Big U
zusammenschießen würden. Er war bereit, seine Schuldigkeit zu tun, wie es sich für einen Haudegen der AM-Verwaltung geziemte. Er ließ sich steif auf die Knie nieder und verweilte so kurz, damit er einen enormen Revolver ziehen und Krupp reichen konnte.
»Hoffentlich kommt es auf der Dreizehn nicht zu einer Schießerei«, sagte er. Wir stimmten zu. Krupp holte ein Medizinfläschchen aus Tex’ Aktentasche, kämpfte mit dem kindersicheren Verschluß, riß einen Wattebausch heraus, riß ihn entzwei und steckte sich die Hälften in die Ohren. An diesem Punkt packte mich das blanke Entsetzen, freilich mehr vor Krupp als vor denen, die er mit dieser Haubitze verstümmeln wollte.
Wir passierten den zwölften Stock und der Fahrstuhl kam krachend zum Stillstand. Über uns hörten wir in den Fahrstühlen, die noch auf dem dreizehnten standen, aufgeregtes Johlen.
»Verstehe.« Krupp spannte den Revolver; wir stopften uns alle die Ohren zu, als er auf die Decke zielte.
Die Kugel zertrümmerte den Riegel der Falltür und schlug außerdem die Tür selbst auf. Wir sahen Licht über uns. Krupps zweiter Schuß zerstörte das Licht in unserer Kabine. Ich fühlte mich, als wären mir meine Finger sechs Zentimeter tief in die Ohren gerammt worden; meine Lider bebten vor Schock und meine Nase juckte von dem beißenden Rauch. Krupp stand in der Dunkelheit und feuerte die letzten drei Schuß durch die Falltür. Mit einem Seufzen und einem Klatschen fiel ein Leichnam auf das Dach der Kabine.
Wie aus weiter Ferne hörte ich Tex sagen. »Sep. Hier ist ein Speed-Loader.« Nach einigem Klicken und Fluchen feuerte Krupp zwei weitere Schüsse ab – die Eingeborenen wurden unruhig – und zupfte an meinem Bein. »Räuberleiter!« brüllte er.
Ich stand auf und bildete mit den Händen eine Stufe, auf der er sich abstieß und durch die Luke kletterte. Als er hinausgeklettert war, sprang ich hoch und zog mich zu ihm auf das Dach. Ich hatte nur Angst davor, den Leichnam zu berühren; davon abgesehen schien mir ein Ort so gefährlich wie der andere. Krupp, der meine Angst nicht teilte, nahm dem Leichnam einen Revolver ab und gab ihn mir.
Er kletterte die Notleiter an der Wand des Schachts hinauf. Als er auf dem dreizehnten Stock angelangt war, hämmerte er auf einen Schalter an der Wand, worauf die Türen aufgingen. Als ich sah, wie er durch die Öffnung auf den dreizehnten sprang, stieg ich ihm die Leiter nach hoch, ohne mir Gedanken über mein weiteres Vorgehen zu machen, sollte ich oben angelangt sein. Die beiden anderen Fahrstühle setzten sich abwärts in Bewegung; als sie vorbeifuhren, feuerte jemand auf einem Dach einen Schuß in meine Richtung.
Ein gewaltiges Tosen tönte durch den Schacht. Es kam in drei Intervallen, aber erst beim dritten wurde mir klar, daß es sich um Maschinengewehrfeuer handelte. Es war mir vage bewußt gewesen – »Oh, da wird ein Maschinengewehr abgefeuert« –, aber es dauerte einen Moment, bis ich wirklich begriff, daß in meiner höheren Bildungsanstalt Maschinengewehre zum Einsatz kamen. Danach ertönte ein dreifaches WUMM, dann herrschte Stille.
Ich wertete das als gutes Zeichen, hievte mich auf den dreizehnten Stock, lag benommen auf dem Boden und sah mich in der Fahrstuhlhalle um, die mit Spuren von Maschinengewehreinschüssen und Blutlachen übersät war, dazwischen verschmierte Spuren von Tennisschuhen, die zu den beiden Fahrstühlen führten.
Ich setzte mich zaghaft auf. Krupp ging auf die andere Seite einer breiten Säule und nahm einem toten Soldaten ein Sturmgewehr ab. »Sehen Sie«, sagte er und klopfte mit dem Gewehrkolben hohl auf die Säule, »die-se Säulen dienen nur der Dekoration. Nur ein schmaler Träger in der Mitte, der Rest ist Gips und Maschendraht. Dahinter sollte man sich besser nicht verstecken.« Den Einschußlöchern in der Säule und den reglosen Beinen und Füßen auf der anderen Seite konnte ich entnehmen, daß Krupps architektonische Kenntnisse für irgend jemanden zu spät gekommen waren. »Ich kann nicht glauben, daß sie derartigen Kretins geladene Kalaschnikows in die Hände drücken, ganz gleich, wer dafür verantwortlich sein mag«, knurrte er. »Diese jungen Leute brauchen eine militärische Ausbildung, wenn sie mit solchem Gerät umgehen wollen.«
»Vielleicht ist dies ein militärisches Ausbildungsprogramm«, sagte ich in dem Versuch, die Stimmung etwas aufzuheitern. Krupp runzelte die Stirn. »Vielleicht ist dies ein militärisches Ausbildungsprogramm«,
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