Big U
dann damit?«
»Ich muß es in einen anderen Behälter umfüllen. Lassen Sie es über Nacht im GMB stehen. Ich komme morgen Abend zur Müllverwertung, wenn die nächste Fuhre abgeholt wird, und bringe es weg.«
»Gut.« Magrov legte auf.
Im GMB sah Magrov auf die Uhr, dann fuhr er herum und brüllte eine kreisende Kamera an der Wand an. »Ha! Diese Professors! Also wirklich! Wo ist Lastwagen? Sehr spät heute.«
»Richtig, Teamführer, wir haben vier Minuten Verspätung«, sagte eine angloamerikanische Stimme über Lautsprecher. »Vielleicht Probleme mit den Streikenden. He! Lassen wir das müßige Geplauder.«
Schließlich ging die große Stahltür auf. Durch eines seiner Gucklöcher konnte Virgil sehen, wie ein Giftmülltransporter draußen auf den taghell beleuchteten, eingezäunten Platz fuhr. Außerdem konnte er zwei anderthalb Zentimeter große Einschußlöcher im Außenspiegel erkennen. Er wußte, daß man diese Einzelheit auf den winzigen Schwarzweißmonitoren nie und nimmer sehen würde. Als der Wagen zum Stillstand gekommen war, schlossen die B-Männer mit Magrovs Schlüssel das Heck auf und öffneten die gepanzerten Stahltüren, hinter denen man einen Edelstahlzylinder auf einem Rollwagen ausmachen konnte. Den rollten sie in den GMB und stellten ihn mitten auf das rote Rechteck auf dem Boden.
Andere B-Männer machten sich daran und zogen die kleinen orangefarbenen Container auf die Pritsche des Lastwagens und zurrten sie fest. Magrov holte Gewehre aus einem abgeschlossenen Schrank und verteilte sie an sich selbst und die beiden anderen. Die drei bezogen Positionen auf dem roten Bereich um den Zylinder herum. »Hokay, bereit für kleine Spazierfahrt«, sagte Magrov.
»Roger, Teamführer, bleiben Sie dran.« Tiefes Sum-men und Vibrieren setzten ein. Die Männer und der Zylinder fuhren abwärts; Virgil konnte erkennen, daß das rote Rechteck in Wahrheit eine Fahrstuhlplattform war. Binnen weniger Sekunden klaffte ein schwarzes Loch.
Nach fünf Minuten kam die Plattform mit den B-Männern, aber ohne den Zylinder zurück. Die B-Männer fingen in krasser Mißachtung sämtlicher Sicherheitsvorschriften wie die Schlote an zu rauchen.
Die Funkanlage meldete sich knisternd. »Kroatobaltoslowenia aiwa!« ertönte ein überschwenglicher Ruf.
»Kroatobaltoslowenia aiwa!« heulten die B-Männer und sprangen auf die Füße. Es wurde nach Kräften gejohlt und Zigaretten geschnippt, dann öffneten sie die Tür zur Abfallwirtschaft, wo sie Kiste für Kiste an Vorräten hereintrugen und auf die Fahrstuhlplattform stellten. Die mit Kroatobaltoslowenen, Gewehren und Lebensmitteln beladene Plattform fuhr abermals in die Tiefe und kehrte wenige Minuten später mit neun blutenden Leichen in gelben Strahlenschutzanzügen zurück.
Virgil hatte mit Videokameras gerechnet. Wenn es unten in den Tunneln welche gab, mußte es auch oben im GMB welche geben. Nach ein paar Minuten, als Virgil sicher war, daß die B-Männer länger unten bleiben würden, klappte er ein kleines Fenster an der Seite seiner Kiste auf und streckte einen langen Eisenstab mit einer Magnesiumspitze hinaus. Das Entscheidende an der Magnesiumspitze war, daß Virgil sie gerade angezündet hatte; wenn Magnesium brennt, erzeugt es ein unerträglich grelles Licht. Wenig später stieg Virgil mit einer Schweißermaske vor dem Gesicht aus seiner Kiste. Selbst durch das dunkle Glas schien alles in dem Zimmer grell erleuchtet zu sein – ganz sicher hell genug, daß alle Videokameras überlastet wurden oder sogar durchbrannten. Damit er sich ganz auf der sicheren Seite befand, zündete er zwei weitere Magnesiumfackeln an und stellte sie in dem Raum auf den Boden. Als er sicher war, daß alle drei Kameras geblendet sein würden, holte er eine Dose schwarze Farbe aus seiner Kiste und besprühte die Linsen damit. Die Mikros waren leicht zu finden, sie zerstörte er einfach dadurch, daß er das brennende Magnesium daraufdrückte. Dann rief er mich an. »Ich hatte recht«, sagte er. »Ich bin in Sicherheit und du kannst schlafen gehen. Aber paß auf. Es braut sich Unheil zusammen.« Aber ich war schon eingeschlafen, ehe er den letzten Satz ausgesprochen hatte.
Während die Magnesiumstäbe ausbrannten, kletterte Virgil in das Führerhaus des Lastwagens, wo die Leichen der verstorbenen Fahrer ausgestreckt gelegen hat-ten. Der Plan der Kroatos war tollkühn, seine Umsetzung exzellent; sie mußten die gepanzerte Kabine des Lastwagens durchdringen und die Insassen töten,
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