Big U
auf die neun blutigen Leichen, die er dorthin geschleppt hatte, damit sie nicht auf der Plattform lagen. »Nachdem du nun die Leichname mehrerer auf brutale Weise ermordeten Individuen gesehen hast, könntest du zu dem Schluß gelangen, die Tatsache, daß ich sie dir so dramatisch gezeigt habe, bedeute eine nonverbale Drohung. Danach könntest du entscheiden –« Aber der Fahrer hatte sich schon entschieden und lief zu dem Hebel am Heck des Lastwagens. Der Beton wurde in Nullkommanichts in das Loch gekippt. Der Fahrer wartete nicht einmal darauf, daß ihm eine offizielle Quittung der amerikanischen Megaversität ausgestellt wurde.
Danach trafen den Rest des Vormittags etwa alle fünfzehn Minuten Lastwagen ein. Die nachfolgenden Fahrer, die überall feuchten Beton sahen und sich von Virgils offiziellen Quittungen beeindrucken ließen, erwiesen sich als deutlich weniger skeptisch. Um die Mittagszeit waren zwanzig Wagenladungen Beton vor den Schiebetüren unten im Fahrstuhlschacht aufgeschüttet.
Die erste Verladebucht war noch offen. Nachdem die B-Männer den Giftmülltransporter wie ein Sieb durchlöchert hatten, hatten sie den echten Atommüllbehälter herausgerollt und an der Tür stehenlassen. Virgil ließ den letzten Fahrer den Zylinder an der Stelle unter Beton begraben, wo er stand. Mit der Hand strich er eine Stelle glatt und schrieb darauf: VORSICHT. HOCHSTRAHLENDER ATOMMÜLL. UNBEFUGTES BETRETEN HAT STERILITÄT ZUR FOLGE. Sein Tagwerk war vollbracht.
Niemand sonst wußte es, aber die beiden wichtigsten Schlachten des Krieges waren schon ausgefochten worden. Die Kroatobaltoslowenen hatten die erste gewonnen, Virgil die zweite.
Als der eigentliche Krieg anfing, geschah alles sehr schnell. In der kurzen Zeit, in der S.S. Krupp, zwei seiner Kollegen und ich in einen Fahrstuhl einstiegen und wieder daraus entkamen, hatte sich die Situation grundlegend verändert.
S. S. Krupp sah sich veranlaßt, nach dem Aufruhr/der Party der vergangenen Nacht E13S einen Besuch abzustatten, etwa so, wie Jimmy Carter Mount Saint Helens besucht hatte. Als Dozent in Residenz des E-Turms wurde ich natürlich gebeten, die Führung zu übernehmen. Das war besser, als mir Mist von den Stiefeln zu waschen, aber nur ein klein wenig.
Krupp traf um 11:35 Uhr am Eingang des E-Turms ein, unmittelbar nach einer Besichtigung von Bert Nix’ Scheiterhaufen. Angesichts der gräßlichen Umstände, ganz zu schweigen von den Journalisten und SUBlern, die ihm ins Ohr brüllten, machte er einen entspannten Eindruck. Seine Begleiter waren Hyman Hotchkiss, Dekan für studentisches Zusammenleben, sowie Wilberforce (Tex) Bracewill, Verwaltungschef des studentischen Gesundheitswesens. Hyman sah jung, blaß und elend aus. Tex hatte zu viel Gonorrhöe an zu vielen ungewöhnlichen Orten gesehen, um sich von irgend etwas schockieren zu lassen. Sie waren so zivilisiert, daß sie mein BILLS BREW Softball-Shirt mit der Nummer 27 ansahen, als wäre es ein Jackett mit Weste, und mir die Hand schüttelten, als hätte ich ihre Familien früher einmal vor dem sicheren Tod gerettet.
Hier in der Halle führten die sechzehn Fahrstühle und vier Treppen des E-Turms in eine Wüste zerstörter Möbel, verkohlter schwarzer Bretter und überquellender Abfalleimer. Ich wußte noch nichts von den Ereignissen auf E13S und meine Gäste hatten zweifellos noch die verkohlten Überreste von Bert Nix vor Augen, daher wurden wir nicht mißtrauisch, als die Fahrstühle 2, 4 und 1 zehn Minuten lang im dreizehnten Stock festsaßen. Nur Nummer 3 fuhr. Als er bei uns eintraf, war er voll besetzt mit Studenten. Zwei stiegen aus, aber die anderen erklärten mit mürrischen Stimmen, daß sie ihr Stockwerk verpaßt hätten und für die Rückreise an Bord blieben. Aus diesem Grund hatten die Journalisten und Demonstranten keinen Platz mehr; nur wir vier konnten uns hineinquetschen.
Diese zusammengewürfelte Schar fuhr in den von Terroristen beherrschten neunten Stock, wo alle anderen ausstiegen. Als die Türen zuglitten, drehte sich ein Freak, der gerade ausgestiegen war, zu uns um und sagte: »Angenehme Träume, S. S. Krupp.«
Wir fuhren wieder an. »Scheiße!« sagte Krupp. »Wir haben ein Problem. Alle auf den Boden. Tex, haben Sie Ihren .44er dabei?«
Natürlich hatte er das. Zum großen Mißfallen des SUB war Tex ständig bis an die Zähne bewaffnet, weil man einfach nie wissen konnte, ob nicht irgendwelche Drogenfreaks kommen und auf der Suche nach besserem Stoff die Klinik
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