Bianca Spezial Band 8
Mann nur eine wirklich sinnvolle Stelle“, entgegnete sie ungeduldig, und auf einmal erschien ihr das Ganze sogar recht lustig zu sein, auf eine groteske Art.
„Dann hast du ihm das Knie also … dorthin gerammt?“ Langsam breitete sich ein Lächeln auf Bradys Gesicht aus. Er schien beeindruckt.
„Hab ich dir das nicht gerade erzählt? Jedenfalls war ich froh, dass ich Colleen nicht dabeihatte! Danach bin ich sofort zum Kindertagesheim gefahren, um sie abzuholen. Ich hab sie sehr lang in den Arm genommen …“
Brady murmelte etwas, dann trat er dicht an Libby heran. Ganz vorsichtig strich er über den Striemen an ihrem Arm, erkundete die angeschwollene, gerötete Haut unendlich sanft mit den Fingerkuppen. Libby bekam eine Gänsehaut.
„Von wegen kein Problem!“, sagte er leise. „Das war bestimmt ein schrecklicher Schock für dich. Du bist ja immer noch ganz aufgeregt deswegen. Bist du sicher, dass du nicht weiter darüber reden willst?“
„Nein, ich will es lieber gleich vergessen“, erwiderte sie. „Der Kratzer ist entstanden, als ich mich losgerissen habe. Er hatte so ein dickes Armband um, wahrscheinlich hatte das irgendwo eine scharfe Kante. Er hatte nicht vor, mir etwas zu tun. Er war bloß so ein gut aussehender Widerling, der es nicht gewohnt ist, dass man ihn zurückweist. Das mit dem Knie wäre gar nicht nötig gewesen … da habe ich vielleicht etwas überreagiert.“
„Das mit dem Knie war große Klasse.“ Brady hatte ihr die Arme ganz leicht um die Schultern gelegt – wenn ihr die Berührung nicht behagte, würde er sich sofort wieder zurückziehen. Doch die Berührung gefiel ihr viel zu gut. „Ich bin beeindruckt“, sagte er. „Du überraschst mich immer wieder aufs Neue, Libby.“ Nun klang seine Stimme schon viel sanfter, und er lächelte.
„Wir kennen uns erst seit etwa sechs Wochen“, gab sie zurück. Sie lächelte ebenfalls, war aber immer noch sehr aufgewühlt. Und Bradys Nähe, seine Körperwärme, trugen nicht dazu bei, dass sie sich wieder beruhigte. „Und wir wohnen erst seit sieben Tagen unter einem Dach. Da hoffe ich doch, dass ich dich noch überraschen kann.“
„Klar, aber ich habe das Gefühl, dass das noch eine ganze Weile so weitergeht.“
„Es macht Spaß, dich zu überraschen.“
Brady hatte Libby immer noch nicht losgelassen. Er berührte sie nur ganz leicht, und sie unternahm nichts dagegen. Sie sahen sich tief in die Augen. Aus dieser Nähe hatte Libby ihn noch nicht betrachtet – aber sie hatte es sich gewünscht, schon seit mehreren Tagen. Seine Augen blickten warm, ehrlich und ernst zugleich. Den Mund hatte er immer noch geschlossen. Er war unregelmäßig geformt, mit einer kleinen Narbe an der Oberlippe, aber er verlangte danach, geküsst zu werden.
Und Libby wollte diesen Mund auch küssen. Zuerst ganz sanft, einfach um herauszufinden, wie es sich anfühlte. Und wenn es ihr gefiel, wovon sie fest überzeugt war, würde sie den Kuss vertiefen.
Schließlich berührte sie seine Lippen mit den Fingerkuppen, und ihr eigener Mund war nur ein kleines Stückchen weiter entfernt. Nun senkte sie die Hand wieder und legte sie ihm sanft in die kleine Mulde zwischen Hals und Schulter.
Brady näherte sich Libby noch ein Stück. Seine Oberschenkel rieben sich an ihrem Rock, und sie spürte, wie fest und warm sie waren. Dann ließ er die Hände von ihren Schultern gleiten und fuhr damit seitlich an ihrem Oberkörper entlang. Dabei streifte er kurz ihre Brüste, und ihr wurde heiß und kalt zugleich. Ihr Puls beschleunigte sich, und in ihr wuchs ein schmerzliches Verlangen.
„Was würdest du tun, wenn ich dich jetzt küsse?“, flüsterte er und ließ die Handflächen auf Libbys Hüften ruhen. Seine Lippen waren bloß noch einen Zentimeter von ihren entfernt … so nah, aber immer noch nicht nah genug. Ihr ganzer Körper schmerzte unter dieser süßen Folter, der sie nur ein Ende setzen konnten, indem sie auch noch diesen letzten Zentimeter überwanden. „Ich weiß, dass du dich nicht abwendest, Libby. Ich weiß es einfach.“
„Nein, ich wende mich nicht ab …“ Sie hob ihm das Gesicht entgegen, um seinem Mund zu begegnen.
6. KAPITEL
Libby und Brady küssten sich langsam und innig. Bradys Mund schmeckte nach Minze und Zimt, sie spürte seine rauen Bartstoppeln auf der Haut. Die Zeit schien stillzustehen.
Die Küchenlampe hüllte sie in warmes, gelbes Licht, und um sie herum war alles still. Oben schliefen die Mädchen – zwar nicht im selben
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