Bilder von dir: Roman (German Edition)
das tust?«, erkundigte sich Max.
Nein .
Arthur rieb das weiße Blütenblatt eines Stiefmütterchens aus getrocknetem Fondant, der noch immer süß auf der Zunge schmeckte, zwischen Daumen und seinem gekrümmten Zeigefinger. Dann warf er die Krümel aus dem Fenster, hinaus ins Schwarze neben dem Highway, wie er das ständig in Abständen von fünfzehn Minuten tat, seit sie Ruby Falls verlassen hatten.
»Woher hast du das denn?«
»Mona.«
Arthur reichte ihm ein Blütenblatt. »Man kann sie essen. Aber beiß nicht drauf. Das kostet dich sonst einen Zahn.«
»Autoreise! Aha!«, sagte Max mit entstellter Stimme, weil er das Blütenblatt im Mund hatte. Er lächelte, um Arthur zu zeigen, dass er noch immer so verdammt glücklich war, ihn zu sehen, aber er machte sich selbst etwas vor, wenn er glaubte, Arthur würde ihn nicht durchschauen und um seine Sorge und Angst wissen, die er wirklich empfand.
Seit sie Monas Einfahrt verlassen hatte, hatte Arthur kaum etwas gesagt. Die erste Stunde auf dem einspurigen Highway nach Syracuse hatte er nur die beiden Gegenstände in seinen Händen angestarrt, während sein erwachendes Gehirn sich dehnte und gähnte und alles filterte wie eine Kaffeemaschine. In der einen Hand hielt er das kleine Paket mit Amys Asche, in der anderen das GPS-Gerät, das Max mit dem Auto gemietet hatte. Zusammen mit der Tüte übrig gebliebener Fondant-Blütenblätter, die er in der Bauchtasche seines Sweatshirts gefunden hatte, wo Mona sie beim Abschied hineingeschoben hatte, verrieten sie ihm, was er als Nächstes zu tun hatte und wie es dann weiterging.
Er lächelte Max an, als wolle er ihm zeigen, dass alles so lief, wie es sollte. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich weiß genau, wo wir hinfahren. Und jetzt ist sogar das GPS einverstanden.«
»Bist du dir auch sicher, dass dieses Ding hier draußen überhaupt Funkkontakt hat? Wo immer … wir auch sind?« Max reckte seinen Hals über das Lenkrad, aber es gab außer Highway und Rücklichtern und Meilenanzeigern nichts zu sehen.
»Wir nehmen die nächste Ausfahrt, die in die Pennsylvania Turnpike übergeht.«
»Die – was?« Max blinzelte. »Fahren wir nach Pennsylvania? Wie sollen wir da nach Massachusetts kommen?«
»Habe ich mich während all der Zeit, die wir durch Stadt und Land von Los Angeles gefahren sind, jemals verfranst?« Arthurs Herz schlug schneller. »Vertrau mir, Max.«
Er musste Max zugutehalten, dass er Arthur – der selbst ein schlechtes Gewissen hatte, Max auf diese Weise zu manipulieren, denn schließlich war dieser, ohne lang zu zögern und ohne zu fragen einfach so zu ihm gekommen – nicht fragte, welchen verdammten Plan er verfolgte, bis sie nach Philadelphia hineinfuhren.
»Mir ist es egal, wenn du nicht nach Hause kommen willst, Arthur.« Max war an der ersten Tankstelle abgebogen, nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatten. »Das verstehe ich. Aber sag es mir. Spiel nicht mit mir. Sag mir einfach, wohin wir fahren.«
Arthurs Blick war auf das Paket gerichtet, das er in seinen Händen wiegte und das Amy war.
»Wir werden den Kraken freilassen«, sagte er.
Harryhausens Krake, erzählte er Max, war Amys Lieblingsmonster. Sein Herr und Meister Poseidon ließ ihn auf Zeus’ Befehl hin frei – um Städte zu zerstören, Jungfrauenopfer zu verlangen und den Athenern eine Heidenangst einzujagen –, und als seine Arbeit getan war, tauchte er ab in sein Heim in den Tiefen. Selbst als er getötet wurde, als das Haupt der Medusa seinen mächtigen Leib zu Stein erstarren ließ, zerfiel er in Stücke und sank auf den Grund des Meeres, um dort zerstückelt, aber ungestört zu ruhen.
Er ließ unerwähnt, dass Amy, als ihr nach Verstecken zumute war, genau diesen Streifen Meer wählte, dem sie sich jetzt näherten, und dass Amy die Zeit zwischen der ersten und der zweiten Phase ihres viel zu kurzen Lebens an diesem Meer mit derselben Frau zugebracht hatte, die Arthur kürzlich dabei geholfen hatte, ein ähnliches Halbleben zu überstehen. Es schien ihm nicht wichtig, es Max zu erzählen, der schon glücklich war, den Ozean von Arthurs Wahl anzusteuern, nachdem ihm Arthur wenigstens eine bruchstückhafte Begründung dafür gegeben hatte. Sie fuhren durch das nordöstliche Pennsylvania nach New Jersey, wo das Land flach und grün, tief und feucht war, als sie sich der Küste näherten.
Um ein Uhr morgens erreichten sie die Stadtgrenze von Ocean City.
Die Straßen waren jetzt in der Nachsaison dunkel und
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