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Bianca Spezial Band 8

Bianca Spezial Band 8

Titel: Bianca Spezial Band 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Darcy , Sharon de Vita
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hätten. Als ich Ihre Tochter zum ersten Mal sah, wollte ich sie Ihnen sofort aus den Armen reißen.“
    „Ich weiß, was Sie meinen.“
    Mit größerer Entschlossenheit sprach Lisa-Belle McGraw weiter: „Jedenfalls hatte ich eigentlich sagen wollen, dass ich niemandem etwas von der Sache erzählen möchte. Weder der Einwanderungsbehörde noch den Leuten im Waisenhaus.“
    „Ich glaube nicht, dass dadurch die Adoption ungültig würde, Mrs. McGraw. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“
    „Bitte, nennen Sie mich doch Libby. Und wir können uns auch gern duzen, wenn Sie mögen.“
    „Also gut, Libby.“ Er probierte aus, wie es sich anfühlte, den Namen auszusprechen, konnte aber nicht sagen, wie er ihm gefiel.
    „Na ja, ich bin da vielleicht etwas übervorsichtig. Aber ich will die Adoption auf gar keinen Fall aufs Spiel setzen“, erklärte Libby. Sie fröstelte ein wenig in der frischen, kalten Herbstluft. Der Rasen im Garten war bereits mit einem dünnen Laubteppich bedeckt. „Wenn auch nur das geringste Risiko besteht, dass ich Colleen verliere …“
    „Niemand hat etwas davon gesagt, dass einer von uns sein Mädchen wieder hergeben soll.“ Allein der Gedanke daran machte ihm Angst. „Die Adoptionen entsprachen beide den Richtlinien für internationale Adoptionen. Und du weißt doch, wie streng Vietnam sich daran hält, und die USA auch. Stacey und ich hätten uns nie darauf eingelassen, wenn wir uns nicht hundertprozentig sicher gewesen wären, dass auch alles mit rechten Dingen zuging.“
    „Ich mich auch nicht.“ Libby hielt kurz inne, dann fügte sie hinzu: „Es tut mir so leid, es muss sehr schlimm für dich gewesen sein, deine Frau zu verlieren, gerade so kurz nachdem ihr beide endlich Eltern geworden wart.“
    Brady nickte und murmelte etwas in sich hinein. Am Telefon hatte er ihr erzählt, dass seine Frau tödlich verunglückt war. Dabei hatte er ihr allerdings vorenthalten, wer den Wagen gefahren war: ihr Liebhaber, dessen Blutalkoholgehalt weit über dem zulässigen Limit gelegen hatte.
    Wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, gab er diese Information nicht an Fremde weiter, und er wollte auf keinen Fall, dass Libby ihm Fragen über seine Ehe stellte. Womöglich weckte das noch Zweifel an seinen Qualitäten als Vater …
    Aber würden Libby und er sich überhaupt weiter fremd bleiben können?
    Brady betrachtete sie verstohlen und fragte sich, ob es wohl einen Mann in ihrem Leben gab. Soweit er wusste, hatte sie ihren Ehemann vor über vier Jahren verloren, also genug Zeit gehabt, um ihn zu trauern. Und ganz sicher gab es genügend Männer, die an ihr Interesse hätten, wenn sie dafür aufgeschlossen wäre. So eine hübsche Frau wie sie, die nach Blumen und Sommerregen duftete. Gab es also noch eine andere Person in ihrem Leben, die sie in ihre Überlegungen mit einbeziehen mussten?
    „Was hast du dir denn gedacht, wie wir jetzt weiter vorgehen sollten?“, fragte er sie. Trotz der schwammigen Formulierung wussten beide ganz genau, dass es eine schwerwiegende Frage war.
    „Zunächst mal würde ich gern über alles reden“, erwiderte Libby mit fester Stimme. „Ich möchte alles so klar wie möglich vor Augen haben, die ganze Adoptionsgeschichte, was wann und wo passiert ist.“ Sie legte sich die Fingerkuppen an die Schläfen. „Wann genau habt ihr Scarlett aus dem Waisenhaus geholt, du und deine Frau?“
    „Am zwölften Juni.“ Das Datum wusste er auswendig, genau wie einen Geburtstag oder Hochzeitstag. Wann Scarlett geboren wurde, war niemandem bekannt. „Vor fünfzehn Monaten.“
    „Ich war knapp zehn Wochen danach dort, am zwanzigsten August. Mir hat man erzählt, dass sie Colleen nachts vor der Tür gefunden hatten. Etwa um Mitternacht hat sie jemand weinen hören, hat nachgeschaut und sie gefunden. Niemand wusste Genaueres über ihre Eltern, aber ich denke mir, dass ein Elternteil weiß und ein Elternteil vietnamesisch gewesen sein muss. Wenn ich mir Colleen so anschaue … Das heißt, wenn ich mir beide Kinder so anschaue“, berichtigte Libby sich schnell.
    „Uns hat man eine ganz ähnliche Geschichte über ihre Aufnahme im Waisenhaus erzählt“, meinte Brady. „Ich weiß nicht, ob die Mitarbeiter dort eine Ahnung davon hatten, dass die beiden Schwestern sind. Wahrscheinlich nicht, weil sie ja zu unterschiedlichen Zeitpunkten dort aufgenommen wurden und in der Zwischenzeit bestimmt noch viele andere Kinder gekommen und gegangen sind. Außerdem verändert sich ein

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