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Bianca Spezial Band 8

Bianca Spezial Band 8

Titel: Bianca Spezial Band 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Darcy , Sharon de Vita
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Krankheit nicht besonders glücklich gewesen war. In den letzten Monaten seines Lebens waren sie sich viel nähergekommen als je zuvor, und das Andenken daran wollte Libby nicht durch andere, weniger innige Erinnerungen verderben.
    Schnell redete sie weiter: „Als bei ihm Krebs festgestellt wurde, war das das Aus. Bei dieser Krebsart und der Therapie, der er sich unterziehen musste, war völlig ausgeschlossen, dass er jemals ein Kind zeugen könnte, selbst wenn er überlebt hätte.“
    „Das muss sehr schlimm für dich gewesen sein.“
    „Das war es auch. Ein doppelter Verlust, in vielerlei Hinsicht. Ich hatte meinen Mann verloren und dazu die Möglichkeit, ein Kind von ihm zu bekommen. Und trotzdem hat es lange gedauert, bis ich mich für eine Adoption entschieden habe. Ich wusste, dass das für mich als alleinstehende Frau ein schwieriges Unterfangen werden würde.“
    Wieder schwiegen sie eine Weile, dann räusperte sich Brady und wechselte das Thema. „Wenn du nur hierher gezogen bist, weil dein Ehemann nach St. Paul versetzt wurde, dann hast du hier wahrscheinlich auch keine Eltern oder Geschwister, stimmt’s?“
    „Nein, ich habe nirgendwo Geschwister“, entgegnete Libby.
    Immer noch fixierte er sie nachdenklich mit seinen grauen Augen, und das verunsicherte sie. Sie kam sich vor, als säße sie in einem Interview … oder im Examen. Colleen und Scarlett zuliebe schluckte sie ihren wachsenden Ärgern herunter und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie unwohl sie sich in ihrer Haut fühlte. Was bezweckte er eigentlich?
    „Ich bin Einzelkind“, erklärte sie schließlich.
    „Ich auch.“
    „Wie gesagt, meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich noch in der Grundschule war. Meine Mutter wohnt immer noch in Chicago, und mein Vater ist gestorben, als ich achtzehn war.“
    „Das tut mir leid.“
    „Ja, es war sehr schlimm für mich“, antwortete sie. Sie dachte nicht gern daran zurück.
    Die Kellnerin brachte die Familienpizza und Salatteller. Brady nahm ein Messer und schnitt eine Ecke für Scarlett in mundgerechte Stücke. Dann hob er eine weitere Pizzaecke auf Libbys Teller, während sie damit beschäftigt war, Colleen zu helfen.
    Als Brady ein drittes Pizzastück auf den eigenen Teller gleiten ließ, landete etwas Tomatensauce auf seinem Zeigefinger. Gelassen lutschte er es vom Finger.
    „Du meintest doch vorhin, dass du so schnell wie möglich besprechen möchtest, was wir nun tun sollen“, setzte er an. „Heißt das, dass du schon eine Vorstellung davon hast?“
    „Es heißt bloß, dass ich weiß, was wir tun müssen “, verbesserte sie ihn schnell. „So wie ich das sehe, haben wir nämlich keine Wahl.“ Sie nahm einen kleinen Bissen von ihrer Pizza und spürte sofort, dass sie gar keinen Appetit hatte. In ihrem Magen ging es drunter und drüber, ihr war regelrecht übel.
    „Gut, dann erzähl mir, wie du das siehst.“ Brady lehnte sich ein Stück nach vorn, und sein Gesichtsausdruck war ernst.
    „Ich halte nichts von dem, was du vorhin angedeutet hast, diese gegenseitigen Besuche, als wären die beiden Scheidungskinder“, begann Libby.
    „Nicht?“ Brady wirkte, als würde er ihr aufmerksam zuhören, und das gefiel ihr. Sie hielt sich an diesem Gedanken fest und unterdrückte ihre Übelkeit, so gut es ging. Hoffte von ganzem Herzen, dass sie ihn erreichen würde mit dem, was sie zu sagen hatte.
    „Die Mädchen haben schon ihre leiblichen Eltern verloren, wer auch immer sie sind“, fuhr Libby fort. „Und damals, in Vietnam, haben wir bei der Adoption versprochen, dass wir die Kinder auch mit der Kultur ihres Landes in Berührung bringen.“
    „Ja, ich erinnere mich daran.“
    „Es dürfte ziemlich schwierig werden, dieser Aufgabe wirklich gerecht zu werden, sodass sie mehr als bloß eine Alibifunktion bekommt. Schließlich liegt jetzt ein ganzer, großer Ozean zwischen uns und dem Herkunftsland der Kinder. Und ich kann es einfach nicht zulassen, dass die Beziehung zwischen den beiden auch bloß eine Alibibeziehung bleibt. Außerdem sind Colleen und Scarlett viel zu jung, als dass wir sie allein ins Flugzeug setzen und hin-und herschicken könnten. Und so wie ich es sehe, gibt es nur eine Möglichkeit, das zu vermeiden“, beendete Libby ihre Ausführungen.
    „Und zwar?“ Brady neigte den Kopf und betrachtete sie nun skeptisch.
    Sie atmete noch einmal tief durch und sagte dann, was sie sagen musste: „Einer von uns muss wohl umziehen.“
    Also gut, dachte Brady.

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