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Biker's Barbecue (German Edition)

Biker's Barbecue (German Edition)

Titel: Biker's Barbecue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Micke , Tobias Micke
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Sternschnuppen auch zwei Satelliten auf ihrer Bahn beobachten kann.
    Während mir bei all den Sternschnuppen schön langsam die Wünsche ausgehen, erzählt uns Angel – der man das gar nicht ansieht –, dass sie eine der tausend schnellsten Frauen der Welt ist: Sie läuft die 400 Meter so deutlich unter einer Minute, dass sie deswegen sogar im US-Nachwuchskader ist. Nicht schlecht! – Wie hat sie das bloß geschafft?
    Angel hat im College (oder war’s die High School) den liebevollen Kosenamen „Schwarze Witwe“ verliehen bekommen, auf den sie sichtlich stolz ist. Schwarze Witwen (so sagt man jedenfalls) fressen ihre Männchen nach der Paarung auf. – He, damit hätten wir wenigstens eine mögliche Erklärung für ihre 400-Meter-Fabelzeiten: Angels spezielle Läuferdiät …
    Unprofessionell, wie wir nun mal sind, fallen uns dazu aber nur blöde Witze ein („Wer bei der Angel anbeißt, ist ein armer Wurm …“). Und als Angel schließlich verkündet, ein einzelner Mann sei für sie zu wenig, wird uns schlagartig klar: Die böse Angel hat schon wieder nicht ordentlich gefrühstückt!

    14.
    Willkommen im Gelbsteinpark Schild

    Endlich der Yellowstone Park! Die Anfahrt ist traumhaft, akustisch untermalt vom lieblichen Geplätscher des Shoshone River. Und die Straße steigt wider Erwarten nur unmerklich an, eigentlich ziemlich mickrig dafür, dass dies schon die Rockies sein sollen.
    Als wir kurz nach 18 Uhr den Parkeingang erreichen, erklärt uns der Ranger, dass wir bis 21 Uhr Zeit haben, den 30 Meilen entfernten Campingplatz zu erreichen. Dann ist’s nämlich dunkel, die Straßen werden gesperrt und die Bären kommen aus dem Wald (huhuuh!).
    Immerhin kann niemand behaupten, dass man in Yellowstone für sein Geld nichts kriegt: Direkt nach der Maut (4 Dollar für Radfahrer) wird die Straße sofort steiler. – Wir klettern unbeirrt weiter, lassen uns Zeit und fotografieren ausgiebig die Landschaft.
    Fotografieren ist irgendwie wie einkaufen: Man kann sich vor Ort in einen gewissen Rausch hineinsteigern – aber ob man das erwischt hat, was man eigentlich wollte, merkt man erst, wenn man wieder zu Hause ist.
    Dann ein Schild: „Construction Area“!
    Man hatte uns schon vor ein paar Tagen gewarnt: Will man um diese Jahreszeit von Osten in den Park, dann muss man mit umfangreichen Straßenarbeiten rechnen. Aber wir sind ja zäh. Und Straßenarbeiten haben wir auch schon genügend überstanden. – Hochmut und Gleichgültigkeit, in Gestalt zweier Radfahrer, dringen also unbeirrt immer weiter in den Park vor.
    Tatsächlich kommt der Gelbsteinpark über uns wie die sieben biblischen Plagen. Den Anfang machen Schlaglöcher; zuerst nur ganz kleine, dann immer größere. Schließlich tiefe Krater. Dann: triefnasser Gatsch. Prompt rast ein gestresster Tourist mit seinem Van an uns vorbei – damit steht der heutige Speiseplan der Grizzlies bereits fest: „Radfahrer im Schlafrock“.
    Aber das Einsprühen mit dem nassen Lehm kann ich auch selbst ganz gut. In Boston hatte ich mich aus rein ästhetischen Gründen gegen die Montage von Kotflügeln entschieden. Das bereue ich nun ein wenig.
    Bei der nächsten sanften Abfahrt tauchen wir auf einmal mitten in einer Kehre aus dem Schatten des Waldes in gleißendes Gegenlicht. Im selben Moment geht die Lehmstraße in eine Schotterpiste über. Zehn Meter Waschbrett-Querrillen mitten in der Kurve. Wir klammern uns verzweifelt an den schlingernden, schlitternden Rädern fest. Als der Schotter plötzlich tiefer wird, wird die Sache dann richtig gefährlich.
    Einen Kopfsprung in den Kühlergrill eines plötzlich entgegenkommenden Lkws können wir gerade noch vermeiden. Aber der Truck war bloß die Vorhut: Auf einmal wimmelt es nur so von Autos, Bussen und Lastwagen, die die gesamte Landschaft in eine dichte Staubwolke hüllen. Im Blindflug geht’s abwärts. Die nasse Gatsch-Schicht auf unserer Haut wird mit trockenem Staub paniert. An einer strategisch günstigen Stelle halten wir dann an, bis sich der Staub gesetzt hat und wir wieder bis zu unseren Zehenspitzen sehen können.
    Als wir schließlich weiterfahren, sitzt auf einmal ein gutes Dutzend Gelsen auf mir. Ich überlege mir kurz, was sich wohl dagegen unternehmen ließe, dann lasse ich die Gelsen Gelsen sein: Das bisschen kalkulierter Blutzoll ist nichts im Vergleich zu dem Risiko, das ich eingehe, wenn ich mich nicht auf diese „Straße“ konzentriere.
    Plötzlich haben wir so etwas wie Asphalt unter den Reifen.

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