Bianca Spezial Band 8
Lächeln. „Du hast ja recht“, wiederholte sie. „Danke, dass du uns rechtzeitig … gestoppt hast. Es tut mir leid.“
„Es tut dir leid ? Du liebe Güte, Libby, das braucht dir doch nicht leidzutun. Es war überhaupt nicht deine Schuld.“
„Ich hätte von selbst aufhören sollen, nicht erst, als du mich davon überzeugt hast.“
„Vielleicht hätte ich lieber nicht so überzeugend sein sollen“, murrte Brady.
Sie lachte. „Ich glaube, wir müssen uns erst mal etwas abkühlen.“
„Ich brauche jetzt eine kalte Dusche.“
„Und ich schaue mal nach den Mädchen“, meinte Libby.
Oben, auf dem Treppenabsatz, hielt sie kurz inne. Um sie herum war es still. Sie wusste, dass auch Brady noch einmal nach seiner Tochter schauen würde, bevor er ins Bett ging. Trotzdem ging sie ganz automatisch in Scarletts Zimmer und lehnte sich dort über das Bettchen. Das Mädchen schlief tief und fest. Sie lag auf dem Bauch und hatte den Kopf zur Seite gedreht, ihr kleiner Po ragte in die Luft. Genau so schlief Colleen auch oft. Es sah ziemlich unbequem aus, aber offenbar war es das gar nicht. Scarletts Bettdecke war heruntergerutscht, also zog Libby sie dem Kind wieder über die Schultern und streichelte ihre dunklen Locken.
„Ich liebe dich, Scarlett“, hörte sie sich sagen.
„Gleich nach dem Frühstück fahre ich los und kaufe einen neuen Wäschetrockner“, verkündete Brady. „Hast du Lust mitzukommen? Wir können dabei nach einem vietnamesischen Kochbuch Ausschau halten und ein paar Zutaten einkaufen.“
Alle hatten heute lange geschlafen, und nun war es schon fast halb zehn.
„Hört sich gut an“, antwortete Libby. Sie war ziemlich verunsichert. Brady hatte sie den ganzen Morgen kein einziges Mal berührt und schien sich nicht entscheiden zu können, ob er sie anlächeln oder ernst betrachten sollte.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihr durch seine Körpersprache so deutlich vermitteln würde, wie sehr er den Zwischenfall von gestern Nacht bereute. Offenbar wollte er auf keinen Fall zulassen, dass heute auch nur ein einziger Funken zwischen ihnen übersprang. Und vielleicht sollte sie ihm sogar dankbar dafür sein, dass es ihm anscheinend nicht so schwerfiel wie ihr, zu vergessen, wie gut und richtig es sich gestern angefühlt hatte, bei ihm zu sein.
Libby musste immer wieder daran denken, denn so etwas hatte sie noch nie erlebt, auch nicht mit Glenn. Zu ihm hatte sie sich aus anderen Gründen hingezogen gefühlt, weil er reif und erfolgreich war und mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand. Und weil sie wusste, dass er sie nicht im Stich lassen würde.
Zuerst hatte Glenns sexuelles Verlangen sie überfordert. Ihr war bewusst, dass er sich ihr zuliebe zurückhielt, es langsam angehen ließ. Allerdings hatte er sie nie gefragt, ob sie sich das auch so wünschte, sondern ihr diese Entscheidung einfach abgenommen.
Und er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sie in die Welt seines sexuellen Verlangens einzuführen. „Spürst du das, Lisa-Belle? So fühlt sich das an, wenn ein Mann erregt ist.“
Seltsamerweise hatten all seine Bemühungen genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er eigentlich hatte erreichen wollen. Sie wurde immer befangener, wenn es um Sex ging, und sie war auch nicht in der Lage, ihre Gefühle und Bedürfnisse in Worte zu fassen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis es zwischen ihnen funktionierte. Bei Brady hingegen waren ihre Gefühle sofort da, und sie musste sie mit aller Macht im Zaum halten.
Wie vereinbart, fuhren sie mit den Zwillingen nach dem Frühstück zum Einkaufszentrum, um sich einen neuen Wäschetrockner zu besorgen. Dabei gingen sie so ernsthaft vor wie ein Brautpaar, das sich das erste gemeinsame Silberbesteck aussuchte. Es fehlten nur die gestohlenen Küsse und verliebten Blicke. Der Verkäufer hielt sie natürlich trotzdem für ein Paar.
Nachdem Brady eine Maschine ausgewählt hatte, besuchten sie eine Buchhandlung und fanden dort ein Kochbuch mit fernöstlichen Rezepten, in dem es auch ein Kapitel über Vietnam gab. Anschließend setzten sie sich im Restaurantbereich des Einkaufszentrums an einen Tisch und aßen zu Mittag, während sie nebenbei im Kochbuch blätterten.
Sie betrachteten ein appetitanregendes Bild nach dem anderen, Abbildungen mit glänzend roten Chilis und knallgrünen Korianderblättern. Brady schob seinen Stuhl ein Stück näher an Libbys heran, damit sie beide einen besseren Blick auf das Buch hatten, und als er die nächste
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