BIANCA SPEZIAL Band 06
Küche und das Wohnzimmer zur Treppe hinauf in die Einsamkeit ihres Schlafzimmers. Aber diesmal half die Einsamkeit nicht.
Sie sehnte sich danach, getröstet und gehätschelt zu werden. Sie hatte Wunschträume, die sie längst vergessen zu haben glaubte und deren Vorhandensein sie wütend auf sich selbst machte. Auf ihrem Bett kuschelte sie sich um ihr Baby und beschloss, fünf Minuten zu weinen, ehe sie in ihre Werkstatt zurückkehren wollte.
Leise wurde an die Tür geklopft. „Wenn du hereinkommst, wirst du es bereuen!“, drohte Bobbi.
Furchtlos betrat Sin das Zimmer.
Bobbi drehte den Kopf zum Fenster. „Mir geht es gleich wieder gut. Lass mich in Ruhe.“
„Ich kann dich nicht in Ruhe lassen.“ Sin setzte sich neben sie aufs Bett. „Mein Job ist es, gerade jetzt bei dir zu sein.“
Bobbi schluchzte. „Betrachte dich als gefeuert.“
„Du kannst mich nicht feuern. Meine Stellung als Vater gilt für ein ganzes Leben. Sieh mich an, und lass mich dir zeigen, dass du einen Mann besitzt, der sich um dich kümmert und einige unvorhergesehene Vorzüge hat.“
Sie drehte sich auf den Rücken und blickte ihn ausdruckslos an. „Und die wären?“
Sin schob behutsam einen Arm unter ihren Rücken und richtete sie zum Sitzen auf. „Arme, die dich halten, wenn du weinst.“
Sie saßen sich auf dem Bett gegenüber. Sin erkannte in Bobbis Augen, wie sehr sie sich mühte, die schwache Selbstbeherrschung aufrechtzuerhalten.
„Ich weine nicht mehr“, sagte sie kaum hörbar.
Sin merkte, dass dies trotz aller Anstrengung noch nicht der Fall war. Wieder traten ihr Tränen in die Augen, quollen unter den Lidern hervor und rannen über ihre Wangen.
„Während der Schwangerschaft ist das Weinen etwas vollkommen Normales“, tröstete Sin. „So steht es in dem Buch: In dieser Zeit sind die Frauen leicht erregbar, unvernünftig, und sie neigen zum Weinen.“
„Ich bin nicht unvernünftig.“
„Selbstverständlich nicht.“
Sie sah ihn skeptisch an. „Ich bin es wirklich nicht.“
Zärtlich strich er ihr eine Träne fort. „Das habe ich doch gerade gesagt.“
„Du wirktest sehr herablassend.“
„Ich meinte, es ist im Moment schwer zu sagen, ob du wegen der unberechenbaren Hormone unvernünftig bist oder ob es deine Art ist.“
Am liebsten hätte Bobbi ihn von sich gestoßen und wäre in ihre Werkstatt geflüchtet. Aber einfach wegzulaufen war nicht die Lösung. Damit lieferte sie ihm erst recht den Beweis ihrer Unvernunft. Also lehnte sie sich zurück und genoss das wundervolle Gefühl der Geborgenheit in seinen schützenden Armen.
„Steht in deinem Buch, wann ich das alles überstanden habe?“
„Im fünften Monat wirst du weniger unter Stimmungswechseln zu leiden haben.“ Sin küsste sie auf die Stirn, legte sich mit ihr in den Armen zurück und zog den Bettüberwurf über sie beide.
„Sin, was tun wir hier?“
„Wir schlafen.“
„Und Buttercup?“
„Ich habe sie in der Küche eingeschlossen. Sie ist okay.“
„Ich müsste eigentlich arbeiten …“
Sin brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. „Du solltest dich ausruhen. In der Nacht hörte ich, wie du dich ständig herumgewälzt hast.“
„So schlafe ich immer.“
„Daran kann ich mich gar nicht erinnern.“
Bobbi schmiegte sich an ihn und fühlte, wie der Schlaf sie zu übermannen drohte. „Nach einer einzigen Nacht kannst du das gar nicht einschätzen.“
Sin hoffte auf weitere Nächte …
8. KAPITEL
„Ich bin fertig!“, rief Bobbi aufgeregt, nahm Sins Arm und zog ihn von dem Gemüse weg, das er gerade in der Küche zerkleinerte. „Komm mit!“
„Womit bist du fertig?“ Sin warf die halbe Karotte auf den restlichen Gemüseberg und folgte Bobbi.
„Mit dem Zweiersofa. Jetzt müssen wir nur noch einen Käufer dafür finden.“
„Wir haben bereits einen. Gina hat es für die Hochzeit eines jungen Paares gedacht, das in ihrem Restaurant arbeitet.“
„Oh.“ Bobbi lächelte zufrieden. „Das ist ja wundervoll.“
Auf einer Plastikfolie mitten im Raum stand das restaurierte Möbelstück. Sin betrachtete es in respektvollem Schweigen von allen Seiten. Bobbi hatte großartige Arbeit geleistet. Das Holz war wieder zum Leben erwacht, und der Polsterbezug, den sie gewählt hatte, verlieh dem Sofa eine anheimelnde, elegante Ausstrahlung. Sin war überzeugt, der ursprüngliche Hersteller dieses Stückes würde sich über Bobbis Werk freuen.
„Es ist wunderschön“, sagte er schließlich. „Kein Wunder, dass du eine
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