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Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick

Titel: Bille und Zottel 01 - Pferdeliebe auf den ersten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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hatte, war sie noch einmal zum Lohmeierschen Haus zurückgegangen, um sich für Zottels Untaten zu entschuldigen. Sie hatte geklingelt und geklopft, aber Frau Lohmeier hatte ihr nicht geöffnet. Frau Lohmeier hatte die Kaffeekränzchendamen für heute abbestellt, nachdem sie unter Tränen und in leuchtenden Farben am Telefon das Unglück geschildert hatte - und den Schock, den sie dadurch erlitten hatte, und war mit einem Migräne-Anfall zu Bett gegangen.
    Was sollte Bille machen? Ratlos war sie zum Stall zurückgebummelt. Die Lust auf eine Reitstunde war ihr für heute vergangen. Wäre doch wenigstens Petersen dagewesen, damit sie ihm den ganzen Vorfall hätte beichten können! Karlchen und Hubert würden höchstens einen Lachanfall bekommen, wenn sie ihren Bericht hörten.
    Natürlich hatte sie Karlchen die ganze Geschichte dann doch erzählt und der erwartete Lachanfall war nicht ausgeblieben. Karlchen wieherte, jaulte und schluchzte. Er war nie sehr gut auf Frau Lohmeier zu sprechen gewesen, und daß Zottel ihr einen solchen Streich gespielt hatte, bereitete ihm ein diebisches Vergnügen.
    „So komisch ist das gar nicht“, hatte Bille leise gesagt, „mach mir lieber mal einen Vorschlag, was ich jetzt tun soll!“
    „Gar nichts“, hatte Karlchen gekeucht, und verzweifelt nach Luft geschnappt. „Warte doch erst mal ab. Vergiften wird sie den Gaul ja nicht gleich.“
    Das war nicht gerade ein Trost gewesen, und weitergeholfen hatte es ihr auch nicht.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, hatte Bille dann abends auf dem Hof gewartet, bis Herr Tiedjen zurückkam, um bei ihm eine Generalbeichte für Zottel abzulegen, ehe er den Vorfall von den erbosten Lohmeiers erfuhr. Aber das hatte alles nur noch schlimmer gemacht.
    Herr Tiedjen war nervös und übermüdet gewesen, zudem hatte er Sorgen mit Nathan, der seit heute vormittag lahmte und für das nächste Turnier gemeldet war. Herr Tiedjens Laune war tief unter dem Gefrierpunkt gewesen, und als er Billes Bericht hörte, winkte er nur ärgerlich ab.
    „Kind, für solche Mätzchen habe ich jetzt wirklich keine Zeit. Mach das mit Herrn Lohmeier ab, ich habe jetzt weiß Gott andere Sorgen!“
    Bille war wie ein begossener Pudel nach Hause geschlichen und hatte sich über den Eimer Johannisbeeren hergemacht. Beim Entstielen der Beeren fuhren ihre Gedanken Karussell, ihre Ängste steigerten sich ins Riesengroße, sie sah Zottel verstoßen, zum Tode verurteilt, verladen und zum Pferdemetzger gebracht. Der Kloß in ihrem Hals wuchs und schwoll und ein kleiner Tränenbach lief an der Nase herunter und schmeckte salzig und nach bitterer Verzweiflung.
    Ein paarmal hatte sie angesetzt, Mutsch alles zu erzählen, aber dann hatte sie es doch lieber bleibenlassen. Wußte sie denn, ob Mutsch die Geschichte nicht zum willkommenen Anlaß nehmen würde, ihr die Reiterei wieder zu verbieten? Nein, sie mußte die Lösung selbst finden.
    Wäre doch wenigstens Onkel Paul in der Nähe! Aber der war jetzt so mit der Fertigstellung seines Spar-Marktes beschäftigt, daß er manchmal erst gegen Mitternacht nach Hause kam und vor Tagesanbruch schon wieder nach Leesten hinüberfuhr. Trotzdem war Onkel Paul wohl der einzige, der helfen konnte. Onkel Paul - und Petersen. Mit diesem Gedanken war Bille schließlich eingeschlafen — einer unruhigen und kurzen Nacht entgegen.
    Kurz vor vier Uhr morgens war sie wieder hellwach. Sie beschloß, von Sorge getrieben, sofort nach Zottel zu sehen. Leise zog sie sich an und schlich aus dem Haus.
    So früh war sie noch nie draußen gewesen. Die Sonne kam hinter dem Horizont herauf, auf den Wiesen lag der Morgennebel und die Kühe standen darin wie in einem See aus Milch, sie sahen aus wie fremde Wesen aus einem Märchen. Erste Vogelstimmen wurden laut, und drüben auf dem Hof krähte ein Hahn. Die Luft roch würzig nach feuchtem Gras, und der Zauber dieser Morgenstimmung nahm Bille so gefangen, daß sie ihren Kummer vergaß und sich fühlte, als seien diese verzauberte Welt und sie selbst gerade eben erst erschaffen worden und all dieses gehöre ihr ganz allein.
    Im Stall war es noch ruhig. Bille schlich sich zu Zottels Box. Er mußte sie gehört haben, denn er stand erwartungsvoll an der Tür und begrüßte sie mit seinem dunklen, verhaltenen Wiehern.
    Bille betrachtete ihn eingehend.
    „Na, du Schlingel? Wie ist dir der Kuchen bekommen? Bist du ganz in Ordnung?“
    Tatsächlich schien ihm das üppige Festmahl nicht das geringste ausgemacht zu

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