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Biker's Barbecue (German Edition)

Biker's Barbecue (German Edition)

Titel: Biker's Barbecue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Micke , Tobias Micke
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der man selbst bei geschlossenem Mund (ein seltener Fall) von weitem ansieht, dass sie ein extragroßes Herz haben muss, eine wirkliche „Mutter für alle“.
    Während Debbie uns über alle möglichen Details unserer Reise ausquetscht, beginnen wir zu ahnen, dass diese Fragestunde unter Umständen angenehme Konsequenzen für uns haben könnte. Mit einem kurzen Grinsen klären wir untereinander ab, dass die mörderische Hitze unseren Radeldrang für heute durchaus gestillt hat (obwohl wir noch keine 80 Kilometer geschafft haben).
    Zur Belohnung fürs Stillsitzen (die andere Frau ist scheinbar auch noch Pressefotografin) und die gekonnte Selbstdarstellung (es gibt schließlich nichts, was wir lieber täten) dürfen wir dann gratis ins örtliche Schwimmbad. Debbie scheint auch die Ziehmutter des Mädchens an der Kasse zu sein („Hi, these boys are gonna go in for free!“) – auf alle Fälle ist jeder Widerspruch zwecklos. Heidi und Brandy, die beiden langbeinigen Bademeisterinnen (hier sagt man natürlich smart „Lifeguards“ dazu), wachen in der Folge geradezu liebevoll über unser kostbares Leben, während wir uns todesmutig in das tosende Schwimmbadwasser werfen.
    Debbie bewirtet und füttert uns. Stolz zeigt sie uns ihren riesigen Bauernhof, ihre endlosen Maisfelder, ihren gigantischen Traktor (mit dem man wohl auch in die Schlacht ziehen könnte) und das Haus ihres Sohnes Mike, der uns – wie sie jetzt schon weiß – gerne für die Nacht beherbergen wird. Während wir Mike ein bisschen kennen lernen, wäscht sie unsere Sachen und verspricht uns ein Abendessen im besten Steakhouse von ganz Amerika, im „Branded Iron“.
    Vor lauter Freude über das bevorstehende Gelage vergesse ich meinen Reisepass auf der Farm. Nicht einmal Debbie, die sonst alles schafft, kann den Barkeeper davon überzeugen, dass ich mit meinen 25 Jahren nun auch schon gelegentlich ein Bier trinken darf. Mike fährt mit mir den ganzen Weg zurück, um den Pass zu holen, nur damit ich heute abend nicht mit trockener Zunge an meinem „Rib eye“ herumwürgen muss. Der Mann weiß halt, was im Leben von Bedeutung ist.
    So sehr wir unser Gedächtnis auch bemühen: Die Steaks im „Branded Iron“ sind mit nichts zu vergleichen, das uns je zwischen die Zähne gekommen ist (weich wie Nacktschnecke, zart wie Babypo, saftig wie Tiefseequalle – aber dieser unvergleichliche Geschmack …). Filet Mignon, das buchstäblich auf der Zunge zergeht; das Besteck braucht man nur, damit man sich in der Ekstase an etwas festkrallen kann.
    Voll gefressen und mit wohligem Lächeln auf dem Gesicht (Debbie hatte das hinterhältig geplant!) geht’s zurück auf die Farm.
    Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so Auto fährt wie Mike: In weit nach vorn gebeugter Haltung faltet er die Hände über dem Lenkrad – gerade, dass er nicht auch noch das Kinn darauf stützt. Mike sagt, das hat er sich beim Traktorfahren angewöhnt. Tatsächlich, wenn man die endlosen Ackerfurchen und die ebenso endlosen schnurgeraden Straßen in dieser Gegend vergleicht, kann man diese evolutionäre Spielart der Automobilistik nachvollziehen.
    Mike droht uns auf der Fahrt an, dass er den Kühlschrank voller Bier hat, sein Bruder Jake wohl mit ein, zwei Freunden zu Besuch ist und außerdem ein Dartsspiel zu Bon-Jovi-Klängen auf uns wartet.
    Jake und sein Freund sind schon ziemlich in Ordnung. So in Ordnung, dass wir schließlich wie bei einem Ländermatch T-Shirts austauschen. Wir haben jetzt jeder eins mit der Aufschrift „Jake’s Sweetcorn“ und einem riesigen gelben Maiskolben drauf. Jake ist dafür begeisterter Besitzer des Studentenkonto-Spargeschenk-Hemds einer österreichischen Bank. Die Pfeil-und-Bier-Session dauert die ganze Nacht, und Mike überfällt uns gegen zwei Uhr hinterrücks mit ein paar Flaschen „Goat’s Breath“, die er irgendwo aus einer finsteren Gruft hinter dem Haus geholt haben muss: Dieses lokale Micro-Brew ist so stark und übel riechend, dass es wohl besser als Riechsalz oder Hustensaft einzusetzen wäre, statt es auf ahnungslose Dünnbiergenießer loszulassen.
    Ob da wohl echte Ziegen drin sind?
    Nachdem Tobi die Sache mit dem Ziegenbier zu haarig ist, muss ich wieder dran glauben: Ich ziehe mir den gesamten „Ziegenatem“ selber rein und hauche Tobi dafür zur Strafe ordentlich ins Gesicht (vermutlich ist so auch der Name für dieses wunderliche Gebräu entstanden).

    Oasen
    Ach, in Iowa ist ja so vieles anders! Was für eine wilde Gegend:

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