BIANCA SPEZIAL Band 06
Spiel setzen, wie sie es bei ihrem Exmann getan hatte.
April mochte Glen als ihren besten Kumpel betrachten, doch er wollte mehr als eine rein freundschaftliche Beziehung. Daher war er fest entschlossen, ihren Widerstand durch Beharrlichkeit zu brechen – wie der sprichwörtlich stete Tropfen, der den Stein höhlt. Irgendwie wollte er sie dazu bringen, in ihm einen potenziellen Geliebten zu sehen.
Sie setzte sich neben ihn. Er folgte seinem ursprünglichen Impuls, legte einen Arm um sie und zog sie an sich. Zu seiner Überraschung und Freude wehrte sie sich nicht, sondern lehnte sich an ihn und seufzte.
„Nicole wird in etwa zwanzig Minuten hier sein. Zum Glück war sie zu Hause. Wenn Mom von dieser Geschichte erfährt, wird sie sich furchtbar aufregen.“
Eine Locke ihres Haares streifte seinen Hals. Er schmunzelte, weil es ihn kitzelte, und weil ihre Bemerkung ihn amüsierte. „Es ist eine nette Abwechslung, dass Nicole dir mal aus der Patsche hilft.“
Ihrer gedankenverlorenen Miene nach zu urteilen, hatte sie seine Worte nicht gehört.
„Hat sie dir ihre Neuigkeit erzählt?“
April blickte auf und lächelte vage. „Ich habe überrascht getan.“
Ihre Nähe machte ihn rastlos. Er stand auf und wanderte in der kleinen Zelle umher.
Deputy Dugg und seinesgleichen hatten an diesem Wochenende offensichtlich ganze Arbeit geleistet. Das Haus war voll. Die Trennwände zwischen den Zellen boten eine gewisse Privatsphäre, sofern der benachbarte Knastbruder nicht besonders emsig und neugierig war.
Glen schlich sich zu dem Gitter an der Vorderfront der Zelle und konfiszierte mit einer geschmeidigen Bewegung den Taschenspiegel, den eine Hand um die Ecke hielt.
„He, Mann, ich wollte doch nur mal die Kleine sehen“, protestierte eine Männerstimme. „Frag sie, ob sie mit mir tanzen gehen will.“
„Sie ist nicht interessiert“, knurrte Glen.
„Sag ihr, dass ich noch alle Zähne habe.“
Glen schob sich den Spiegel in die Tasche und wandte sich an April, um ihre Reaktion zu erkunden.
Statt auf die dentale Verfassung des Nachbarn einzugehen, verkündete sie leise: „Altersflecken oder nicht, ich werde ein Baby bekommen.“
Er blieb abrupt stehen. Den ersten Teil ihrer Feststellung verstand er gar nicht, aber der letzte wirkte auf ihn wie ein Tritt in den Magen. Was sollte ein Mann sagen, wenn ihm die geliebte Frau mitteilte, dass sie von einem anderen schwanger war?
Vielleicht eine Floskel wie: Wenn es ein Junge wird, dann nenn ihn nach mir?
Er hatte nicht einmal geahnt, dass sie mit irgendjemandem ein Verhältnis eingegangen war.
„Ich bringe den Kerl um“, knurrte er.
April hob verblüfft den Kopf. „Wie bitte?“
Er kannte sich mit der neumodischen Etikette nicht aus. Sollte er ihr gratulieren oder sie bemitleiden? Vielleicht sollte er ihr raten, vorsorglich eine Ambulanz bereitstellen zu lassen, wenn sie es ihrer Mutter gestand. Denn Mrs. Hanson bekam bestimmt einen Herzanfall bei der Mitteilung, dass ihre ledige, gute Tochter schwanger war.
Stattdessen sprudelte er die erste Frage hervor, die ihm in den Sinn kam. „Wer ist der Vater?“
„Der Vater?“
„Ja. Soweit ich weiß, braucht es zwei Personen, um ein Baby zu machen.“ Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme scharf klang. Doch ihre betroffene Miene veranlasste ihn, die Zähne zusammenzubeißen und eine weitere ätzende Bemerkung zu unterdrücken. Sie hatte sich ihm stets anvertraut, und er wollte nicht, dass sie sich nun verschloss, auch wenn ihm nicht gefiel, was er soeben erfahren hatte.
„Ich weiß es nicht“, erwiderte sie und stand von der Pritsche auf. „Noch nicht.“
Trotz seines Vorsatzes, sein Temperament und seine Zunge zu hüten, konnte Glen sich nicht zurückhalten. „Du weißt es nicht?“ Panik stieg in ihm auf bei dem Gedanken, dass sie unvorsichtig in der Wahl ihrer Partner war und ihre Gesundheit gefährdete. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Er nahm ihre Schultern und drehte sie zu sich herum. Ihr kurzes blondes Haar tanzte um ihr Gesicht. „Du weißt es nicht?“, hakte er nach.
„Ich werde es schon erfahren. Ich werde wissen, welche Haarfarbe und welche Statur er hat und wie intelligent er ist.“ Sie wand sich unter seinem harten Griff. „Du tust mir weh.“
Glen ließ sie los und stopfte die Hände in die Hosentaschen. Es brauchte keinen besonders intelligenten Mann, um ihre Attraktivität zu bemerken und ihr offensichtlich allzu großes Vertrauen auszunutzen. „Du meinst, du wirst
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