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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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»was ist los? Mal abgesehen von – allem anderen.«
    Arthur nickte und bedankte sich fürs Kommen, wofür er nicht im Geringsten dankbar war. Es schmeichelte ihm, dass Max so weit gereist war, um die erste Person aus seinem alten Leben zu sein, die in dieses Halbleben eindrang, das sich nun langsam dem Ende zu neigte, und er war dankbar, dass Mona so weit mitgedacht hatte, dass Max, und nicht jemand aus seiner Familie, am besten geeignet wäre, ihn wieder zurückzugeleiten. Aber ihm wäre es viel lieber gewesen, er wäre gar nicht entdeckt worden.
    Wofür er Max wirklich danken wollte, war, dass dieser ihn in jener ersten Nacht allein gelassen und somit den ersten Stein ins Rollen gebracht hatte. Wäre Max geblieben, wäre Arthur niemals nach Ruby Falls gekommen. Arthur hätte weder Oneida noch Mona kennengelernt und nie erfahren, wer Amy wirklich war und immer gewesen war: eine rätselhafte, anziehende und grausame Schöpferin.
    Er wünschte, Amy wäre nie zurückgekommen.
    Nachdem Mona gegangen war, hatte er die Teile des pinkfarbenen Schuhkartons von seinem Körper gefegt wie ein Mann, der glaubt, er sei mit etwas Unreinem besudelt, etwas Kriechendem, aber sie war noch immer da, saß auf dem Couchtisch und war mehr sie selbst denn je. Er konnte Amys Körper – ihren ganzen Körper – in seinen Händen halten und er konnte sich nichts vormachen. Er hielt Amy in seinen Händen und sagte sich: Das bist du also. Das ist alles, was von dir übrig ist. Die Teile, die ich liebte. Die Teile, die Mona kannte und Grund hat zu hassen. All die Teile von dir, die immer da waren: nicht mehr fehlen, darauf warten, gefunden zu werden, sondern sicher hier in meinen Händen ruhen.
    Er wusste nicht, was er mit ihr machen sollte, wusste nicht, was sie wollte. Nicht mehr. Die Sicherheit, die er empfunden hatte, als er die Postkarte fand, und auch dann noch, als ihm klar geworden war, dass Amy wollte, dass er ihren Erben benannte, war verschwunden. An ihrer Stelle saß ein dumpf klingender Schmerz, der sein Brustbein wie eine Stimmgabel schwingen ließ. Der Schmerz war verständlich: Amy war endlich, und ob er sie nun trotz der Dinge liebte, die sie getan hatte, war irrelevant. Ihre gemeinsame Zeit war vorbei. Und daran konnte er nichts ändern. Das war sein Leben, und bis auf einen dickleibigen Kater mit einem Überlegenheitskomplex war er allein.
    Und doch nicht ganz allein, nie allein in diesem Haus, wie er beim Abendessen bemerkte. Max saß auf Oneidas Platz und Anna und Sherman gifteten sich mehr als sonst an, während Bert sowohl Max als auch Arthur wie ein Scharfschütze ins Visier nahm. Mona hatte eine riesige Pfanne Ziti gemacht. Und Arthur wünschte sich, genügend Appetit zu haben, sie sich mit angemessener Begeisterung schmecken zu lassen: einer Begeisterung, die besagte: Ich kann dir gar nicht genug danken für alles, was du getan hast, kann mich nicht genug entschuldigen für alles, was ich getan habe und was Amy tat. Aber ich glaube, es könnte ein Anfang sein, wenn ich dieses Essen jetzt in mich hineinschaufle.
    Er schob sich eine Gabel in den Mund und verbrannte sich die Zunge am heißen Käse.
    Mona achtete gar nicht darauf. Sie hatte ihn ignoriert, seit Max eingetroffen war, zu sehr mit ihrer Sorge um Oneida beschäftigt, wie Arthur nur vermuten konnte. Arthur ging davon aus, dass sie die Polizei informiert hatte, aber er wusste es nicht, sie erzählte ihm nichts. Als Bert fragte, ob Oneida auch zum Essen kommen werde, hörte Arthur, als Mona antwortete, ihre Tochter esse bei einem Freund zu Abend, wie belegt ihre Stimme klang.
    »Ach, das ist gut für sie«, sagte Anna. »Sie hat sich immer so schwergetan, Freundschaften zu schließen.« Ihre Augen wurden schmal. »Oder ist er mehr als bloß ein Freund?«
    »Nur ein Freund«, sagte Mona. Sie stach in ihre Ziti.
    »Anna, erzählen Sie doch mal, womit Sie Ihren Lebensunterhalt bestreiten«, warf Max fröhlich ein. Arthur lächelte dankbar. Er hatte Max bereits erzählt, dass die Tochter vermisst wurde, und auch die Rolle erwähnt, die er bei dieser Flucht spielte – und die Geschichte hinter seiner geschwollenen, violett anlaufenden Nase. Als Arthur damit fertig war, hatte ein beeindruckter Max seine früheren Worte wiederholt: Gott segne Desdemona Jones .
    Annas Wangen rundeten sich, als sie lächelnd antwortete: »Ich bin Tierärztin. Landtierärztin. Hunde, Katzen, Pferde, hin und wieder auch ein Meerschweinchen. Einmal habe ich auch eine Ziege mit Asthma

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