Bibi Blocksberg - Das Buch zum Kinofilm
erinnern.“ Nun kam auch sie selbst ins Bild. Sie war mit Schlamm bespritzt, schlecht gelaunt und machte einen verärgerten Eindruck. „Bibi…“, ihre Stimme wurde heiser, „du bist in der Zukunft gelandet.“
„Aber ich habe doch gar nichts gemacht!“
„Wenn du nur einen einzigen Augenblick lang an die Zukunft denkst, dann verschiebt sich die ganze Kugelzeit!“, sagte ihre Mutter eindringlich. „Deine Gedanken müssen klar sein. Wie Kristall…“
„Aber ich habe doch nur zwei Sekunden lang an unsere Erdkundearbeit gedacht!“
Wieder erschien ein neues Bild: Ihre Eltern standen immer noch vor dem verdreckten Auto. Sie waren in Decken gehüllt, froren jämmerlich und starrten Bibi aus der Kugel heraus hilflos an. In Barbaras Kopf schossen die Gedanken wild durcheinander. Was um alles in der Welt war denn da passiert?
Finstere Pläne schmiedet Rabia im
ACHTEN KAPITEL.
Hier erfahren wir auch, warum Rabia unbedingt Bibis Hexenkugel haben will…
Rabia lebte zusammen mit ihrem dicken, schon in die Jahre gekommenen Kater Maribor in einem imposanten Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Es thronte wuchtig auf einer Lichtung im Wald und der hohe Bergfried war weit sichtbar im Land. Die alte Schlosskapelle und die Laubengänge waren halb verfallen und durch die alten Mauern pfiff der Wind. Allein der riesige Rittersaal war bewohnbar.
Unter dem aus schweren Sandsteinquadern gemauerten Gewölbe befand sich Rabias Wohnzimmer, das gleichzeitig Labor und Bibliothek war. Überall in den Ecken hingen staubige Spinnweben und getrocknete Pflanzen und Kräuter baumelten zum Trocknen von der Decke. Der Raum war voll gestellt mit altem Gerumpel und allen möglichen Gerätschaften, die Rabia zum Hexen benötigte. Über einem Becken mit glühenden Kohlen blubberte in einem Glaskolben eine schillernde Flüssigkeit, daneben stand ein wuchtiger Tisch, überladen mit allem möglichen nützlichen und unnützen Krimskrams. Dahinter hatte Rabia ihre Liegestatt – ein breites, mit Fellen ausgelegtes Sofa.
Hier ruhte Maribor und verfolgte mit wachsamen Augen die Bewegungen seiner Herrin, die mit langsamen, schweren Schritten die Treppe herabkam, sich stöhnend durch den Raum schleppte und in einen tiefen Sessel plumpsen ließ. Mit letzter Kraft konnte sie die roten Pumps von ihren geschwollenen Füßen streifen. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entrang sich ihrer Brust.
„Ja, ja“, maunzte Maribor mit brüchiger Katzenstimme. „Das Leben ist ein rechtes Jammertal, wenn man in die Jahre kommt wie ich… und Ihr!“
Rabia beachtete ihn nicht und schlüpfte in ihre roten, puscheligen Hausschuhe. War das eine Wohltat!
„Wie konntet Ihr Euch die Kugel wegnehmen lassen, Herrin?“, fuhr Maribor fort.
„Weil man Hexenkugeln nicht herhexen kann, du Dummschnurrer!“, giftete Rabia. Sie schlüpfte aus ihrem engen Kleid und begann die Verschlüsse ihres Mieders zu lockern. Rabia war nämlich nicht nur grau und faltig geworden, sondern auch gehörig in die Breite gegangen, weshalb sie stets den Bauch einzog und sich kräftig schnürte, bevor sie das Schloss verließ. Auch ihre Haarpracht war nicht echt, sondern falsch bis zur letzten Strähne. Ihr Haupthaar bestand aus langen, grauen Schnittlauchlocken, die nun stumpf herabhingen, nachdem sie umständlich die schwarze Perücke abgenommen hatte.
„Und jetzt fehlen Euch die letzten Zutaten für das Jugendelixier!“, stellte Maribor fest. „Wollt Ihr denn wirklich vor Euch hin runzeln? So tut doch was. Mein Fell wird auch schon ganz grau.“
„Zehn Zutaten hätte es noch gebraucht!“, schimpfte Rabia vor sich hin. „Zehn von dreihundertfünfundsechzig! Ich fasse es nicht!“ Sie warf Maribor einen vernichtenden Blick zu. „Du bist schuld! Warum hast du keine Kopie von der Formel gemacht, du kleiner, pelziger Totalversager?“
„Warum habt ihr denn keine gemacht?“, höhnte der Kater. „Es gibt kein sichereres Versteck als das Innere einer Hexenkugel!“
Rabia griff nach ein Paar Boxhandschuhen, streifte sie über und stapfte zu dem Punchingball, der an einem Balken an der Decke festgemacht war.
„Das ist auch so!“, rief sie und drosch auf den mit Sand gefüllten Ledersack ein. „Das ist auch so! Das ist auch so!“
„Wieso holt Ihr Euch dann die Kugel nicht einfach von dieser kleinen Blödberg, oder wie sie heißt, zurück?“
Rabia hatte sich ausgetobt und brauchte nun eine kleine Stärkung. Gierig öffnete sie ein Glas mit Nuss-Nougat-Creme, nahm einen
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