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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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der Welt würde ahnen, dass jemand in diesem Zimmer gewesen war. Jemand, der nun wusste, auf welche Kleidungsstücke sie bei einer Verfolgung achten mussten, und jemand, der fest entschlossen war, Thanatos diesmal nicht entkommen zu lassen.

    Am nächsten Mittag saß Solveigh im Restaurant Francouská an einem Fensterplatz direkt hinter einem Aufkleber, der für ein günstiges Mittags-all-inclusive-Menü warb. Das Francouská bot Touristen einen riesigen, prunkvollen Jugendstilsaal, gehobene tschechische Küche und lächerlich überzogene Weinpreise mit Blick auf den Platz der Republik. Sie trug nicht mehr das dunkelblaue Kostüm, mit dem sie in dem Hotel kaum aufgefallen war, sondern eine Jeans, eine billige weiße Jacke und Turnschuhe. Während um sie herum die spärlich besetzten Tische auf einen sehr langsamen Kellner und ihr Essen warteten, wartete sie bei einem Glas Rotwein, das sie nicht anrührte, auf Thanatos. Ihre Geduld wurde nicht allzu sehr strapaziert, denn keine zwanzig Minuten später kündigte Eddy über den Sprechfunk an, dass er das Maria verlassen hatte. Thater, der in der Lobby des Hotels mit einem Blackberry scheinbar seine E-Mails beantwortete, hatte ihn identifiziert. Solveigh, die ihn draußen übernehmen sollte, knallte einen Fünfzigeuroschein auf den Tisch und schnappte sich ihre Handtasche, die wichtig war. Nicht nur, weil Frauen ohne Handtaschen zwangsläufig auffielen, sie enthielt auch ihre Jericho, da ihr selbst ein Schulterholster durch die auffällige Beule, die es zwangsläufig erzeugte, zu riskant erschien. Sie stellte sich vor das Schaufenster eines großen Einkaufszentrums, in dem eine neue, von einer Formel-1-Firma lizensierte Schuhkollektion beworben wurde, und beobachtete in der Spiegelung die Straßenseite gegenüber. Eddy leitete ihr die Information weiter, dass Thanatos das blaue Jackett und ein weißes Hemd trug. Er benötigte etwa zwei Minuten vom Hotel bis hierher, und es war der einzig logische Weg, denn am Platz der Republik trafen sich sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel: der Taxistand sowie die Straßen- und die U-Bahn. Sie würde ihn nicht verpassen. Der Grund, warum sie ihn überhaupt aufwendig verfolgen mussten und ihn nicht einfach festnahmen, lag darin, dass sie ihm nach wie vor nichts beweisen konnten. Selbst das umfangreiche Archiv, das ein Kommissar in Stockholm über ihn angelegt hatte, reichte nicht für eine Verurteilung vor Gericht. Sie mussten ihn auf frischer Tat ertappen, und sie hatten die Falle, die heute zuschnappen würde, über Monate vorbereitet. Es war einer von fünf fingierten Aufträgen, die sie an Thanatos über Boten herangetragen hatten. Ihn direkt zu kontaktieren war schon einmal gründlich schiefgegangen, und so hatten sie ihre Fallen über aufwendig verschleierte Mittelsmänner ausgelegt. Und bei dieser einen hatte er angebissen. Bei der in Aussicht gestellten Summe hatte er wohl nicht widerstehen können, obwohl er immer weniger zu arbeiten schien. Die Frequenz der Attentate, die sie ihm zuschrieben, stagnierte seit Jahren. Auch Auftragsmörder gehen offenbar in Rente, vermerkte Solveigh, als sie plötzlich einen Mann bemerkte, der scheinbar ohne Eile auf der anderen Straßenseite an der Fassade des Francouská vorbeischlenderte, genau vor dem Fenster, hinter dem sie noch vor wenigen Minuten gesessen hatte. Am Eingang zur U-Bahn blinzelte er kurz in die Sonne, bevor er die Stufen hinuntereilte. Solveigh sprintete quer über den Platz, ständig auf der Hut vor losen Pflastersteinen, die hier an der Tagesordnung waren. Auf der endlos langen, mit Holzimitat vertäfelten zweiten Rolltreppe, die hinunter zum Bahnsteig der U-Bahn führte, holte Solveigh ihn ein. Sie hielt sich etwa fünfzehn Personen hinter ihm, während die Stufen sie mit unfassbar hoher Geschwindigkeit tief unter die Stadt trugen. Das Schöne an Verfolgungsjagden in Großstädten war die Tatsache, dass das gängige Klischee aus Agentenfilmen in keiner Weise der Realität entsprach. Es war für einen Verfolgten in urbaner Umgebung beinah unmöglich, einen gut geschulten Schatten zu bemerken. Allenfalls simple Ganoven verhielten sich derart fahrlässig, dass sie in die Luft starrten oder im Stehen eine Zeitung vors Gesicht hielten. Solveigh wusste das aus eigener Erfahrung, und sie gedachte heute ihre Trümpfe bis zur letzten Karte auszuspielen.
    »Sieht so aus, als wollte er Richtung Süden«, sagte Solveigh auf dem Bahnsteig, geschützt von einer beleuchteten

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