Bilder von dir: Roman (German Edition)
war, von Mona aber dennoch mit einem Nicken gewürdigt wurde, das für den erleichterten Aufschrei stand, den sie viel lieber losgelassen hätte. Nachdem der letzte Teller abgetrocknet und verräumt war, setzte Oneida sich wieder an ihre Hausaufgaben, Mona suchte Arthur, der sich positiv zum Roastbeef geäußert hatte, dann aber sofort vom Esstisch aufgestanden und verschwunden war.
Sie fand ihn in Gesellschaft Oneidas alter Freunde – den Badmintonschlägern, den Klappstühlen und den geschundenen Rechen – auf der hinteren Veranda. Sie setzte sich neben ihn auf eine wackelige Picknickbank (der dazugehörige Tisch war längst verrottet) und lange Zeit sagte keiner etwas.
»Wo … bin ich?«, fragte Arthur endlich.
Monas Herzschlag beschleunigte sich. »Du bist in meinem Haus«, sagte sie. »Dem Darby-Jones. In Ruby Falls.«
Arthur zwinkerte heftig. Er wandte sich ihr zu. »Das dachte ich mir schon«, sagte er. »Aber ich kann … ich erinnere mich nicht, wie ich hierhergekommen bin, denn es fühlt sich alles so … irreal an. Ich weiß nicht … was es bedeutet.«
Er schluckte.
»Ich denke dabei an das, was ich heute getan habe. Diese Collage. Es hat damit zu tun.«
»Du hast zwei leicht zu beeindruckenden Jugendlichen bei einem Betrug geholfen. Vielleicht meldet sich dein Gewissen.« Halt den Mund, sagte sie sich . Halt einfach den Mund und lass ihn das allein durchdenken. Aber sie konnte es nicht. »Ich würde mir deswegen keine Sorgen machen. Es ist so unglaublich gut geworden, dass Dreyer gewiss nicht auf den Schwindel hereinfällt, sie hätten es selbst gemacht.«
Arthur stupste sie mit seinem Knie an. »Würdest du mich küssen?«, bat er.
Aus dieser Nähe konnte man unmöglich die schwarzen Halbmonde unter Arthurs Augen und deren hungrige Verwirrung übersehen. Monas Magen sackte weg. Dann war also die Person, die sie in diesen letzten paar Wochen kennengelernt hatte, doch gar nicht echt – sondern war immer nur ein Wachtraum gewesen.
Oh Amy , ging es ihr durch den Kopf. Fast hättest du ihn umgebracht.
»Bitte«, sagte er. »Bitte, ich denke … ich glaube, ich möchte aufwachen.«
Mona schaute durch die Fenster der Veranda. Jeden Tag wurde es früher dunkel. Der lange Schatten des Hauses dehnte sich über die Wiese bis hin zu den Bäumen aus.
Du verlierst alles, was du dir wünschst, und jeden, den du liebst, ob durch Aufwachen oder durch Sterben, immer verlierst du die Vergangenheit an die Zukunft.
Arthur schniefte. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich weiß gar nicht, worum ich da bitte. Du weißt doch, wie das in Träumen ist: Sie ergeben einen Sinn, haben aber keinen. Nicht, wenn man intensiv darüber nachdenkt.«
Mona leckte sich die Lippen. Sie dachte an den letzten Mann, den sie geküsst hatte – den FedEx- oder den UPS -Typen. (War das nicht schrecklich? Jetzt erinnerte sie sich nicht einmal mehr daran, für welchen Expressservice er gearbeitet hatte). Das war auf ihrer Eingangsveranda gewesen, nicht auf der hier hinten, aber trotzdem. Das scheint dein Schicksal zu sein, Jones, immer küsst du Fremde auf Veranden.
»Daran ist Walt Disney schuld.« Arthur schüttelte den Kopf. »Wer verdammt noch mal wird aufgeweckt durch einen …«
Mona drehte sein Gesicht mit ihren Fingerspitzen zu sich. »Wach auf, Arthur«, sagte sie und küsste ihn auf den Mund.
Sie machte ihm Angst, das spürte sie. Er zog sich zurück, aber nur für eine Sekunde, und als er ihren Kuss erwiderte, kurz und sanft, wurde es ihr ganz warm in der Kehle. Ein Prickeln in beiden Kammern ihres Herzens, das auch elektrisch hätte sein können. Und noch etwas: Sie spürte, dass sie diesem Mann alle verschiedenen Monas, die es jemals gab und jemals geben würde, zeigen konnte. Und dass sie bei ihm sicher wären.
Arthur lehnte sich zurück. Er drehte seine Handflächen um und schüttelte seine Arme aus.
»Ich bin noch immer hier«, sagte er.
Mona nickte. »Dann war es nicht der Kuss der Geliebten.«
Arthur versuchte zu lächeln.
»Ich versichere dir«, sagte Mona, »dieser Ort hier ist sehr real. Und du bist sehr real und ganz hier.«
»Wenn du das sagst.«
»Verdammt, es ist so.«
Er lächelte. »Du küsst deine Tochter mit diesem Mund?«
Nein , sagte sich Mona. Ich küsse Amys Tochter mit diesem Mund .
»Ich glaube, es dauert nur noch – nur noch eine Minute. Oder zwei. Küsst du mich noch mal?«
Mona lächelte ihn an und hätte am liebsten geweint. »Eins nach dem anderen. Ich glaube, dein Kreislauf
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