BIANCA SPEZIAL Band 06
entschuldigten, bekam der Deputy vielleicht das Gefühl, gewonnen zu haben, und ließ sie daraufhin in Ruhe.
„Hören Sie, wir haben ein Geschäft zu führen, und ich bin sicher, dass auch Sie andere Pflichten haben. Sagen Sie uns einfach, wie viel wir schuldig sind, damit wir dieses Missverständnis aus der Welt schaffen können.“
Sie zog ihre Brieftasche unter dem Tresen hervor. Glen wollte sie zurückhalten, doch es war schon zu spät. Sie zählte bereits Geldscheine auf den Tresen.
Dugg riss die Augen auf. „Miss Hanson, Sie haben offensichtlich falsche Vorstellungen von meiner Moral als Gesetzeshüter.“
Ein verwirrter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. „Wie bitte? Ich wollte doch nur …“
Glen befürchtete, dass sie die Situation nur noch verschlimmerte, wenn sie weitersprach. Hastig warf er ein: „Meine Partnerin versucht zu sagen, dass sie bereit ist, jegliches Bußgeld zu zahlen, das Sie für angemessen erachten.“
Doch Dugg war nicht bereit, diese Erklärung zu akzeptieren. „Ich beschuldige Sie beide wegen Alkoholverkaufs ohne Lizenz.“ Er blickte April an. „Und wegen Bestechungsversuchs eines Justizbeamten.“
Sie wollte protestieren, doch Dugg ließ sie nicht zu Wort kommen. Vielmehr verlas er ihnen ihre Rechte. „Sie haben das Recht zu schweigen …“ Als er endete, fischte er ein Paar Handschellen aus seiner Gesäßtasche.
Clyde rollte herbei. Er hielt das Eichhörnchen in einem Pappkarton auf dem Schoß und rieb sich besorgt die grauen Bartstoppeln am Kinn. „Glen, ich muss dir etwas sagen …“
Glen unterbrach ihn. „Du musst hierbleiben und dich um alles kümmern, bis wir zurück sind. Und achte auf Steven. Er muss bald zurück sein.“
Seine Botschaft war eindeutig: Sag nichts, oder wir werden alle drei abgeführt.
„Strecken Sie Ihre Hände aus“, verlangte Dugg von April.
Entsetzt starrte sie auf die Handschellen, die er ihr hinhielt. Mit einem flehenden Blick zu Glen hob sie langsam die Arme.
Sein Magen verkrampfte sich. Auf keinen Fall wollte er zulassen, dass sie in Handschellen abgeführt wurde. Blitzschnell entriss er dem Deputy das Metallgerät, ohne an die möglichen Konsequenzen zu denken.
„He!“, rief Dugg empört. „Geben Sie mir sofort diese Handschellen zurück!“
„Sie werden ihr diese Dinger nicht anlegen.“
„Okay, jetzt ist es passiert.“ Dugg zog sich die Hose hoch und umfasste die Pistole an seiner Seite. „Ich werde Sie wegen Behinderung eines Justizbeamten bei der Ausübung seiner Pflicht belangen.“
Da Dugg bereits sehr aufgebracht wirkte, hielt Glen es für klüger, ihn nicht weiter in die Enge zu treiben. „Belangen Sie mich, womit Sie wollen“, entgegnete er und ließ die Handschellen an einem Finger baumeln. „Aber die Dame trägt diese Art von Armband nicht.“
Dugg schnappte sich die Handschellen und wich einen Schritt zurück. „Ich muss Sie bitten, die Arme auszustrecken.“
April trat zu Glen und legte ihm einen Arm um die Taille. „Die brauchen Sie bei ihm nicht zu benutzen. Er hat in seinem ganzen Leben noch nie jemandem wehgetan.“
Hätte der Deputy ihm nicht gerade kalten Stahl um das rechte Handgelenk geklammert, hätte Glen über ihre Behauptung lachen müssen. Zweckdienlich vergaß sie einfach, wie oft er sie auf dem Schulhof vor Rüpeln gerettet und ihnen blaue Augen oder blutige Nasen verpasst hatte.
Er wartete geduldig, dass sich die Stahlklammer auch um sein linkes Handgelenk schloss, doch Dugg ordnete an: „Hinter den Rücken.“
„Verdammt noch mal!“, empörte sich April, als Glen sich umdrehte.
Ihre Blicke begegneten sich, und er wünschte, er könnte sie ebenso leicht beschützen wie damals in ihrer Kindheit.
2. KAPITEL
Die Zellentür öffnete sich. April trat ein. Sie wirkte ebenso angewidert wie eine Stunde zuvor, als ihnen diese Tür zum ersten Mal geöffnet worden war.
„Hast du Nicole erreicht?“
Glen rückte auf der schmalen Pritsche an der Steinwand zur Seite. Sie wirkte so mitleiderregend, dass es ihm schwerfiel, sie nicht in die Arme zu schließen. Doch er beherrschte sich. Denn immerhin herrschte eine Vereinbarung zwischen ihnen. Nun, zumindest ließ er sie in dem Glauben.
Seit er nach Harmony Grove zurückgekehrt war, um mit ihr den Campingplatz Cozy Acres zu gründen, schlug er ihr immer wieder eine romantische Beziehung vor. Doch sie rief ihm stets in Erinnerung, dass sie vor allem anderen Freunde und Geschäftspartner waren. Sie wollte diese Freundschaft nicht aufs
Weitere Kostenlose Bücher