Bier auf Wein, das lass sein!
Herrenjahre!
Das ist eine der bekanntesten und am häufigsten zitierten Regeln im Hinblick auf eine möglichst erfolgreiche Berufsausbildung, die sich noch heute so mancher Lehrling immer und immer wieder von seinem Vorgesetzten anhören muss. Sie stammt aus einer Zeit, als das Verhältnis eines Chefs zu seiner oder seinem Auszubildenden noch dem Meister-Knecht-Klischee entsprach: Der Meister befahl, der Knecht hatte widerspruchslos zu gehorchen! Und das auch dann, wenn ihm der Vorgesetzte völlig berufsfremde Aufgaben zuwies und ihm für den Fall der Widersetzlichkeit harte – manchmal sogar körperliche – Strafen androhte. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand vielfach eine gesetzliche Pflicht des Lehrlings, sich der autoritären Herrschaft des Arbeitgebers oder einer von ihm benannten Person bedingungslos zu unterwerfen. Die – aus heutiger Sicht als Hungerlohn zu bezeichnende – Ausbildungsvergütung wurde dem Arbeitnehmer oftmals nicht persönlich ausbezahlt, sondern ging nach Abzug von Kosten für Quartier, Essen und Kleidung an dessen Eltern, die die schikanösen Praktiken – eben mit dem unseligen Spruch »Lehrjahre sind keine Herrenjahre!« – nicht selten sogar noch unterstützten.
Doch auch heute noch denken und handeln nicht wenige Ausbilder nach dieser Maxime. Fragt man betroffene Jugendliche, was ihnen an ihrer Lehrstelle gefällt und was nicht, so beklagen sich die wenigsten über zu viel Arbeit; ja, selbst die in der Regel nicht gerade üppige Vergütungwird meist klaglos hingenommen. Was vielen Auszubildenden jedoch erheblich zu schaffen macht, ist das herrische, überhebliche Benehmen ihrer Vorgesetzten. Dabei sollte das in der heutigen Zeit längst einem demokratisch orientierten, freundschaftlichen, ja, kollegialen Verhalten Platz gemacht haben. Die moderne Psychologie weist klar nach, dass Druck nicht nur Gegendruck erzeugt, sondern dass Arbeitnehmer – und das gilt durchaus nicht nur für Lehrlinge – keinesfalls durch unablässigen Tadel und ständige Schikanen, sondern vielmehr durch freundliches Zuhören, durch Eingehen auf ihre Probleme und vor allem durch reichliches Lob zu freudiger Einsatzbereitschaft und beruflichen Höchstleistungen angespornt werden. Wer derart ausgebildet worden ist, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dann, wenn er selbst einmal Chef ist, den ihm anvertrauten Lehrlingen gegenüber auf den veralteten Spruch »Lehrjahre sind keine Herrenjahre!« verzichten.
Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir!
Jeder Schüler kennt diesen Satz, mit dem Lehrer gern auf die Frage »Wozu brauche ich das?« antworten. Dabei ist es eine feststehende Tatsache, dass wir während unserer Schulzeit eine Menge lernen müssen, was wir anschließend getrost vergessen können, weil wir es nie wieder benötigen. Da ist es doch tröstlich zu wissen, dass der bekannte Spruch schlichtweg falsch zitiert wird.
Er stammt aus den »Moralischen Briefen an Lucilius« des römischen Philosophen Seneca und lautet nicht, wie vielfach behauptet, »Non scholae, sed vitae discimus«, sonderngenau umgekehrt: »Non vitae, sed scholae discimus«, was man frei mit »Wir lernen nicht für das Leben, sondern nur für die Schule« übersetzen kann. Seneca tadelte damit den damaligen Studienbetrieb, dessen Lehrinhalte sich seiner Meinung nach zu wenig an tatsächlich Wichtigem orientierten. Anstatt aus den Schülern tüchtige Menschen zu machen, erzeuge man lebensferne Stubengelehrte!
Niemand weiß, wer das Zitat einfach umgedreht und damit seinen Sinn ins Gegenteil verkehrt hat, aber aus naheliegenden Gründen drängt sich der massive Verdacht auf, dass es ein Lehrer war.
__ Matratze __
Schlafe bei Rückenschmerzen auf einer möglichst harten Matratze!
Immer wieder kann man es hören und lesen: Bei Rückenproblemen gibt es nichts Besseres als eine harte Matratze! Und auch Orthopäden empfehlen ihren Patienten gerne eine möglichst unnachgiebige Schlafunterlage. Doch diese Auffassung ist zumindest sehr zweifelhaft.
In einer spanischen Untersuchung, deren Ergebnisse im renommierten Fachblatt Lancet veröffentlicht wurden, ließen die Wissenschaftler 313 Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich zur Hälfte auf harten und zur anderen Hälfte auf mittelharten Matratzen schlafen, ohne die Probanden über die jeweilige Matratzenqualität zu informieren. Nach einiger Zeit berichteten die Teilnehmer, denen man mittelharte Schlafunterlagen gegeben hatte,
Weitere Kostenlose Bücher