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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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für sich behalten, für den Rest ihrer Tage, die zu leben sie keine Chance bekam? Er war der nutzlosen Fragen so überdrüssig, deren Antwort er nie erfahren würde. Aber sie hatte ihr Kind und ihre Freundin ja gar nicht ganz allein gelassen: Sie hatte sie zueinandergeführt. Und indem sie dies tat, hatte sie auch ihrem Ehemann eine Spur aus Brotkrumen zurückgelassen, um sie wiederzufinden. Um sie zu sehen – das erste Mal alles von ihr zu sehen.
    »Was hast du ihr erzählt , Arthur?« Mona ließ sich gegen die Stuhllehne fallen und wickelte die Arme um ihren Körper. Sie war wütend, und ihre Stimme schwankte. »Hast du ihr alles erzählt?«
    »Nein. Ich habe ihr nur erzählt, dass Amy sie ausgetragen hat. Sie bekommen hat. Dass du sie gefunden und nach Hause gebracht hast.«
    Mona schloss die Augen.
    »Dann weiß sie also, dass ihre Mutter sie verlassen hat. Du blöder Mistkerl.« Mona wandte ihren Blick ab und ließ melodramatisch die Schultern hängen. »Und weißt du, was das Lustige daran ist? Möchtest du die Pointe hören, Arthur? Heute Morgen habe ich mich richtig schlecht gefühlt, weil ich dir das angetan habe.«
    »Du hast mir nichts getan.« Er schniefte, spürte, wie seine Nasenöffnungen mit Blut verklumpten, und drückte seinen Hemdsärmel an die Nase. Musste man den Kopf nach hinten oder noch vorn hängen lassen, wenn man Nasenbluten hatte? Der Schmerz tat gut. Er war verdient. Fast wünschte er sich, sie würde noch einmal zuschlagen.
    »Ich habe Max Morris angerufen.«
    Seine Beine gaben nach, und er fiel unsanft auf die Couch.
    »Vor zwei Tagen. An dem Morgen, nachdem ich dir alles erzählt hatte, was in Jersey passiert ist.«
    »Aber …«
    Mona deutete auf seinen halb gefüllten Rucksack, der im Türrahmen zum Schlafzimmer lehnte. »Sieh nur, was du da machst. Sieht aus, als würdest du packen. Du weißt, dass du nicht hierbleiben kannst. Du weißt, dass du nach Hause gehen und dein anderes Leben beenden musst.«
    »Aber wie hast du überhaupt herausgefunden …«
    »Es gibt da dieses kleine Ding namens Internet. Entschuldige, dass ich mich eingemischt habe. Man versteckt sich heute nicht mehr. Heute kann sich keiner mehr verstecken. Ich meine, wie, verdammt noch mal, hast du mich gefunden?«
    Er rieb sich sanft seinen Nasensattel und untersuchte seinen Ärmel, der vom Blut vollgesogen war und jetzt ein Rorschachbild zeigte, das nach gar nichts aussah: nur sein eigenes kirschrotes Blut, formlos verschmiert, das sich jeder Begründung und Interpretation entzog und weder Bedeutung noch Lösung enthielt.
    »Ich wollte es dir am Freitag erzählen«, sagte er. »Als ich mit dem Schuhkarton zu dir ins Zimmer kam, da wollte ich dir erzählen, wie ich hierherkam.« Er drückte mit seiner Fingerspitze auf den Nasensattel und wurde dafür mit einer erneuten Schmerzwelle belohnt. »Ich fass es einfach nicht, dass du mich geschlagen hast.«
    »Erzähl es mir jetzt, Arthur. Erzähl mir, was verdammt noch mal dieser Schuhkarton mit all dem zu tun hat.«
    Der Schuhkarton thronte auf dem Couchtisch, wie er das schon seit Wochen tat, und drängte sich wie ein rosa Elefant in ihr Blickfeld. Er nahm den Deckel ab und schob ihn zu ihr hin, bis eine Ecke über den Tischrand ragte. Die Postkarte lag obenauf.
    »Sie kam, bei allem, was ich finden konnte, einem Testament am nächsten.« Mona, die noch immer stand, verweilte erwartungsvoll über dem offenen Karton, bis Arthur nickte und sie hineingriff und die Karte nahm. »Ich gestehe, ich – ich wollte die Teile, die sie zurückließ, für mich haben. Ich dachte, deine Erinnerungen nutzen zu können, um sie zu entdecken, um herauszufinden, was sie damit meinte.«
    Monas Lippen bewegten sich beim Lesen.
    »Nicht im Traum hätte ich gedacht, dass sie eine Tochter meinte«, sagte Arthur.
    Mona runzelte die Stirn. »Hat sie auch nicht«, sagte sie.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Sie hat das 1993 geschrieben. Gleich nachdem sie New Jersey verlassen hatte. Sie erfuhr erst Jahre später, dass ich Oneida behalten hatte. Vier – fünf Jahre später.« Mona sog ihre Lippe ein. »Das ist der Grund, weshalb du es Oneida erzählt hast, nicht wahr? Diese Postkarte. Du glaubtest, Amy wollte sie wissen lassen, dass sie etwas Besonderes war. Dass Amy sie für mich dagelassen hat, mir dagelassen hat? Wie ein Vermächtnis.«
    »Ja«, sagte Arthur.
    »Ist dir je in den Sinn gekommen, dass Amy genau wusste, wo ihre Tochter war, aber nie versucht hat, Kontakt zu ihr

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