Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
heißen mag.“ Sie holte tief Luft. „Stimmt das? Hast du wirklich gearbeitet?“
Er konnte nicht lügen. Andererseits wollte er seiner sechzehnjährigen Stieftochter – und auch sonst niemandem – auf die Nase binden, dass er die ganze Zeit mit Joslyn im Bett verbracht hatte.
Also ließ er die Frage einfach im Raum stehen.
„Ich bin in ein paar Minuten da“, wiederholte er.
Sie verabschiedeten sich etwas kühl, und Slade klappte sein Handy zu.
Als er beim „Curly-Burly“ eintraf, war es fast schon dunkel. Shea und Jasper warteten auf dem leeren Parkplatz vor dem Salon.
Slade runzelte die Stirn und ließ das Autofenster hinunter. „Was macht ihr hier draußen?“ Er hatte erwartet, dass sowohl seine Stieftochter als auch der Hund so vernünftig wären, drinnen bei seiner Mom auf ihn zu warten.
„Grands hat uns eingeladen, zum Abendessen zu bleiben. Aber ich habe gesagt, dass sie eine Pause von mir und Jasper braucht und wir draußen auf dich warten, weil du ohnehin schon unterwegs bist“, erklärte Shea beiläufig. Dann riss sie die hintere Autotür auf und hob den Hund hinein.
„Habt ihr zwei euch wegen irgendetwas gestritten?“, erkundigte sich Slade. „Hast du Mom genervt, weil du einen Tag freihaben möchtest und sie damit nicht einverstanden war?“
Entrüstet blickte Shea ihn an. „Grands und ich“, sagte sie bestimmt, „kommen wunderbar miteinander aus.“
Er lächelte. „Du bist dir allerdings nicht ganz sicher, ob das auch auf uns beide zutrifft.“
„Darüber beraten die Geschworenen noch, Sheriff.“
Jetzt musste er doch lachen. „Du hast morgen frei, stimmt’s?“ Er fuhr los. Der Salon war sonntags immer geschlossen, da CallieBarlow trotz ihrer Leidenschaft für Poker und ihre skandalöse Vergangenheit regelmäßig in die Kirche ging.
„Stimmt.“ Shea schien gespannt, was es mit seiner Frage auf sich hatte.
„Ich auch. Vielleicht fahren wir gleich in der Früh nach Whisper Creek, füttern die neuen Pferde und machen einen Ausritt. So sehen wir mal, was sie draufhaben.“
Die eisige Atmosphäre löste sich in Nichts auf. Das Kind hatte Slade offensichtlich verziehen, dass er es mit seiner Verspätung beunruhigt hatte. Alles, was es dazu gebraucht hatte, war die Erwähnung eines Pferds.
„Ich kann Chessie reiten? Wirklich?“
„Zuerst möchte ich mir selbst ein Bild machen“, stellte Slade klar. „Wenn sie an den Sattel gewöhnt ist, wie es im Aktionsfalter steht, kannst du eine Runde mit ihr drehen.“
„Aber ich habe keinen Sattel“, erinnerte ihn Shea. „Uns wird schon etwas einfallen.“
Und plötzlich überfiel Shea ihn – gewissermaßen aus dem Hinterhalt – mit ihrer Frage: „Du warst bei ihr, was? Bei Joslyn, meine ich.“
„Was wäre, wenn ich sagte, dass dich das nichts angeht?“, fragte er nach kurzem Schweigen.
Shea ließ nicht locker „Weißt du, ich mag sie. Trotz des kleinen Krachs nach der Auktion.“
„Freut mich. Ich mag sie auch.“
„Grands hat mir erzählt, dass Joslyn vor vielen Jahren in irgendeinen Skandal verwickelt war.“
„Sie selbst hatte nichts damit zu tun“, widersprach Slade. „Und ich muss mich über deine Großmutter doch sehr wundern. Normalerweise gibt sie nichts auf Gerüchte.“
Shea verdrehte die Augen. „Aber Dad“, erwiderte sie betont nachsichtig. „Grands hat einen Schönheitssalon . Das ist klassischerweise die Gerüchteküche Nummer eins.“
Das Tor zur Ranch war nun direkt vor ihnen. Slade blinkte aus Gewohnheit, bevor er in die Einfahrt einbog, obwohl sich keine anderen Fahrzeuge auf der Straße befanden. Die Beleuchtungauf der Veranda war eingeschaltet, und das Licht hinter den Küchenfenstern schimmerte warm und heimelig.
Als Slade anhielt, begann Jasper sofort zu winseln und mit einer Pfote an der Tür zu kratzen. Er konnte nicht schnell genug auf die einladende Wiese kommen.
Slade ließ ihn auf seiner Seite aus dem Wagen, und der Hund hob direkt neben dem Hinterreifen des Pick-ups das Bein. Shea lief inzwischen zum Haus.
„Warum hast du es so eilig, Shea?“
„Opal hat Erdnussbutter-Bananen-Kuchen gebacken“, rief sie ihm zu. „Und außerdem muss ich mein Handy aufladen. Die Akkuanzeige blinkt schon hellrot.“
„Um Gottes willen“, entgegnete Slade schmunzelnd. Man hätte meinen können, Shea wäre ein einsamer Astronaut, der Lichtjahre von der Erde entfernt und dessen einzige Verbindung zur Erde das Handy ist.
Jasper, enorm erleichtert, trottete zu Slade und stupste mit
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