen reizvollen Schnappschuss von Chad aufwies und ihn als Geheimagent auswies. Das Plastik war trübe, die Lederfassung alt und rissig. „Was hast du in Florida gelernt?“, flüsterte sie. „Du hast dich nie als FBI-Agent ausgegeben. Oder falls du es getan hast, wusste ich nichts davon. Weißt du, dass du ein Verbrechen begehst? Das ist Betrug. Hast du eine Ahnung, was für eine Strafe darauf steht?“
„Zwei bis zehn Jahre.“ Er klappte den Ausweis zu und steckte ihn wieder in die Tasche. „Aber das ist unwichtig, weil ich nicht vorhabe, mich schnappen zu lassen.“ Chad blickte zur Uhr, zerrte dann ruckartig und nervös an seiner Krawatte.
Einige Wagen näherten sich und fuhren in die Tiefgarage. Offensichtlich handelte es sich um Arbeiter, die ihre Nachtschicht antraten.
„Ich dachte, du sammelst Fakten und Hinweise auf ehrliche Weise.“
„Es ist das erste Mal, dass ich mich als Agent ausgebe. Es wird nichts passieren. Ich werde mir die Personalakten von Persky und Furgeson anschauen, und das FBI wird es nie erfahren.“
Hannah war sich nicht sicher, ob ihre Aufregung an seinem Mangel an Moral lag oder an der Tatsache, dass er seine Verbindung zu Bonny ignorierte, die mit ihren Beinchen rhythmisch an ihren Babysitz trat.
„Hast du eine bessere Idee?“, fragte er und rieb sich den Nacken. „Wenn ja, bin ich ganz Ohr.“
„Ich habe allerdings eine andere Idee. Ich schlage vor, dass wir nach Atlantic City fahren und feststellen, ob diese Frau existiert, deren Namen wir in Perskys Streichholzschachtel gefunden haben.“
„Und was ist, wenn sie, wie ich vermute, nur ein einmaliges Gastspiel war und Persky sie nie wiedergesehen hat? Was ist, wenn wir nach Atlantic City fahren und nichts erreichen? Kehren wir dann nach New York zurück und fangen von vorn an?“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Wir haben nicht die Zeit. Ich gehe da rein, besorge die benötigten Informationen, und dann fahren wir nach Atlantic City …“
Seine Stimme verklang, aber Hannah hörte praktisch seine unausgesprochene Frage. „Ich habe niemanden, bei dem ich sie lassen kann“, sprudelte sie hervor. Sie wollte nicht verzweifelt klingen, aber sie war es. Ihr regulärer Babysitter hatte an diesem Wochenende andere Pläne, die nicht verschoben werden konnten. Und da sie außer Victor Marconi und einer entfernten Tante in Montana keine Angehörigen oder Freunde hatte, saß sie in der Klemme.
„Ich habe nicht damit gerechnet, diesen Fall zu übernehmen, Chad. Aber mach dir keine Sorgen. Bonny wird keine Probleme bereiten, und ich habe gewiss nicht vor, sie in Gefahr zu bringen. Es ist lediglich ein Routinefall. Wir haben es mit Wirtschaftskriminalität zu tun, nicht mit gewalttätigem, bewaffnetem Raubüberfall.“
Er berührte ihre Hand, die in ihrem Schoß lag und eiskalt war. „Hannah, ich habe nichts davon gesagt, dass Bonny Probleme verursachen könnte“, sagte er sanft.
Sie entzog ihm die Hand und verschränkte sie mit der anderen. „Das stimmt. Aber ich konnte schon immer deine Gedanken lesen, Chad.“
Er blickte sie durchdringend an. „Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass du mich vielleicht nicht so gut durchschaut hast, wie du dachtest?“
Wortlos starrte sie ihn an. Konnte er recht haben? Beurteilte sie ihn falsch? Hatte sie ihn in der Vergangenheit falsch gedeutet?
„Sie ist wundervoll“, murmelte er leise.
Die Bemerkung raubte ihr den Atem. Sie suchte nach einer Antwort, aber sie fand keine Worte, die ihrem Gefühlsaufruhr gerecht geworden wären. Beinahe hätte sie gesagt: Sie sieht aus wie du, aber sie hielt sich zurück.
Sie schluckte schwer. Es erleichterte sie, als er einen Gang einlegte und zum Eingang der Tiefgarage fuhr.
4. KAPITEL
Im Personalbüro von Play Co Industries suchte Robert Morgan, der Bürovorsteher, in einem Aktenschrank nach den Unterlagen über Persky und Furgeson. Auf dem Korridor unterhielten sich einige Arbeiter, vermutlich auf dem Weg zu ihrer Schicht. In einem anderen Raum klingelte unablässig ein Telefon.
Chad registrierte jedes Geräusch, beobachtete jede Person, fühlte sich aber dennoch entrückt. In Gedanken war er bei Hannah und dem Baby, in dessen Adern sein Blut floss.
Er strich sich durch das Haar, blickte zur offenen
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