Big Daddy
erst, was geschehen ist. Ich weiß, dass etwas nicht stimmt!“
Ihre Stimme wurde laut.
„Ich weiß es nicht. Wir fahren jetzt erst einmal aufs Revier, dann sehen wir weiter.“
Elisabeth fing an, auf ihren Nägeln zu kauen. Sie wurde ganz weiß im Gesicht.
„Ok, fahren wir.“
Die Fahrt verlief schweigsam. Angel raste, doch es schien ihr immer noch zu langsam zu gehen.
Vor zwei Monaten
Elias traf sich nun täglich mit Emilia. Er wusste nicht, woher sie kam und was sie von ihm wollte, doch er musste sie sehen. Etwa fünf Tage nach der ersten Begegnung entdeckte er, wie Emilia in einer Mülltonne kramte. Er beobachtete sie ein paar Minuten. Langsam schlich er sich an sie heran. Sie erschrak, als er plötzlich vor ihr stand.
„Was tust du da?“
Emilia ließ alles fallen.
„Nichts, wieso?“
„Du hast gerade Essen aus der Mülltonne genommen.“
„Na und?“
„Wo wohnst du, Emilia? Sag mir die Wahrheit oder ich treffe mich nie wieder mit dir!“
Sie zögerte und sah auf ihre Schuhe.
„Ich bin obdachlos.“
„Was? Bist du verrückt? Es ist eiskalt!“
„Ich weiß, aber ich habe keine andere Wahl.“
„Verdammte Scheiße“, Elias fluchte laut. Er konnte sie doch nicht einfach so auf der Straße schlafen lassen!
„Ok, du kannst zu mir mitkommen. Meine Mutter hat die nächsten sieben Ta ge Nachtschicht. Du kannst von acht Uhr abends bis sieben Uhr morgens bei mir schlafen, ok?“
Emilia konnte ihr Glück kaum fassen, doch Elias bereute noch im selben Moment, dass er dieses Angebot ausgesprochen hatte. Jetzt gab es aber kein Zurück mehr. Er wusste tief in seinem Herzen, dass ihm dieses Mädchen näher war, als er wollte. Schon immer hatte er geahnt, dass etwas mit seiner Mutter nicht stimmte. Sie waren viele Male umgezogen und sie wirkte immer nervös und ängstlich. Er wollte sie immer beschützen, doch er wusste nicht, vor was sie Angst hatte. Was hatte es nun mit seiner Schwester und seinem Vater auf sich. Er wusste keine Antwort, doch er würde es herausfinden und bereuen, dass er Emilia jemals getroffen hatte.
Elias war noch immer nicht wohl bei dem Gedanken, das fremde Mädchen bei sich aufzunehmen, doch seine Mutter hatte ihn gelehrt, dass er helfen sollte, wenn jemand Hilfe brauchte. Als er Emilia betrachtete, wie sie so von oben bis verschmutzt vor ihm stand, war für ihn klar, dass er sie mitnehmen musste. Zuhause zeigte Elias ihr das Badezimmer, damit sie sich waschen konnte. Er gab ihr auch ein paar von seinen Klamotten. Glücklicherweise hatten sie ungefähr die gleiche Kleidergröße. Als sie die Dusche anmachte, atmete Elias erleichtert aus. Nervös setzte er sich auf sein Bett und dachte einige Minuten nach. Was, wenn er wirklich noch einen Vater hatte? All die Jahre hatte er sich das so sehr gewünscht. Aber auch wenn es so wäre, was sollte er davon halten, dass Emilia nun plötzlich aufgetaucht war? Wo war sein Vater und warum suchte er dann nicht nach Emilia? Er verscheuchte diese Gedanken und bereitete das Bett für Emilia vor. Er bezog die Bettdecke neu und richtete alles schön her. Elias selbst würde auf der Couch schlafen. Als Emilia wieder auftauchte, war ihr Gesicht ganz rot angelaufen. Sie hatte ihre nassen Haare zu einem Dutt zusammengebunden und sah richtig niedlich aus, fand Elias.
„Du kannst heute hier schlafen.“
Elias deutete auf sein Bett.
„Und wo schläfst du?“
„Ich lege mich auf die Couch, das macht mir nichts aus.“
Emilia lächelte ihn an.
„Vielen Dank, dass du das für mich tust! Und glaube mir, ich bin wirklich deine Schwester.“
Elias nickte. Er konnte dies zwar noch nicht glauben, doch er wollte es dabei belassen.
„Ruh dich aus, wir können morgen über alles sprechen. Du musst hundemüde sein.“
Emilia nickte und legte sich aufs Bett. Sie fühlte sich zwar sauber, doch ihr war unwohl. Was sollten sie als Nächstes tun? Wie sollte es weitergehen und wie sollte sie Elias von ihrem Plan überzeugen? Sie kuschelte sich unter die Bettdecke und versuchte zu schlafen, doch immer wieder wachte sie schweißgebadet auf. Etwa gegen zwei Uhr ging sie auf die Toilette und sah Elias im Wohnzimmer schlafen. Er hatte eine große Ähnlichkeit mit Elisabeth, das machte sie traurig. Ihr hätte es besser g efallen, wenn er wie sie ausgesehen hätte.
Als um halb sechs der Wecker klingelte, sprang Emilia aus dem Bett. Schnell zog sie sich an.
„Du musst dich nicht so hetzen. Wir haben genügend Zeit und können noch
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