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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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daß die amerikanische Megaversität Preise von Umweltorganisationen und Lob von Wissenschaftlern dafür eingeheimst hatte.
    Am Morgen des ersten April saß ich um 4:30 Uhr in meiner Suite und sah das Telefon an, obwohl ich eigentlich schlafen oder trinken sollte. Der noch ehrgeizigere Virgil Gabrielsen saß in einer riesigen orangeroten Kiste von der Größe einer Telefonzelle neben der Tür des GMB. »HÖCHSTE SICHERHEITSSTUFE«, stand auf der Kiste geschrieben. »ENTHÄLT UNIVERSALLÖSUNGSMITTEL. BEI SEITENLAGE EXPLOSIONSGEFAHR.« Das wurde auch noch einmal durch Symbole bekräftigt, die wir hastig auf die Seite gemalt hatten und die darstellten, wie ein kroatobaltoslowenisches Strichmännchen in Stücke gerissen wurde, nachdem es die Kiste auf die Seite gelegt hatte. An mehreren Stellen wurde daraufhingewiesen, daß Dr. Redfield zu benachrichtigen sei, darunter stand meine Telefonnummer.
    »Der Atommüll muß durch den GMB kommen«, führte Virgil aus, während er und ich und die sezierte Ratte uns in Sharons Labor entspannten. »Ich habe da unten in dem Tunnel meine Schritte gezählt. Soweit ich erkennen konnte, müßte sich der Fahrstuhl direkt an der nordöstlichen Ecke des Gebäudes befinden. Der GMB ist abgeschlossen und bis Oberkante Unterkiefer mit Alarmanlagen gesichert, aber ich weiß, wie ich reinkommen kann.«
    Viertel vor fünf betraten der hünenhafte Magrov und ein halbes Dutzend weiterer Kroatobaltoslowenen die Müllverwertung. Vor Virgils Augen, der alles durch einige strategisch gebohrte Gucklöcher beobachtete, begannen sie mit einigen ungewöhnlichen Prozeduren. Als erstes öffneten sie die südlichste von sechs Metalltüren zur Rampe. Kurz darauf fuhr ein alter Lastwagen rückwärts vor das Tor, die Hecktüren wurden geöffnet. Zwei Männer in Schutzkleidung, um deren Hälse Gasmasken baumelten, sprangen heraus und wechselten herzliche skythische Grüße mit den B-Männern. Danach wurde eine Menge Ausrüstung aus dem Lastwagen gehievt, darunter ein langer Metallzylinder – eine exakte Nachbildung des Atommüllbehälters – und ein riesiges Maschinengewehr auf einem Zweibein. Danach folgten mehrere kleinere automatische Gewehre, so etwas wie elektronische Ausrüstung und Kisten mit Vorräten. Diese wurden auf einen Rollwagen geladen und zu Virgils Kiste gefahren.
    Virgil war inzwischen klar geworden, daß es sich nicht um einen gewöhnlichen Tag handelte. Wenigstens sprach die Situation seinen Sinn für Humor an.
    Der falsche Atommüllzylinder klappte auf, die beiden Männer mit den Gasmasken kletterten hinein und leg-ten sich aufeinander. Die anderen reichten ihnen Waffen und klappten den Deckel zu. Der Zylinder wurde ebenfalls neben Virgils Kiste abgestellt. Derweil schraubten die B-Männer das Zweibein des großen Maschinengewehrs direkt in den Betonboden der Ladebucht, wo sie die entsprechenden Löcher offenbar schon vorgebohrt hatten. Die Waffe wurde auf die Laderampe gerichtet und mit einem professionellen Gebaren überprüft, das nicht so recht zu Hausmeistern passen wollte.
    Virgils Kiste wurde zum Anlaß einer langen und emotionalen Diskussion in Skythisch. Hin und wieder brüllten Magrov oder ein anderer etwas über Telefon, während sie mit den Zeigefingern auf die Kiste klopften.
    »Hoy!« rief ein B-Mann bei dem Maschinengewehr. Virgil sah Scheinwerfer draußen aufleuchten. Es war
    4:59 Uhr. Ein Höllenlärm ertönte, als die zu allem entschlossenen Hausmeister mehrere tausend Schuß pro Minute zur Tür hinausballerten. Magrov beendete die Diskussion, indem er Virgils Kiste nahm und in den GMB schob.
    Die Schüsse hatten aufgehört, da war Virgil noch nicht ganz zur Tür hindurch. Als die Kiste zum Still-stand kam und er sich wieder orientierte, konnte er sehen, daß er sich in einem etwas kleineren Raum mit einer unterteilten Metalltür in der Außenwand und einem auf dem Boden aufgemalten großen roten Rechteck befand. Rund ein Dutzend hellorangefarbene Abfallcontainer waren durch den Müllschlucker befördert worden und warteten auf einem Tresen auf ihren Ab-transport.
    Mein Telefon läutete um 5:01 Uhr.
    »Professor Rettfielt? Tschuldigung, daß wir Sie so früh am Morrgen wecken. Hier Magrov. Sie haben großen Abfallbehälter bei GMB abgestellt, korrekt?«
    »Ja, das ist korrekt. Universallösungsmittel. Sehr gefährlich.«
    »Is zu groß für Abfallbehälter. Wir missen ihn auf Seite legen.«
    »Nein! Das ist gefährlich. Sie werden in Stücke gerissen.«
    »Was machen wir

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