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Bianca Spezial Band 8

Bianca Spezial Band 8

Titel: Bianca Spezial Band 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Darcy , Sharon de Vita
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und sie sich wohl ihr ganzes Leben lang nie kennengelernt. Und trotzdem wären sie glücklich und in liebevoller Umgebung aufgewachsen. Sie hätten gar nichts versäumt.“ Libby sprach mit hoher, lieblicher Stimme und klang dabei sehr entschlossen.
    Viel zu entschlossen.
    Ihre Augen hingegen blickten ängstlich und auch trotzig.
    Jetzt verstand Brady auch, was hier gerade passierte. „Du glaubst doch selbst nicht, was du da erzählst“, brummte er. Erschrocken begegnete sie seinem Blick und errötete. „Das meinst du doch nicht wirklich“, wiederholte er.
    Schweigen.
    „Du hast ja recht“, gab sie schließlich zu. Sie umschloss ihre Knie nun noch fester, und sie wirkte verletzlich. Ein schmerzlicher Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. „Es stimmt. Ich glaube selbst nicht, was ich sage.“ Sie schwieg eine Weile, dann fuhr sie fort: „Weißt du, seit deinem Anruf am Montag habe ich mir das selbst jede einzelne Minute lang eingeredet. Ich wollte unbedingt daran glauben, dass es nichts ausmacht, ob sie zusammen sind, aber das tue ich nicht.“ Brady erkannte, wie schwer es ihr fiel, ihre Gefühle in Worte zu fassen. „Wir müssen ihnen die Gelegenheit geben, als Schwestern aufzuwachsen, nicht? Und wir müssen uns selbst die Gelegenheit geben, beide zu lieben“, befand sie. „Aber es gibt da ein Problem: Du wohnst in Ohio und ich hier in Minnesota, und ich habe einfach keine Ahnung, was wir jetzt tun sollen. Vielleicht … vielleicht wäre es doch leichter für uns alle gewesen, wenn wir nie etwas davon erfahren hätten.“

2. KAPITEL
    „Ich kann noch bis Sonntag bleiben“, meinte Brady. „Bis dahin haben wir Zeit, uns zu überlegen, was mir tun wollen. Schließlich kriegen es doch eine ganze Menge Eltern auch hin, sich nach einer Scheidung das Sorgerecht zu teilen, selbst wenn sie wie wir in unterschiedlichen Bundesstaaten wohnen. Das lässt sich alles irgendwie regeln.“
    „Ja, wahrscheinlich ist das so“, erwiderte Libby nachgiebig. Dann setzte sie ein kleines Lächeln auf und fragte: „Möchtest du noch etwas Kaffee?“ Als Brady nickte und „Ja, bitte“ sagte, gab ihr das die Gelegenheit, im Haus zu verschwinden.
    Sie wollte auf keinen Fall, dass Brady mitbekam, wie sehr ihr das, was er über das geteilte Sorgerecht gesagt hatte, zu schaffen machte. Ein Blick auf das kleine Mädchen in seinen Armen, das ihrer Colleen bis aufs Haar glich, hatte ihr verraten, wie leicht es ihr fallen würde, beide Zwillinge ins Herz zu schließen … aber wie konnte sie die beiden bloß mit einen Fremden teilen?
    Erwartete er etwa, dass sie ihm Colleen übers Wochenende oder in den Ferien überließ? Sie einfach ins Flugzeug setzte und sie siebenhundert Meilen weit allein reisen ließ? Um Gottes willen, nein!
    Libbys eigene Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie acht Jahre alt gewesen war, und damals hatte sie alle paar Monate ganz allein ins Flugzeug steigen müssen. Die Erinnerungen daran waren alles andere als angenehm. Ihre Mom hatte sich nie so recht mit der Scheidung abfinden können – oder mit dem Umstand, eine alleinerziehende Mutter zu sein. Sie war nicht darauf eingestellt gewesen, plötzlich auf sich selbst angewiesen zu sein, also waren sie von Kansas City nach Chicago gezogen, wo Libbys Großeltern lebten. Trotzdem hatte es lange gedauert, bis Libbys Mutter mit der Situation zurechtkam.
    Insofern war sie schockiert, als Libby sich aus eigenen Stücken dafür entschied, ganz allein ein Kind großzuziehen. „Wenn Glenn noch am Leben wäre, dann hätte ich mich über ein Enkelkind sehr gefreut, aber doch nicht so, Libby. Du weißt ja gar nicht, was da auf dich zukommt.“
    Doch Libby liebte es, unabhängig zu sein und ihr Leben so einzurichten, wie sie es für richtig hielt. In ihrer Ehe hatte sie diese Freiheiten nicht gehabt. Und jetzt sprach Brady auf einmal über geteiltes Sorgerecht, als ob das alles so einfach wäre und sich problemlos in ihre beiden Lebensstile einfügen ließe. Er hatte ja keine Ahnung!
    Als Libby zwei neue Becher mit Kaffee füllte und nach draußen brachte, war sie sich immer noch unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Auf der Terrasse stellte sie fest, dass Brady nicht mehr in seinem Liegestuhl saß. Sofort befiel sie eine schreckliche Panik – schließlich kannte sie ihn ja kaum und hatte ihn trotzdem einfach mit ihrer geliebten Tochter allein gelassen. War sie etwa verrückt geworden? Sekundenlang suchte sie hektisch die nähere Umgebung nach ihm ab,

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