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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Düsternis: DONNAS ANTIQUITÄTEN, und selbst zu dieser späten Stunde war der Laden offensichtlich noch geöffnet, denn gerade in diesem Moment ging ein Mann durch die Vordertür hinein. Auf der Straße näherten sich einige weitere Schatten.
    »Das ist ja wohl das Dämlichste, was ich je gesehen habe«, sagte Jerrica. »Es ist fast neun. Wer geht um diese Zeit noch Antiquitäten kaufen? Und überhaupt, wie kommt man auf die Idee, hier einen Antiquitätenladen aufzumachen?«
    Charity zog eine Augenbraue hoch. »Na ja, weil es nicht wirklich ein Antiquitätenladen ist; das ist nur Tarnung.«
    »Tarnung? Wofür?«
    »Donnas Antiquitäten ist in Wirklichkeit das hiesige Bordell.«
    »Machst du Witze? Ein richtiges, altmodisches Bordell? Ein Freudenhaus?«
    »Ich fürchte, so ist es. Es gibt keine Polizeiwache in Luntville und da Russell County ein weißer Fleck auf der Landkarte ist, gibt es auch keine County-Polizei. Das Einzige, was wir hier an Gesetz und Ordnung haben, kommt vom Staat und einem kleinen Sheriffsdezernat und die haben genug anderes zu tun. Deshalb drücken sie beide Augen zu, solange die Sache nicht aus dem Ruder läuft.«
    »Unglaublich.« Jerrica klang wirklich erstaunt.
    »Es gibt hier auch eine Bar, zumindest gab es mal eine«, erinnerte sich Charity. »Crossroads hieß sie, glaube ich, gleich um die Ecke.«
    »Oh, gut«, sagte Jerrica und wendete. »Ich hoffe, es gibt sie noch, denn ich könnte definitiv einen Drink gebrauchen.«
    »Das ist nicht dein Ernst!«, schreckte Charity auf. »Wir können nicht ins Crossroads gehen!«
    »Warum nicht?«
    »Weil ... na ja, weil ... das nur was für Männer ist.«
    Jerrica grinste. »Was, Bars sind nur etwas für Männer?«
    »Nein, aber ... na ja, sie ist nicht gerade, wie soll ich sagen ... kultiviert. Da geht es eher ungehobelt zu, fürchte ich.«
    »Also mit anderen Worten: eine echte Dorfkneipe?«
    »Ja. Sie haben Dartscheiben und Billardtische.«
    »Oooh, das klingt ja richtig übel.«
    »Wenn wir da reingehen, dann werden sie uns anglotzen. Sie werden versuchen uns anzubaggern! Wirklich, Jerrica, wir sollten da nicht hingehen.«
    Jerrica hörte nicht zu. »Auf geht’s!«, freute sie sich.
    Vor ihnen leuchtete eine blaue Neonreklame auf: CROSSROADS. Eine lange, niedrige Kneipe mit kitschigen blinkenden Lichtern. »Es gibt sie noch«, jubelte Jerrica. Der rote Miata rollte auf den Parkplatz. Musik rumpelte in der Luft, wurde lauter und leiser, wenn sich die Tür der Bar öffnete und schloss. Von drinnen erklangen Gejohle und Geschrei. Der Schotterparkplatz war etwa halb belegt, hauptsächlich von Pick-ups und frisierten Rostlauben, daneben ein paar vernachlässigte Motorräder.
    Jerrica parkte ihren Wagen. Charity gab sich Mühe, nicht zu murren.
    »Komm schon«, beharrte Jerrica. »Lass uns reingehen.«
    Staub wirbelte aus den Ritzen des Holzfußbodens auf, als sie durch den Eingang marschierten, der mit noch mehr grellen, blinkenden Lichtern geschmückt war. Charity folgte zögernd, doch Jerrica war wie elektrisiert. Ja, das war eine Bar wie aus dem »richtigen Leben«: eine echte Spelunke. Jerrica waren Bars natürlich nicht fremd, aber dieser Schuppen hier? Die Schäbigkeit schien so authentisch zu sein – die billigen Tische und geschmacklos gepolsterten Bänke, die Dartscheiben und Flipperautomaten –, und das begeisterte sie. Sie wollte Authentizität für ihren Artikel. Und hier hatte sie sie. Eine Arbeiterkneipe tief in den Appalachen.
    Ihr Artikel sollte mehr enthalten als nur schöne Worte; sie wollte die Menschen beschreiben, die in dieser Umgebung zu Hause waren, und wo gab es eine bessere Gelegenheit, sie zu finden, als hier? Von hier aus, vom Crossroads aus, konnte Jerrica ihre journalistische Reise ins pulsierende Herz dieses ländlichen Niemandslandes starten.
    »Oh, Gott«, flüsterte Charity gequält und packte Jerricas nackten Arm. »Sie ... sie sehen uns an!«
    »Beruhige dich«, tröstete Jerrica sie. Aber es stimmte. In dem Moment, als sie eintraten, richtete sich jedes Auge in der Bar auf sie. Große Männer in Overalls und Arbeitsschuhen. Bierkrüge hielten auf dem Weg zum Mund inne, Gespräche wurden unterbrochen. Alte Männer, von den Jahren gebeugt und gepeinigt, junge Männer, breitschultrig und kraftstrotzend – sie waren alle verschieden, aber alle aus dem gleichen urwüchsigen Ton geformt. Die Jukebox gab blechern eine abgeschmackte Mischung aus Hardrock und Country & Western von sich. Charity drängte Jerrica, sich

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