Bibi Blocksberg - Das Buch zum Kinofilm
pervers!“
Doch Barbara ließ sich nicht provozieren. „Überlass das doch bitte Walpurgia“, erwiderte sie kühl. „Sie ist schließlich die Vorsitzende des Hexenrates und nicht du!“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ließ Rabia stehen.
Im gleichen Augenblick fiel ein heller Lichtkegel auf eine der steinernen Treppen und herab schritt, gefolgt von zwei Dienerinnen, Walpurgia, die Vorsitzende des Hexenrates. Das Murmeln und Schwatzen auf dem Platz erstarb. Bibi war angenehm überrascht über den Auftritt, denn bei Walpurgia handelte es sich um eine ehrwürdige, ältere Dame, die wohlwollende Güte ausstrahlte. Sie trug ein prächtiges, langes, silberblau glitzerndes Kleid und auf ihrem Kopf thronte ein gewaltiger Helm mit schwungvoll gebogenen Hörnern. Er war kunstvoll aus Gold gefertigt und mit prächtigen Steinen verziert.
Walpurgia neigte den Kopf nach allen Seiten, grüßte die Anwesenden und schritt ruhig und bedächtig in die Mitte des Kreises. Sie blickte ernst in die Runde, breitete die Arme aus, reckte die Finger mit den schwarzen Nägeln und zeichnete mit einem violetten Blitz die Worte HEX-HEX! in den Himmel.
„Willkommen, Schwestern!“, rief sie mit heller Stimme. „Ein dreifaches ,Hex-hex!’“
Die Hexengemeinde erhob sich von den Plätzen, jede Hexe ließ ebenfalls kleine lila Blitze zucken und alle riefen im Chor: „ Hex-hex! Hex-hex! Hex-hex!“ Dann kehrte wieder Ruhe ein und Walpurgia begann ihre Ansprache.
„Schwestern…“, sagte sie, „wir sind heute hier versammelt, um ein Mädchen zu ehren, das trotz seiner Jugend den Mut einer reifen, verantwortlichen Hexe bewiesen hat.“ Ein lautes Raunen ertönte und sie machte eine kleine Pause, bevor sie fortfuhr: „Aus einem flammenden Inferno hat Bibi Blocksberg trotz Gefahr für Leib, Leben und Besen zwei schutzlose Kinder vor dem sicheren Tod bewahrt.“
„Ooooch! Wie rührend!“ Rabia legte den Kopf schief und verzog spöttisch den Mund.
Alle Augen waren nun auf Bibi gerichtet.
„Tritt näher, mein Kind.“ Walpurgia winkte sie zu sich. „Eigentlich bekommt eine Hexe erst im Alter von fünfzehn Jahren ihre Hexenkugel und wird damit in die Gemeinschaft aufgenommen. Du bist aber erst… nun?“
„Zwölf“, antwortete Bibi ein wenig heiser. „Zwölfdreiviertel…“
„Also fast dreizehn!“, stellte Walpurgia fest. „So lasst uns anfangen. Eine unserer Vorfahrinnen, die weise große Heilerin Galinda, hat testamentarisch ihre Kugel einer Hexe mit besonderem Mut zugedacht. Diese Kugel, Bibi…“, sie winkte kurz mit der Hand und eine ihrer Dienerinnen reichte Walpurgia die Kugel auf einem roten Samtbett, „trägt die heilende Energie der Galinda in sich. Wer die Kugel erhält, übernimmt große Verantwortung. Die Kräfte der Kugel werden dir beim Retten und Heilen helfen und die Tiefe ihrer Bilder wird die Tiefe deiner Gedanken fördern. Möge ihre Weisheit auf dich übergehen und deine Handlungen leiten.“
Bibi schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter, Barbara dagegen konnte die Rührung nicht unterdrücken und musste sich die Tränen abwischen. Rabia, die neben ihr saß, schaute gelangweilt in den Himmel und klopfte genervt mit dem Absatz ihres knallroten Schuhs auf den felsigen Boden.
„So!“ Walpurgia räusperte sich. „Bevor wir aber rührselig werden… welches Hexstück hast du uns mitgebracht, Bibi?“
„Ich mach die chinesische Plapperkatze.“
„Nun, gut. Lass sehen.“
Bibi trat in den Kreis. Zur Sicherheit holte sie schnell noch ein kleines Notizbuch hervor, schlug etwas nach und legte das Büchlein dann neben sich auf den Boden. Sie holte tief Luft, streckte die Hände vor, schaute nach oben und sagte mit fester Stimme: „ Eene meene Supertatze, her mit einer Chinakatze. Hex-hex!“
Aus der Luft ertönte ein leises Miauen und im nächsten Moment wirbelte eine Katze vom Himmel. Sie landete neben Bibi auf allen vier Pfoten, blickte sie an und miaute freundlich. Ein paar Hexen applaudierten, allen voran Schubia und Arkadia. Barbara lächelte stolz und auch Walpurgia war angetan von dem, was sie sah.
„ Eene meene Seglerleinen“, fuhr Bibi fort, „ Kätzchen, lauf jetzt auf zwei Beinen. Hex-hex!“
Die Katze machte Männchen und trippelte auf ihren Hinterbeinen im Kreis. Wieder ertönte Applaus, diesmal schon kräftiger, und die ersten Bravo!-Rufe wurden laut. Rabia blickte düster vor sich hin und rührte keinen Finger. Nun konzentrierte sich Bibi auf den dritten Spruch und sagte
Weitere Kostenlose Bücher