Bilder von dir: Roman (German Edition)
Teufel , überlegte Eugene, was zum Teufel geht hier vor? Wenn Oneida recht hatte und Mona scharf auf Arthur war, hörte sie dann etwa zum ersten Mal von Arthurs Frau? Und wo war Arthurs Frau, außer nackt am Strand auf diesem Bild?
Eugene atmete geräuschvoll aus. »Sie ist scharf, Mann«, sagte er.
»Äh … danke.« Arthur rieb sich das Gesicht.
Oneida griff nach dem Foto und musterte es mit schmalen Augen.
»Wie heißt sie?«
»Amy«, sagte Arthur.
Oneida legte das Foto kommentarlos zurück auf den Tisch.
Eugene, der Mona nun mehr aus Interesse denn aus Verlangen ansah, bemerkte, wie ihr Körper zusammensackte, als Oneida das Foto zurücklegte. Das stachelte seine Neugier an. Er öffnete den Mund, um Arthur noch eine weitere Frage zu stellen – irgendetwas, damit er weiter von dieser rätselhaften Amy erzählte, wo sie verdammt noch einmal war –, aber Mona sah ihn derart bohrend an, dass ihm die Worte buchstäblich im Hals stecken blieben. Herrgott, sie hatte tatsächlich ein großes Problem mit dieser Tussi. Und Eugene, der sehr wohl wusste, dass er als vernünftiger Gast am besten alles dransetzte, um der Mutter seiner Freundin gewogen zu bleiben, schwieg.
Arthur schob die nicht erwünschten Cornellteile beiseite, räumte die Mitte des Esszimmertischs frei für das Foto seiner fehlenden Frau und dehnte knackend seine Fingerknöchel. Mona drückte die Arme an die Brust, als wäre ihr eiskalt, und Oneida verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte ihr Kinn darauf.
»Gib mir den Kleber«, sagte Arthur. »Und die Schere. Und den Karton.«
Ihr Geschichtsprojekt war eine einzige Katastrophe.
Es gab nie ein weiteres Gruppentreffen. Als Dreyer sie am Donnerstag vor die Klasse zitierte, um ihr Projekt zu präsentieren, standen Eugene, Oneida und Dani in einer Reihe und lasen von Karteikarten jeweils ab, was sie sich zu Ringo, John und Paul notiert hatten, was mit Gekicher und verstohlenen Blicken quittiert wurde. Andrew Lu weigerte sich, überhaupt aufzustehen, und fuhr sich ganz lässig mit dem Finger über die Kehle, als Eugene zu sprechen begann.
Dani machte von allen noch den besten Eindruck.
»Paul«, sagte sie, »wünschte sich verzweifelt, von der ganzen Welt geliebt zu werden. Weil sein Glück und seine Daseinsberechtigung von anderen abhängig waren, was durch die gegenseitige Abhängigkeit in der Gruppe noch begünstigt wurde, entwickelte er nie ein stabiles Selbstwertgefühl. Als er keinen John Lennon zur Unterstützung mehr hatte, schrieb Paul alberne Songs über Liebe, Harmonie der Rassen und seinen Hund und verkaufte dann die gesamten Rechte an den Beatlessongs an Michael Jackson. Daraus sollten wir alle lernen, unabhängig zu werden, um niemals derart unglückliche Entscheidungen zu treffen.«
Eugene applaudierte, wie das auch ein paar der authentischen Wendys taten, die ganz hinten saßen. Dreyer meinte kopfschüttelnd: »Danke, Gruppe drei, für diese erhellenden Ausführungen.«
Es zählte nicht, und Eugene wusste es. Dieses Projekt war unwichtig. Die Highschool war unwichtig. Es kam einzig und allein auf drei Dinge an. Erstens: den Gesichtsausdruck von Astor – Erstaunen, das in Dankbarkeit und schließlich strahlende Bewunderung überging –, als Eugene ihm Arthurs echte Fälschung zeigte. Zweitens: das Flattern in seinem Bauch, als Astor dann tags darauf in einem grünen Impala-Oldtimer vorfuhr und ihm über das Motorengedröhn zuschrie: Gefällt er dir? Er gehört dir, Gene! Und drittens: die warme Last von Oneidas Hand in seiner vor Dreyer und Andrew Lu und allen anderen, im Flur, in der Cafeteria und wenn sie am Ende des Tages zum Parkplatz gingen. Eugene wusste, dass er nicht zu denen gehörte, die auf der Highschool glänzten – doch der Gedanke, es könnte besser werden als es war, machte ihn schwindelig.
Der Gerechtigkeit halber muss man sagen, dass er trunken war vor Glück, als er Oneida verriet, womit sein Vater sich tatsächlich seinen Lebensunterhalt verdiente.
Sie hatten auf dem Feld hinter seinem Haus geparkt. Den Wendells gehörten mehrere Hektar Land, und Astor hatte Eugene vorgeschlagen, Autofahren zu lernen, indem er auf ihrem Grundstück herumdüste, wo keine störenden Telefonmasten oder Briefkästen, Fußgänger oder Polizisten im Weg standen. Die – aufgrund seines Alters zwar noch eingeschränkte – Fahrerlaubnis besaß er bereits, weil er den erforderlichen fünfstündigen Kurs gemacht hatte; zum Parken fuhr er in den hintersten Winkel des
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