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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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an einen Tisch an der Wand zu setzen, doch Jerrica bestand darauf, dass sie zwei Plätze an der Theke nahmen.
    Ein hagerer Barkeeper mit Hosenträgern und einem kurzärmeligen Hemd schlenderte auf sie zu.
    »Wirklich, Jerrica!«, flüsterte Charity eindringlich. »Wir sollten ...«
    »Was darf’s ’n sein, Ladys?«, fragte der Barkeeper mit einer hohen, schrillen Stimme.
    »Zwei Heineken, bitte«, bestellte Jerrica.
    Der Barkeeper riss die Augen auf. »Heineken? Hein eken!«, rief er aus, wobei er das Wort wie Hahneken aussprach. »Das’s ’ne amerikanische Bar, Ladys. Wir ham hier nich’ so ’n ausländisches Bier.«
    »Oh, dann zwei ... Buds?«
    Der Barkeeper grinste mit rissigen Zähnen. »Kommen sofort.«
    Charity saß nervös auf ihrem Hocker und rang die Hände im Schoß. »Ich fühle mich idiotisch.«
    Jerrica zündete sich eine Zigarette an. »Warum?«
    »Ich meine, sieh dir doch mal an, wie ich angezogen bin, im Vergleich mit den anderen. Alle hier tragen Jeans.«
    »Im Ernst, Charity. Du machst dir um die unwichtigsten Sachen Sorgen. Was spielt es schon für eine Rolle, was du in einer Bar anhast?«
    »Ich fühle mich einfach unwohl.« Charity senkte die Stimme. »Und was ist mit all diesen glotzenden Männern?«
    Jerrica sah sich um. »Was für glotzende Männer? Du bist paranoid. Niemand beachtet uns. Niemand glotzt uns an. Klar, als wir reinkamen, haben uns alle angesehen, weil sie uns vorher noch nie gesehen haben. Jetzt kümmern sie sich wieder um ihren eigenen Kram. Sieh doch.«
    Charity schielte verlegen die Bar entlang, dann hinter sich. Die anderen Gäste hatten ihre Unterhaltungen wieder aufgenommen. Zwei Männer spielten Billard und beachteten sie nicht. »Gott sei Dank«, flüsterte sie zu sich selbst.
    Mein Gott , dachte Jerrica. Kein Wunder, dass sie Probleme hat, einen Mann zu finden. Kein Wunder, dass sie sie nie wieder anrufen. War Charity immer so verklemmt? Jerrica dagegen hätte sich nicht wohler fühlen können. Durch die Musik hindurch konnte sie Unterhaltungsfetzen aufschnappen. »Der Scheißpflug is’ an ’n Felsbrocken so groß wie ’n Wasserfass gerumst, das sach’ ich dir ...« »Jory sagt, dass ich blöd bin, weil ich ’n D3 mit ’m Motorblock aus Gusseisen gekauft hab’, er sagt, ich hätt’ lieber Alu kaufen soll’n. Scheiße, Mann ...« »Und wie wir dann das Scheißsilo aufgemacht ham – meine Fresse! Drei komplette Morgen Korn komplett vergammelt, weil Roy nich’ wusste, dass er ’n Scheißloch in sei’m Scheißdach hatte!« Zwei junge Frauen, so ähnlich gekleidet wie Jerrica, saßen an einem Tisch am Rand des Schankraumes und rauchten. »Ich sag dir, Joycie«, erzählte die eine. »Ich hab’ echt versucht, meine Zulassung zu kriegen, aber als’s losging, war ich so fertig, weil Druck Watter mich betrogen hat, dass ich nich’ mal die Anmeldung geschafft hab’.« »He, nehm’s nich’ schwer, Süße, die Scheißer vom Staat wollten mir nich’ mal Essensmarken geben. Die sagen, dass ich in der Näherei zu viel verdient hab’! Kannst’ dir das vorstelln?«
    Ja, das war eine andere Welt. So einfach in ihrer Wahrheit und so real und ohne falsche Fassade. Echte Menschen mit echten schnörkellosen Problemen. Eine typische Bar in D.C. wäre voll mit unaufrichtigen Pseudo-Post-Yuppies, die The Lemonheads hörten und mit ihrem neuen Lexus mit Nakamichi-CD-Player und Dolby-Surround-System angeben oder sich darüber beschweren würden, dass die Miete ihres Lofts in Capitol Hill schon wieder gestiegen war.
    Billardkugeln klackten. Dartpfeile tickten in die Korkscheiben. Die Jukebox wechselte zu einem anderen Lied: »Tarwater« von Charlie Pickett.
    Jerrica nippte nachdenklich an ihrem Bier. Sie konnte es kaum abwarten, mit ihrem Artikel anzufangen. Es gab so viel zu sehen, so viel, über das sie schreiben wollte ...
    »Ich habe schon ewig kein Bier mehr getrunken«, brach Charity ihr nervöses Schweigen. »Es schmeckt gut.«
    Wenigstens wurde sie jetzt endlich etwas lockerer. »Siehst du? Ich habe doch gesagt, dass es hier gar nicht so schlimm ist.« Doch jetzt begannen Jerricas Gedanken zu wandern. Vielleicht lag es am Alkohol. Sie würde zwei Wochen hierbleiben. Zwei Wochen, dachte sie. Das war genug Zeit, um ihren Artikel zu schreiben, aber ...
    Verdammt. Halte ich es aus?
    Es war eine beängstigende Frage und eine, die sie sich schon früher gestellt hatte.
    »Ist alles okay?«, fragte Charity.
    Jerrica riss sich aus der plötzlichen geistigen Starre.

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