Bianca Spezial Band 8
nahe“, stimmte Brady ihr zu. Er beschäftigte sich immer noch mit der Frühlingszwiebel. „War ja Einzelkind. Der einzige Sohn.“
„Ja, ich hab mich schon gefragt … Deine Mom liebt Kinder ja offensichtlich sehr, und trotzdem hat sie nur …“
„Ach, wem sagst du das, Libby! Sie haben jahrelang versucht, noch ein zweites Kind zu bekommen. Ich weiß nicht, wie viele Fehlgeburten sie hatte … drei oder vier hintereinander. Zuletzt war sie sogar sechs Monate lang schwanger, aber sie hat das Baby wieder verloren, und danach konnte sie keine Kinder mehr bekommen.“
„Oje, das tut mir schrecklich leid!“ Sofort war Libby den Tränen nahe, als sie davon hörte. Wie schlimm musste das für Bradys Mutter Delia gewesen sein! Und für seinen Vater natürlich auch.
„Als sich dann herausstellte, dass Stacey unfruchtbar war, war das ein ganz schöner Schlag für uns. Darum war Mom auch ganz außer sich, als sie von Colleen hörte. Sie hat sich so sehr ein weiteres Enkelkind gewünscht.“
„Natürlich, das ist doch völlig verständlich.“ Libby konnte das tatsächlich sehr gut nachvollziehen, trotzdem meldeten sich sofort ihre Verlustängste. Sie schämte sich für diese Gefühle. Glaubte sie etwa, Mrs. Buchanan würde ihre Tochter kidnappen?
„Wenn Colleen und deine Mom sich erst besser kennen …“, begann sie zögerlich. „… dann können sie sich auch … öfter sehen.“
„Das wäre toll“, erwiderte Brady. „Sie würde sich sehr freuen, beide Zwillinge bei sich zu haben.“
„Klar. Kein Problem.“ Aber jetzt noch nicht. Erst, wenn ich mich sicherer fühle .
Libby fuhr damit fort, das Fleisch zu schneiden. Sie wusste, dass Brady sie gerade genau beobachtete, aber sie tat so, als würde sie das nicht bemerken.
7. KAPITEL
Am nächsten Samstag nahm Brady Libby zu einem Footballspiel mit: Ohio State gegen Indiana. In erster Linie lag das daran, dass er gerade zusätzlich zu seinem eigenen Dauerticket noch das seines Freundes Matt hatte, der momentan nicht in der Stadt war. Allerdings hatte auch seine Mom einen entscheidenden Teil dazu beigetragen, indem sie nämlich die Zwillinge regelrecht in den Garten und ihn und Libby zur Haustür hinausgetrieben hatte.
„Nun fahrt schon“, forderte sie die beiden Erwachsenen auf. „Ihr seid doch jung, also könnt ihr euch ruhig auf diese steinharten Sitze setzen, ohne dass euch am nächsten Tag der ganze Körper wehtut. Eltern müssen nicht immer auf alles verzichten. Unternehmt was Schönes, habt Spaß zusammen! Ihr müsst doch nicht leben wie im Kloster!“
Da irrt sich Mom, dachte Brady. Dass er und Libby nun gemeinsam Eltern der Zwillinge waren, bedeutete genau das: Keuschheit und Verzicht. Die ganze Woche lang hatte er unendlich großen Versuchungen widerstehen müssen und war aus lauter Verzweiflung jeden Morgen mehrere Runden durch den Park gelaufen, hatte sich immer wieder kalt geduscht … und es war kaum auszuhalten. Er und Libby flirteten zwar ein bisschen, aber sie berührten sich nie. Sie lachten gemeinsam, und auch das wurde gefährlich – es fühlte sich einfach zu warm und schön an, sie waren sich dann viel zu nah.
Brady fühlte sich innerlich zerrissen. Einerseits sehnte er sich geradezu schmerzlich nach einer Partnerschaft. Dabei ging es ihm nicht nur um Sex, sondern er wünschte sich auch, die schönen Dinge im Leben mit jemandem teilen zu können, gemeinsam zu lachen. Doch dann erinnerte er sich wieder an all das, was in seiner Ehe schiefgegangen war.
Er hatte Stacey nie zur Rede gestellt. Von einem gewissen Zeitpunkt an hatte er sie einfach nicht mehr ernst genommen. Wahrscheinlich wollte sie bloß ihre Spielchen mit ihm spielen. Als er nach ihrem Tod dann herausfand, dass sie ihn betrogen hatte, traf ihn das sehr. Er hätte nie gedacht, dass sie so weit gehen würde. Nun fragte Brady sich, ob er es hätte verhindern können, wenn er sich vorher anders verhalten hätte.
So ein fatales Durcheinander wollte er nicht noch einmal erleben, das war ihm zu gefährlich. Nein, da blieb er lieber in Sicherheit.
In warmen Jacken und Mützen fuhren Libby und er zum Footballspiel. Je näher sie dem Stadion kamen, desto aufregender wurde es für sie. Vor dem Eingang drängten sich Hunderte von Fans, und der Parkplatz war voll mit Autos. Fans ohne Eintrittskarten liefen verzweifelt von Besucher zu Besucher und wollten wissen, ob nicht jemand sein Ticket verkaufen wollte. Im Stadion spielte Musik. Offenbar hatte die Band schon
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