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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Wir werden sie morgen nach dem Weg fragen müssen.«
    »Na gut. Aber ich muss sie sehen. Ich muss alles über sie herausfinden. Ich will alles über diese Gegend wissen.«
    Charity bewunderte den Enthusiasmus ihrer Begleiterin, so übertrieben er auch sein mochte. Aber warum um alles in der Welt wollte sie eine alte Abtei besuchen oder gar eine Destille? Wahrscheinlich ist das alles für sie so neu, wie die Großstadt für mich war ... »Wir sind da«, sagte sie. Sie wurden langsamer, als die Straße abfiel, und plötzlich waren sie mitten in der »Innenstadt« von Luntville. Die Main Street sah ausgeblichen aus – ungleichmäßige, trostlose Gebäude standen auf beiden Seiten. Ein rotes Licht blinzelte in der Ferne. »Luntvilles einzige Ampel«, bemerkte Charity.
    »Aber ... hier gibt es überhaupt keinen Verkehr.«
    »Die meisten Geschäfte schließen um sechs.«
    »Aber ...« Jerrica verlangsamte vor der Ampel und blickte sich staunend um. »Hier gibt es kaum Geschäfte. Sieh doch.«
    Eine weitere traurige Erkenntnis und ein weiterer Beweis für die Krankheit dieser Stadt. Eine ganze Reihe Läden entlang der Geschäftsstraße waren geschlossen, Schilder mit der Aufschrift ZU VERMIETEN klebten an ihren Schaufenstern. Zumindest Hodge’s Farm Market war nicht untergegangen, ebenso wenig Chuck’s Diner, in dem sich sogar tatsächlich ein paar Kunden aufzuhalten schienen.
    »Bieg hier ab«, sagte Charity und zeigte nach rechts. Der Wagen schnurrte um die Kurve und passierte einen weiteren Block aufgegebener Geschäfte. Dann starrte Charity zur Seite und murmelte: »Oh nein, ich glaube es nicht. Sogar die Schule ist geschlossen.«
    Jerrica hielt an und beäugte das schäbige Backsteinhaus mit seinen eingeschlagenen Fenstern und zugeketteten Türen. »Bist du hier zur Schule gegangen?«
    »Jepp. Die Clintwood-Grundschule. Ich fing gerade mit der dritten Klasse an, als der Staat mich wegholte.«
    »Wo gehen die Kinder denn jetzt zur Schule?«
    Charity zuckte leicht mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht fahren sie mit dem Schulbus nach Filbert oder Tylersville.«
    Jerrica rollte langsam weiter. »Bis jetzt muss unsere kleine Fahrt in die Stadt für dich ziemlich deprimierend sein. Die meisten Läden sind geschlossen, deine Schule auch. Die ganze Stadt sieht tot aus.« Doch dann blickte Jerrica über das offene Verdeck. »Warte mal – da ist etwas. Diese Gebäude da hinten.«
    Am Ende der Straße standen sich einige dreistöckige Gebäude gegenüber, genauso trostlos und heruntergekommen wie alle anderen, aber ihre Fenster waren hell erleuchtet und drinnen konnte man gebeugte Gestalten erkennen.
    »Nähereien«, erkannte Charity sofort. »Wenn man nicht Moonshine schmuggeln will, ist das so ziemlich die einzige regelmäßige Arbeit, die man hier finden kann.«
    »Nähereien?«, fragte Jerrica mit einer leichten Schrillheit in der Stimme. »Im Ernst?«
    Charity erklärte: »Das läuft schon so, seit die Bergwerke dichtgemacht haben. Textilhersteller aus anderen Bundesstaaten warten, bis ein Laden den Bach runtergeht, dann mieten sie ihn für ein Butterbrot. Und dann stellen sie Leute aus dem Ort ein, die für sie nähen.«
    »Warum eröffnen sie nicht einfach in ihrem eigenen Staat eine Fabrik und stellen ihre eigenen Leute ein?«
    »Weil sie denen viel mehr bezahlen müssten. Warum soll man im eigenen Staat Leute einstellen, die für sieben oder acht Dollar die Stunde nähen, wenn man genauso gut seine Fabrik hierher verlegen und Frauen finden kann, die es für viel weniger machen? Wenn jemand seit fünf Jahren keine Arbeit hat, akzeptiert er jeden Lohn. Ich schätze, das würde jeder.«
    »Also richtige Ausbeuterbetriebe?«
    »Jepp. Die Schichten laufen rund um die Uhr. Und niemand darf mehr als 31 Stunden pro Woche arbeiten.«
    Jerrica sah sie an. »Warum?«
    »Weil alles über 31 Stunden als Vollzeitbeschäftigung gilt. Dann müsste der Arbeitgeber Arbeitslosenversicherung und höhere Unfallversicherungsbeiträge zahlen.«
    »Mein Gott. Das Land der unbegrenzten Ausbeutung. Was für Arschlöcher.«
    »Sie halten nach jedem Schlupfloch Ausschau, mit dem sie Geld sparen und Arbeiter ausbeuten können.«
    Die Abenddämmerung senkte sich jetzt immer dunkler über den ausgemergelten Verfall von Luntville. Jerrica schaltete die Scheinwerfer an, bog ein paarmal links ab und fuhr zum nächsten Block, wo es weitere Nähereien gab, unterbrochen von verfallenen Gebäuden. Doch dann durchstach ein beleuchtetes Schild die

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