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BIANCA SPEZIAL Band 06

BIANCA SPEZIAL Band 06

Titel: BIANCA SPEZIAL Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CAROLYN GREENE MURIEL JENSEN
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Sinn für Humor haben.
    Auf dem Ritt zurück zum Campingplatz vollendete April die Inspektion der Winterschäden. Sie merkte sich die entwurzelten Bäume, die weggeräumt werden mussten, und die Stelle, an welcher der Bach, der sich in den künstlich angelegten See ergoss, durch Treibgut verstopft war.
    Maybelline stöberte mit der Nase in einem Laubhaufen, fand einen getrockneten Pinienzapfen und stürmte mit dem Fund im Maul davon.
    Es war ein wundervoller, lauer Frühlingsmorgen in Virginia. Die Bäume hatten bereits ausgeschlagen und sich mit den ersten lindgrünen Blättern geschmückt. Die zierliche braune Stute konnte ihre aufgestaute Energie nicht unterdrücken und stampfte mit einem Huf auf, als April sich weigerte, ihr die Zügel zu einem wilden Galopp schießen zu lassen.
    April näherte sich dem Campingplatz. Ihr fiel auf, dass die Zwiebelgewächse, die sie im vergangenen Herbst gepflanzt hatte, innerhalb von wenigen Tagen um mehrere Zentimeter gewachsen waren. Ein Rotkehlchen landete zwischen den Sprösslingen, riss einen trockenen Grashalm ab und trug ihn im Schnabel davon, um damit sein Nest zu verzieren.
    Sie seufzte. „Die ganze Welt ist nur auf Geburt und neues Leben eingestellt.“
    Daisy legte die Ohren an über den gereizten Ton ihrer Reiterin.
    „Tu nicht so unschuldig“, fuhr April fort. „Ich habe nicht vergessen, wie du auf der Suche nach einem Rendezvous durch das Land gezottelt bist. Der alte Grissom hat sich furchtbar aufgeregt, als du seinem preisgekrönten Deckhengst so schöne Augen gemacht hast, dass er dir über den Zaun nachgesetzt ist.“
    Die Stute schüttelte die Mähne, als wollte sie April widersprechen.
    „Bei meinem Glück bist du wahrscheinlich trächtig, und ich werde eine horrende Deckgebühr bezahlen müssen.“ Missbilligend fügte sie hinzu: „Du weißt wenigstens, wo’s lang geht.“
    Im Gegensatz zu mir, dachte sie und streichelte das winzige Bündel an ihrer Taille. Wenn sie es wüsste, wäre sie inzwischen verheiratet und hätte ein Haus voller Rotznasen. Sie seufzte erneut. Es würde ihr nichts ausmachen, ein halbes Dutzend Nasen, Münder, Hände und Popos abzuwischen. Stattdessen war sie trotz ihrer sechsunddreißig Jahre noch immer kinderlos.
    Als sie sich der Rezeption des Campingplatzes näherte, trat ihr Geschäftspartner Glen Radway hinaus auf die Veranda und blickte ihr erwartungsvoll entgegen.
    „Was ist los?“, fragte sie.
    „Wie wäre es heute Abend mit Dinner und Kino?“, schlug er wie jeden Tag in den vergangenen Jahren vor.
    Und wie jeden Tag tat sie die Frage als Scherz ab. „Nein, im Ernst, was ist los?“
    „Nichts weiter. Deine Nichte hat nur angerufen.“
    „Nicole? Was wollte sie?“
    Glen, ihr lebenslanger bester Freund, rieb sich die Stirn. Sie hatte die Geste schon tausendmal gesehen und wusste, dass es nichts Gutes verhieß.
    „Sie hat dir etwas zu sagen.“ Er griff in die Gesäßtasche und holte ein Handy hervor.
    „Oje, es muss etwas passiert sein. Ich weiß es.“
    Er reichte ihr das Telefon. „Dann ruf an.“
    „Nein. Sie wendet sich immer an mich, wenn sie in Schwierigkeiten steckt. Na ja, kein Wunder. Die Familie behauptet, dass sie mir so ähnlich ist, dass sie mein Klon sein könnte.“
    Sie schwang ein Bein über Daisys Hals und sprang hinunter. Glen blickte neugierig auf das zappelnde Etwas unter ihrer Bluse. „Ein Eichhörnchen“, erklärte sie.
    Er war inzwischen an die zahlreichen verwaisten Kreaturen gewöhnt, die sie mitbrachte und bemutterte. Also fragte er nicht weiter.
    April stand nun dicht vor ihm und schob das Telefon von sich. „Als sie mich die letzten Male angerufen hat, war sie zuerst mit diesem Computerfreak durchgebrannt und dann in einen Autounfall verwickelt. Du weißt, wie ich auf schlechte Nachrichten reagiere. Erzähl mir, was sie gesagt hat, damit ich mich auf das Schlimmste vorbereiten kann.“
    Ungehalten sprudelte Glen hervor: „Also gut. Du wirst Großtante.“
    April stieß einen erstickten Laut aus. Daisy wandte ihr den Kopf zu und schien zu grinsen.
    Großtante! Sie war zu jung, um Großtante zu werden. Ihrer Meinung nach waren Großtanten immer alt, hatten knorrige, arthritische Hände und trugen Brillen mit dicken Gläsern.
    Im vergangenen Jahr hatte auch April sich die erste Brille zulegen müssen, da es ihr neuerdings schwerfiel, kleine Buchstaben zu entziffern. Sie blickte hinab auf ihre Handrücken und studierte die braunen Pünktchen, die sie unzählige Male gesehen hatte,

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