Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Opal erstaunt die Augen aufriss, als ihr die Bedeutung dieses dritten Pferdes klar wurde.
„Sieh mal einer an“, sagte sie augenzwinkernd und trank einen Schluck Tee.
18. KAPITEL
J oslyn setzte sich im Bett auf, blinzelte sich den Schlaf aus den Augen und tastete nach dem schrill piepsenden Handy auf ihrem Nachttisch. Durch die Lamellen der Jalousien fiel das schwache Licht der frühen Morgensonne herein. Lucy-Maude, die genüsslich ausgestreckt auf Joslyns Fußknöcheln geschlummert hatte, maunzte beleidigt über die Störung.
Joslyn versuchte, sich zu sammeln. Als Slade sie gestern leidenschaftlich geliebt und sie dabei eine herrliche Ektase nach der anderen erlebt hatte, war sie geradezu schwerelos vor Zufriedenheit gewesen. Sie fühlte sich auch jetzt noch wie in einem anderen Universum und nicht wie ein normaler Mensch aus Fleisch und Blut.
Die süße Mattigkeit verwandelte sich jedoch rasch in Besorgnis, als Joslyn langsam richtig wach wurde und ihr dämmerte, dass der Anrufer natürlich nur Kendra sein konnte. Wer sonst sollte es um diese Uhrzeit sein? Bei Kendra musste es jetzt später Nachmittag, wenn nicht sogar schon früher Abend sein.
Im Allgemeinen berücksichtigte ihre Freundin allerdings beim Telefonieren den Zeitunterschied.
War es so weit? War Jeffrey gestorben? Oder hatte er Kendra sein großes Geheimnis – was auch immer es sein mochte – endlich anvertraut? Schließlich war das der Grund, warum sie nach England geflogen war.
Joslyn klopfte das Herz bis zum Hals, während sie abhob. „Hallo?“, meldete sie sich mit krächzender Stimme.
Aber das leise Lachen am anderen Ende der Leitung gehörte einem Mann, nicht Kendra. Und auf diese Art und Weise lachte nur einer: Slade.
„Morgen“, begrüßte er sie. Der Klang seiner Stimme war so vertraulich, so intim, als wären sie gerade nebeneinander im Bett und nicht mehrere Kilometer voneinander entfernt aufgewacht. „Entschuldige, dass ich dich so früh störe. Aber Shea und ich wollten jetzt nach Whisper Creek, um die Pferde zu füttern,und wir haben uns gefragt, ob du nicht vielleicht mitkommen möchtest? Wegen Sundance, meine ich.“
Im ersten Moment spürte Joslyn nichts als eine große Erleichterung. Aber sofort hatte sie erneut in geradezu peinlich deutlichen Bildern vor Augen, wie sie gestern im Bett auf die Zärtlichkeiten dieses Mannes reagiert hatte. Zuerst unter der Dusche im Gästehaus, dann im Bett.
Sie hatte noch keine Zeit gehabt, das alles zu verarbeiten, weder geistig noch emotional oder körperlich , und hatte auf eine Art Schonfrist vor der nächsten Begegnung mit Slade gehofft. Andererseits wollte sie ihn aber auch möglichst bald wiedersehen.
„Joslyn?“, fragte er nach, da sie nicht sofort geantwortet hatte. Seine Stimme war rau, und es schwang ein dezentes, sehr intimes Lächeln darin mit, das nur für sie allein bestimmt war. „Bist du noch da?“
Sie schluckte und schwang die Beine aus dem Bett.
Lucy-Maude, die vor dem Spiegel auf der Kommode auf und ab stolzierte, miaute vorwurfsvoll.
Joslyn wusste trotz ihrer erst relativ kurzen Bekanntschaft mit der Katze genau, was das bedeutete: Lucy-Maude wollte ihr Frühstück. Und zwar pronto.
„Äh … ja“, stammelte sie und strich sich das Haar mit einer Hand aus dem Gesicht. Die Vorstellung, Slade schon so rasch gegenüberzutreten, war natürlich verlockend. Zeit mit Sundance zu verbringen, war jedoch eine andere Sache. „Ich bin da.“ Sie schaffte es nicht, ein Gähnen zu unterdrücken. „Entschuldige … ich habe nur gerade …“
„Geschlafen“, ergänzte Slade gut gelaunt. Joslyn musste aus unerfindlichen Gründen sofort an seinen kräftigen, muskulösen Körper denken. Slade hatte, wie sie sich verschwommen erinnerte, ein kleines Tattoo auf der rechten Schulter – einen Adler, der gerade die Flügel zum Wegfliegen ausbreitete. „Ich hätte nicht anrufen sollen. Leg dich lieber wieder hin und zieh dir die Decke über den Kopf. Shea und ich kümmern uns natürlich um Sundance.“
„Nein!“, protestierte Joslyn und errötete, weil ihr klar war, wie übereifrig sie sich gerade anhören musste. „Ich würde gern helfen. Mit den Pferden, meine ich. Sollen wir uns auf Whisper Creek treffen?“
„Shea und ich können dich abholen“, bot er an. Seine Stimme war für Joslyn wie ein erotisches Streicheln. Obwohl Slade mit keinem einzigen Wort erwähnte, was gestern zwischen ihnen passiert war, fühlte sich das Gespräch fast wie Telefonsex
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