Bibi Blocksberg - Das Buch zum Kinofilm
heraus. Sie war eine finstere Person und ganz in Schwarz gekleidet. Auf ihrem Kopf thronte ein breiter Hut mit langen, schwarzen Adlerfedern. An den Armen trug sie martialische Ringe und an den Füßen hochhackige, knallrote Schuhe, Sie war früher bestimmt eine attraktive Frau gewesen, aber Neid und Missgunst hatten an ihr gezehrt. Ihr blasses Gesicht war von Falten überzogen, die sie nur mühsam überschminken konnte, und aus ihrem zusammengekniffenen Mund kam so gut wie nie ein freundliches Wort.
„Hex dir ’ne neue Brille!“, fauchte sie Edwina an. „Du siehst auch nicht mehr aus wie hundertfünf! Das lass dir mal gesagt sein!“
Sie warf den Kopf in den Nacken und marschierte mit wiegenden Hüften auf Bibi zu. Sie blieb vor ihr stehen, sah sie durchbohrend an und lächelte ölig. Bibi lief es kalt den Rücken hinunter und sie trat schnell einen Schritt zurück.
Rabia machte auf dem Absatz kehrt, bahnte sich einen Weg durch die umherstehenden Hexen und schritt langsam die Steinstufen der Treppe nach oben.
„Vielleicht war’s doch nicht Rabia, die das Rezept der ewigen Jugend geklaut hat“, meinte Arkadia zweifelnd und blickte Rabia nach.
„Sei still!“, flüsterte Schubia. „Wenn Tante Walpurgia hört, dass wir darüber reden, gibt’s Ärger!“
„Wieso?“, fragte Bibi neugierig. „Erzählt!“
Da wurden gleichzeitig drei nebeneinander liegende Kabinen frei. Schnell huschten die drei Junghexen hinein, riegelten hinter sich ab und konnten sich nun ungestört durch die Öffnungen über dem Fußboden unterhalten.
„Also…“, begann Arkadia. „Hier gibt es einen Tresor mit Geheimrezepten, Zaubertränken und so. Vor einem Jahr ist da eingebrochen worden und die Formel der ewigen Jugend war weg. Verschwunden! Futsch! Geklaut!“
„Für immer?“, fragte Bibi erschrocken.
Schubia nickte. „Nur so ein Geruch lag in der Luft. Es roch nach Hyazinthen!“
„Jeder weiß natürlich, dass nur eine Hyazinthentinktur zum Hexen verwendet“, ergänzte Arkadia.
„Rabia!“ Schubia lachte trocken. „Ihr ganzes Schloss haben die durchwühlt, aber nix gefunden. Keine Formel weit und breit! Dafür dreihundert Paar rote Schuhe. Die sammelt sie nämlich. Die Frau hat echt ’nen Besen ab!“
„Aber ohne Beweise darf man niemanden beschuldigen“, meinte Arkadia. „Sagt Walpurgia.“
Jetzt wurde es Zeit, dass sie sich draußen sehen ließen. Schließlich waren die vielen Hexen nur wegen Bibi gekommen und nicht wenige von ihnen hatten lange Flüge hinter sich.
Die drei traten aus ihren Kabinen, streckten die Arme aus und sagten im Chor: „ Eene meene Kinderhasser, runter mit dem Spülewasser. Hex-hex!“
Die Spülung rauschte laut und die Junghexen machten die Türen von außen zu. Leise baumelte das Schild hin und her, das dort angebracht war, und auf dem geschrieben stand: BITTE SPÜLWASSER HEXEN!
Die Überreichung der Kugel findet im
SECHSTEN KAPITEL
statt. Allerdings ist Rabia ganz und gar dagegen, dass Bibi die Kugel erhält…
Unterdessen war die Nacht hereingebrochen. Der Mond stand wie eine hauchdünn geschliffene Sichel am Himmel und ein dunkles Tuch mit unzähligen von funkelnden Sternen wölbte sich hoch oben über dem freien Platz auf dem Blocksberg. Hier hatten sich alle Hexen versammelt; die des Inneren Kreises saßen im Rund, die anderen standen oder lehnten an den Felsen. Schubia und Arkadia hatten Bibi bei den Händen gefasst und führten sie in die Mitte des Kreises.
„Komm, das ist dein Ehrentag heute!“, meinte Schubia aufmunternd.
Bibi blinzelte verwirrt. Da entdeckte sie ihre Mutter und lief zu ihr. Barbara legte den Arm um sie und drückte sie kurz an sich. Da trat Rabia auf die beiden zu.
„Barbara! Was für eine Überraschung!“ Sie lächelte falsch und tat, als wäre sie hoch erfreut. „Ist sie das, deine kleine Heldin? Entzückend! Man sieht gar nicht, dass sie nicht… ich meine, man sieht nicht, dass sie nur eine halbe Hexe ist. Du verstehst doch, was ich meine? Bist du eigentlich immer noch mit dem hübschen Bernhard zusammen?“
Barbaras Augen wurden schmal. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für deine Attacken, Rabia!“
„Attacken? Wieso?“ Rabia riss erstaunt die Augen auf. Sie war die Unschuld in Person. „Ich sorge mich nur um die Zukunft unserer Hexenzunft und die Reinheit des Hexentums. Wie kann man nur einem Kind, das in einer rein menschlichen Gesellschaft aufwächst, die Verantwortung für eine Hexenkugel übertragen? Das ist
Weitere Kostenlose Bücher