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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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entscheidet, wer unsere Freunde sind, und wenn es sagt, sie sind eure Feinde, dann sind sie eure Feinde, so einfach ist das. Bei Big Wheel ist alles ganz einfach, aber so kann man sicher sein, daß es die Wahrheit sagt. Das bedeutet, wir müssen uns jetzt zusammenschließen, es darf keine Geheimnisse mehr geben und wir dürfen unsere Feinde nicht decken oder Gnade mit ihnen haben.«
    Mari Meegan, die in der ersten Reihe saß, hörte mit zusammengekniffenen Augen und offenem Mund gebannt zu und überlegte sich, was das alles für sie selbst bedeutete.
    An diesem Punkt kamen ein paar Leute wieder zu Verstand und ergriffen die Flucht. Einer davon, einer meiner nicht eben besonders hellen Schützlinge, der mitgemacht hatte, weil immer was los war, sah plötzlich ein, daß diese Leute wahnsinnig waren, rannte zur nächsten Feuerleiter und konnte unverletzt entkommen und mir diese Geschichte später erzählen. Was nach seinem Abgang geschah, ist unklar; offenbar kreuzte Yllas Freedperson auf, die Hohepriesterin der Astarte, und die Anführer von SUB und Terroristen waren in den folgenden Stunden voll und ganz mit Planen und Organisieren beschäftigt.
    Im Gegensatz dazu feierte Bert Nix den Abend damit, daß er sich in einem Lagerraum auf C22W selbst verbrannte. Den nutzte er schon seit geraumer Zeit als Versteck, und er kam auch ganz gut mit den anderen Studenten aus, abgesehen von einem Problem: Bert Nix sammelte zwanghaft Abfall. Das war teils eine praktische Angewohnheit, da er fast seine gesamte Nahrung und Kleidung aus dem Müll bezog. Darüber hinaus brachte er es aber nicht über sich, irgendwas wegzuwerfen, daher stapelte sich in seinen kleinen, über den gesamten Plex verteilten Kammern der Unrat bis unter die Decken, so daß nur ein schmaler Gang bis zur Tür blieb. Aus Dankbarkeit seinen Beschützern gegenüber schob Bert Nix ölgetränkte Lappen unter die Türen, damit der Gestank nicht hinausdrang.
    Das ging gut bis zum Abend des 31. März, als er die Tür öffnete, während eine mäkelige Studentin aus Saskatoon vorbeiging. Sie sah, wie ein halbes Dutzend über sieben Zentimeter lange Kakerlaken zwischen den bloßen Füßen des Penners hindurchwuselten und mit heftig zuckenden Fühlern auf sie zugerannt kamen. Da sie nicht zu den Luftköpfen gehörte, zertrat sie sie zu Klump und rief mit den nächstgelegenen Telefon den Wachdienst an. Zwischen diesem Zeitpunkt und der Ankunft der Wachmänner fünf Stunden später brach das Feuer aus. Möglicherweise handelte es sich um eine spontane Selbstentzündung, möglicherweise lag es an der Heizung, waren es selbstmörderische Neigungen oder eine achtlos weggeworfene Zigarette von Bert Nix. Wie auch immer, die Kammer wurde zu einem abgeriegelten Brennofen, und als die Flammen erloschen waren, blieben nur ein verkohlter Leichnam in dem Gang und ein Haufen tote Kakerlaken vor der Tür zurück.
    An der nördlichen Ecke der Ostwand des Plex, nördlich der Verladerampen des Einkaufszentrums, der Rampen für die Studenten, der Post, der Mensa, des Nachschublagers, des Bunkers und der Verladerampen für Großcontainer lag die Abfallverwertung. Sechs Rampen führten zu einer riesigen Halle mit sechs gigantischen Müllpressen und sechs enormen Stahlrohren, die alle paar Minuten Tonnen von Abfall aus ihren übelriechenden, schmutzigen Schließmuskeln ausstießen. Wenn nicht gerade gestreikt wurde, liefen die Pressen rund um die Uhr, und es stand dauernd mindestens ein Lastwagen an einer der Rampen, brachte einen leeren Container zurück und nahm einen vollen mit.
    Nördlich der Abfallverwertung, an der äußersten Ecke des Plex, lag der Giftmüllbereich mit seinem Stahltüren und explosionssicheren Wänden.
    Wenn die Wissenschaftler Abfall produzierten, der auch nur ansatzweise gefährlich sein konnte, dann versiegelten sie ihn in einem orangeroten Container, schrieben den Inhalt darauf und brachten ihn zur Abfallverwertung, wo sie ihn in einen Müllschlucker werfen konnten, der zum GMB führte. Wenn der Container dafür zu groß war, konnten sie ihn einfach auf einem Rollwagen neben der Tür stehenlassen; eigens ausgebildete B-Männer schoben ihn dann durch die Tür, wenn der Sondermüll abgeholt wurde. Wenn der Lastwagen für den Giftmüll kam, dreimal täglich, wurden die Container auf die gepanzerte Pritsche geladen und abtransportiert. Das geschah meist mitten in der Nacht, um die Gefahr von Autounfällen zu verringern. Dieses Entsorgungssystem war so außergewöhnlich,

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