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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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haben. Wir würden bestimmt getrennt werden, mich würden sie in ein Heim stecken, und weiß der Geier, was sie mit Nelly machen würden. Aber in einem Jahr bin ich eh sechzehn. Dann können sie mir nichts mehr. Mit sechzehn kann ich ein Baby kriegen und heiraten, dann gelte ich als Erwachsene und darf ganz offiziell für uns beide sorgen.
    Eigentlich hab ich wohl schon die ganze Zeit für uns gesorgt. Mit fünf hab ich Windeln gewechselt und mit sieben bin ich einkaufen gegangen, und sauber gemacht und Wäsche gewaschen hab ich, sobald ich den Weg zum Waschsalon wusste, und ich hab Nelly in ihrem winzigen Buggy rumgeschoben, da war ich sechs. Wee Maw haben sie mich bei den Hochhäusern immer genannt, kleine Mum, solche Scheißeltern waren Gene und Izzy. Sie haben sich einfach nie wegen irgendwas blicken lassen, und immer blieb alles an mir hängen, und an Nelly, als sie alt genug war. Sie waren nie für uns da, sie waren abwesend, aber wenigstens wissen wir jetzt, wo sie sind.

Nelly
    »Lieber Gott, Mutter, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt.«
    Sie küsste mich auf die Stirn und ging in den Garten.
    »Wo zum Teufel willst du hin? Draußen ist es bitterkalt.«
    »Mir geht’s gut, Mausi. Ich brauch nur frische Luft.«
    »Dann zieh dir wenigstens eine Strickjacke über. Du holst dir ja den Tod da draußen.«

Marnie
    Auf Genes Tod hat Izzy total überraschend reagiert. Wir durften keinen Krankenwagen rufen, und sie lag da und hat sich an seinen toten Körper gekuschelt, ihm die Haare gestreichelt und seine Wangen geküsst, als ob sie ihn wirklich lieben würde. Ich hätte kotzen können, als ich sie so gesehen hab.
    Als ich am nächsten Tag aufgewacht bin und es war still, dachte ich, vielleicht ist sie nachts weg und abgehauen, wie sie es immer macht. Aber dann komm ich in die Küche, und da sitzt Nelly und schlürft Cornflakes mit Cola. Ich frag sie, wo Izzy ist, und sie deutet mit dem Kopf in Richtung Garten. Ich hatte nur ein T-Shirt an und draußen war es arschkalt, deshalb hab ich mir eine Strickjacke geschnappt. Nebenan wohnt so ein Perverser, je weniger der sieht, desto besser, aber Izzy war nicht im Garten und die Schuppentür stand auf, deshalb bin ich barfuß hingerannt, und da hab ich sie gefunden, oder da muss Nelly sie gefunden haben, bevor sie sich wieder an ihr Prickelmüsli gesetzt hat. Izzy hatte sich aufgehängt.
    Als ich wieder ins Haus bin, saß Nelly immer noch vor ihren Cornflakes. Ich hab ihr gesagt, Izzy ist tot.
    »Nun, das war es jetzt wohl«, antwortete sie.
    Dann hab ich ihr erklärt, was passiert, wenn das Jugendamt davon erfährt. Sie nickte. Ich hab zu ihr gesagt, wir müssen sie im Garten begraben.
    »Ob das wohl eine kluge Idee ist?«, fragte sie.
    »Klar ist das ’ne kluge Idee, du Nassbirne!«
    Bevor wir sie vergraben haben, haben wir ihre Sachen nach Geld durchsucht. Gene hatte ein halbes Ticket Acid und ein paar Quittungen. Keine Ahnung, warum er Quittungen aufgehoben hat. Er hatte auch seine Bankkarte eingesteckt und die PIN , 4321, auf einem Aufkleber innen im Portemonnaie. Ohne Scheiß.
    Izzy hatte eine Handvoll Kleingeld und ein paar Kippen, eine Telefonnummer, ein paar Schlaftabletten und ein paar Benzos. Die Zigaretten hab ich behalten und die Pillen weggeschmissen, aber dann kam mir die Idee, ich könnte die Pillen ja zu Geld machen, also hab ich sie wieder aus der Tonne gefischt und verkauft. Ihr Portemonnaie hab ich auch behalten. Ich war dabei, als sie es gekauft hat. Calvin Clone. Außerdem hatte sie vierzig Pfund. Gott sei Dank. Sonst wären wir verhungert, weil, auf Genes Konto war Ebbe.

Nelly
    Marnie zwingt mich immer zu Dingen, die ich nicht möchte. Sagt alle möglichen entsetzlichen Sachen. Tot, begraben, aus und vorbei, aber muss sie damit weitermachen? Garstiges Mädchen.

Marnie
    Gene aus dem Bett und in den Garten zu kriegen, war der reinste Albtraum. Sein Gesicht war geschwollen, als hätte ihm wer eine Tracht Prügel verpasst, und er war ganz klebrig, als ob Gift aus ihm raustropfen würde. Es kam aus den Augen, aus der Nase und aus dem Mund. Und der Gestank, ich musste echt würgen.
    Wir waren uns schnell einig, dass wir ihn in das Bettlaken wickeln, auf dem er lag, weil, ihn noch mal anfassen, das ging gar nicht, aber es war total durchweicht von dieser sirupartigen Flüssigkeit, deshalb mussten wir noch ein anderes Bettlaken holen, also mussten wir ihn doch noch mal anfassen. Wir hätten Gummihandschuhe gebrauchen können, hatten wir aber

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