BIANCA SPEZIAL Band 06
Freitag als Buchhalter im Traktorengeschäft arbeitete. Doch sein Herz hing an seinem Wochenendjob als Deputy.
„Diesmal sind es nicht die Camper, die Mrs. Turner stören“, entgegnete er gedehnt. „Wie ich hörte, beschäftigen Sie jetzt einen kleinen Ganoven.“
„Steven ist ein Junge, der sich bemüht, auf den rechten Weg zurückzufinden. Ich verbitte mir, dass irgendjemand, einschließlich Sie, ihn auf diese Weise bezeichnet.“
Als er sich zu voller Größe aufrichtete und die Schultern straffte, erkannte April, dass sie einen Fehler begangen hatte. Denn ihre heftige Bemerkung und die Tatsache, dass sie ihn trotz seiner Bemühungen um einige Zentimeter überragte, unterminierten die Autorität, die er sich zu verschaffen erhoffte. Doch momentan interessierte sie sein persönliches Problem weniger. Sie sorgte sich vielmehr um Steven.
Dugg hatte sich zu einem häufigen Besucher entwickelt, seit die ältliche Bea Turner im vergangenen Sommer in das Haus neben dem Campingplatz eingezogen war. Er schien die Auseinandersetzungen zwischen den Nachbarn zu genießen und äußerte schadenfroh Warnungen und Vorladungen.
Ein paar Mal hatten April und Glen wegen öffentlicher Ruhestörung vor Gericht erscheinen müssen, und all das nur wegen des Tanzwettbewerbs, den sie während der Saison an jedem Freitag für die Teenager veranstalteten. Die Musik wurde immer um elf Uhr abends abgestellt, doch das hielt den Deputy nicht davon ab, seine verflixten Vorladungen zu schreiben.
Seit ihrem Einzug ließ Bea Turner nicht locker. Sie hatte Briefe an die Lokalzeitung geschrieben, andere Anrainer aufzuhetzen versucht und sogar eine Petition gegen die lärmen den Aktivitäten eingereicht. Zum Glück brachte niemand außer ihr eine Beschwerde vor. Dennoch gelang es ihr, ihnen das Leben schwerzumachen.
Da die meisten Aktivitäten am Wochenende stattfanden, kannten sie den übereifrigen Alexander Dugg inzwischen besser, als ihnen lieb war.
Glen kehrte aus dem Stall zurück und stellte sich solidarisch auf Aprils Seite. Ein zuckender Muskel an seinem Kiefer war das einzige äußere Anzeichen seiner Verärgerung. „Gibt es irgendein Problem, Deputy Dugg?“, erkundigte er sich.
April unterdrückte ein Grinsen, als er die beiden letzen Worte so undeutlich aussprach, dass sie wie der Name einer Zeichentrickfigur klangen.
„Es scheint, dass dieser … Aussteiger aus der Besserungsanstalt, den Sie beschäftigen, gestern hinter dem Schuppen Ihrer Nachbarin herumgelungert hat. Und jetzt vermisst sie einige Geräte, die sie dort aufbewahrte.“ Er hielt inne und fügte in ernstem Ton hinzu: „Sie gehörten ihrem verstorbenen Mann.“
Aprils Humor schwand angesichts der Beschuldigung gegen den Teenager, den sie unter ihre Fittiche genommen hatten. Ursprünglich hatte Glen sich dagegen gesträubt, einen Jungen aus der Jugendstrafanstalt für sich arbeiten zu lassen. Doch die Bekanntschaft mit Steven hatte ihn sein Urteil revidieren lassen.
„Steven arbeitet hier sehr hart“, verkündete sie. „Er hat weder die Zeit noch den Wunsch, in Schwierigkeiten zu geraten.“
Der Junge hatte sich zwar am Vortag in dem betreffenden Bereich aufgehalten und den Zaun repariert, doch sie war überzeugt, dass er auf dem Grundstück des Campingplatzes geblieben war. Er war sehr bemüht, sich in Glens Augen zu bewähren, und setzte gewiss nicht durch eine derartige Dummheit seine Zukunft aufs Spiel.
Glen rückte den großen braunen Hut zurecht, der bei ihm oft als Stimmungsbarometer diente. Nun war er tief in die Stirn gezogen und sandte eine deutliche Warnung aus. „Sind Sie gekommen, um Anzeige zu erstatten?“
„Nein, nein“, wehrte Dugg ab. „Es liegen nicht genügend Beweise vor. Aber ich bin hier, um eine Warnung auszusprechen. Vielleicht könnten Sie dem Jungen sagen, dass wir den Zwischenfall vergessen, sofern die Geräte auf geheimnisvolle Weise wieder auftauchen – und zwar unbeschädigt. Vorausgesetzt natürlich, dass in Zukunft keine weiteren Gegenstände von Mrs. Turners Grundstück verschwinden.“
April wollte ihm unmissverständlich erklären, was er mit dem Werkzeug tun konnte, doch Glen legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter und schüttelte warnend den Kopf.
Vermutlich hatte er recht. Bisher hatte Dugg keine Vorladung gezückt. Wenn sie nun mit ihm zu diskutieren begann, ließ er sich bestimmt irgendeinen Verstoß einfallen, den er ihnen anlasten konnte.
Glen wandte sich ab und ging zu dem Gebäude, das
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