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Bianca Spezial Band 8

Bianca Spezial Band 8

Titel: Bianca Spezial Band 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Darcy , Sharon de Vita
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Eigentlich hatte er sich das ja denken können. Und war es nicht der einzig vernünftige Schluss, zu dem ein mitfühlender Mensch kommen konnte? So schlimm war es ja nun auch wieder nicht: Es waren schon ganz andere Leute aus weitaus geringfügigeren Gründen von einem Ort an den anderen gezogen. Und hätte er nicht selbst genau denselben Vorschlag gemacht, wenn Libby ihm nicht zuvorgekommen wäre?
    Nein, das hätte er nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht.
    Er biss ein großes Stück Pizza ab und war sich dabei durchaus im Klaren darüber, dass sie ihre eigene Ecke kaum angerührt hatte.
    Einer von ihnen beiden sollte also umziehen, hatte sie gesagt? Er konnte den unausgesprochenen Nachsatz förmlich hören, der in der Luft lag: Und weil ich mich hier in St. Paul wohlfühle, sehe ich gar nicht ein, warum ausgerechnet ich diejenige sein sollte.
    Na, da irrte sie sich aber!
    Wenn er umziehen sollte, müsste er sein Bauunternehmen verkaufen, und Scarlett würde die enge Beziehung zu ihrer liebevollen Großmutter einbüßen. Libby dagegen hatte hier in St. Paul keine Verwandten und würde fast überall sofort eine Anstellung finden. Verlangte er zu viel, wenn er erwartete, dass sie diejenige sein sollte?
    „Columbus in Ohio ist eine tolle, kinderfreundliche Stadt“, sagte Brady mit fester Stimme. „Man kann dort recht günstig wohnen, und die Leute sind offen und freundlich. Die Winter sind auch viel milder als hier. Ihr lebt euch bestimmt schnell ein, ich helfe gern mit dem Umzug.“
    Nun war Libby offenbar sprachlos. Sie saß einfach da und errötete langsam immer mehr. Sie öffnete den Mund, sah zunächst Colleen an, dann Brady und schließlich Scarlett. Immer noch brachte sie kein Wort heraus.
    „Ich kann mir dich gut im Stadtteil Upper Arlington vorstellen“, fuhr er fort. „Vielleicht auch Worthington oder Clintonville, dort wohne ich selbst. Bexley ist wunderschön, aber das liegt auf der anderen Seite der Stadt, von mir aus gesehen.“
    „Es ist wohl wenig sinnvoll, erst siebenhundert Meilen weiter in einen anderen Bundesstaat zu ziehen und dann immer noch eine ganze Weile fahren zu müssen, damit die Mädchen sich sehen können“, sagte Libby endlich. Brady bemerkte, dass ihre Stimme dabei ein wenig zitterte.
    Kämpfte sie etwa gerade mit den Tränen? Das konnte er nachvollziehen, ihn berührte das auch alles sehr. Heute waren ihre beiden Leben völlig umgekrempelt worden … und er hoffte inständig, dass sie trotz allem eine gemeinsame Lösung finden würden.
    Wieder wartete Brady darauf, dass Libby ihm auf seinen Vorschlag hin ein Gegenangebot machen würde – wie er das von seinen potenziellen Kunden kannte, wenn sein Unternehmen ihnen ein Angebot für ein Großprojekt unterbreitete.
    Gut, ich ziehe um, aber erst im Frühling.
    Gut, ich ziehe um, aber es wäre nur gerecht, wenn du die Hälfte der Kosten übernehmen würdest.
    Gut, ich ziehe um, aber ich brauche dann eine vorläufige Unterkunft, bevor ich mir etwas Dauerhaftes suche. Und außerdem möchte ich mir noch ein Hintertürchen offenlassen, falls das Ganze nicht klappen sollte. Ich will mein Haus hier in St. Paul nicht verkaufen, und ich möchte auch hin und wieder hierherkommen, um meine Freunde zu besuchen.
    Libby sagte nichts von alledem. Stattdessen schenkte sie sich selbst Limonade und Colleen noch etwas Saft ein. Dann half sie Colleen mit der Pizza.
    Brady bemerkte, dass ihre Hände zitterten, und hatte plötzlich das seltsame Bedürfnis, sie zwischen seine schwieligen Handflächen zu nehmen und zu sagen: „Halt. Es ist schon gut. Macht es dir so viel aus, wegzuziehen? Wenn dir St. Paul so wichtig ist, dann komme ich gern her. Es scheint eine tolle Stadt zu sein, und ich fühle mich hier bestimmt sehr wohl.“
    War es das, was sie wollte? Waren ihre bebenden Hände bloß eiskalte Berechnung, ein Versuch, ihn zu beeinflussen? Überraschen würde es ihn nicht. Bei einigen Frauen war alles, was sie taten, reine Strategie. Er wünschte sich bloß, Libby würde einfach sagen, was sie wollte, aber das tat sie nicht.
    Stattdessen sprach sie in ausgesprochen fröhlichem Ton mit ihrer Tochter: „Warte, ich schneide das große Stück mal für dich durch, mein Schatz. Ja, ich weiß schon, du würdest das lieber selbst machen, aber bei diesem Stück muss Mommy dir mal helfen. So, fertig, wunderbar.“
    Es gefiel Brady, wie Libby mit dem Kind redete. Liebevoll, deutlich und bestimmt. Sie war sehr aufmerksam, machte dabei aber nicht zu viel Getue.

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